Angestellte stellen Produktionsabläufe auf den Kopf. Algorithmen werfen die Produktionsplanung um. Das hat bei Unternehmen, bei denen noch hierarchisches Silodenken verankert ist, noch vorgestern Kopfschütteln ausgelöst beziehungsweise war das Wort Algorithmen noch unbekannt. Heute und morgen können daraus Erfolgsfaktoren entstehen. Die Zeiten sind hektisch. Fast alles wird digitalisiert, was digitalisiert werden kann. Stichworte wie Industrie 4.0 oder das Internet der Dinge weisen auf neue Wellen einer digitalen Revolution in den Industriewelten hin. Dies verändert unsere Arbeitswelt schnell und tiefgreifend. Diese Revolution kommt aber nicht über Nacht. Sie ist ein Prozess, und sie kann und muss gestaltet werden. Unternehmensverantwortliche und Beschäftigte sollten auf Augenhöhe betriebswirtschaftliche Lösungen entwickeln, die auch in die Gesellschaft ausstrahlen. Sonst gewinnen Populisten, nicht nur in den USA, Wahlen. Es gibt einfachere Herausforderungen, man muss sich ihnen aber stellen.

Sich dem Wandel stellen
Das ist der Hintergrund, um mit Marc Steinkat, Chief Executive Officer (CEO) der Commerzbank in der Schweiz, nach der Vorstellung der neusten Studie (Unternehmen Zukunft: Transformation trifft Tradition) ein Gespräch zu führen. Die Studie hat den Titel «Unternehmen Zukunft: Transformation trifft Tradition». Für diese Studie wurden rund 200 Führungskräfte in der deutschsprachigen Schweiz befragt. Nachdem die Vorjahresstudie insbesondere die technische Seite der Digitalisierung in der Wirtschaft beleuchtet hat, liegt der Fokus der mittlerweile vierten Schweizer Studienausgabe auf dem Wandel in der Unternehmens- und Führungskultur. Es ist fast ein Allgemeinplatz, dass erfolgreiche Digitalisierung einen weitreichenden Wandel in der Arbeitsorganisation, in den Köpfen der Mitarbeiter – kurz: in der gesamten ­Unternehmenskultur braucht. Die Initiative UnternehmerPerspektiven der Commerzbank geht mit ihrer vierten Schweizer Studie den Fragen nach, die Unternehmer, Manager und Kadermitarbeiter stellen, wenn sie diesen Wandel erfolgreich gestalten wollen.

Das Fallbeispiel die Finanzbranche
Zunächst sind Banken selbst von unterschiedlichen Transformationen und Herausforderungen betroffen, die in zentralen Punkten selbst mit der Transformation in Richtung Digitalisierung zu tun haben. Gehen wir die wichtigsten Punkte durch. Erstens belastet das niedrige Zinsumfeld die gesamte Bankenindustrie. Mittelfristig ist hier keine Veränderung in Sicht. Zweitens sind regulatorische Initiativen und der weitere Ausbau von Compliance mit Investitionen für Banken verbunden. Drittens wird der margenschwache Bankenmarkt von technologiebasierten neuen Wettbewerbern weiter unter Druck gesetzt. Die Digitalisierung konfrontiert Bankverantwortliche mit neuen Wettbewerbern. Viertens wollen jüngere Generationen anders kommunizieren. Die Antwort auf diese Punkte heisst bei der Commerzbank: Commerzbank 4.0. Wie wird dieses Schlagwort gefüllt? Die Commerzbank wandelt sich zu einem digitalen Technologieunternehmen, das über alle Kanäle Kundennähe sucht und über die Digitalisierung von Prozessen schneller und effizienter werden möchte. Der damit einhergehende Stellenabbau im Mutterhaus wird dadurch abgemildert, dass in verschiedenen Wachstumsfeldern rund 2 300 neue Arbeitsplätze entstehen. Dabei ist interessant, dass sich die 1870 von Hamburger Kaufleuten gegründete Commerzbank weiterhin auf ihre Wurzeln konzentriert. Die internationale Begleitung von Unternehmen. Tradition trifft sozusagen Transformation. 

Neue Arbeitsstrukturen
Zurück zur Schweizer Volkswirtschaft. Aktuell droht der derzeitige Fachkräftemangel den Vorsprung der Schweizer Wirtschaft auszubremsen. «Digitalisierung ist im Hochlohnland Schweiz von zentraler Bedeutung, damit die Unternehmen im Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben und den Industriestandort attraktiv halten können», betont Marc Steinkat, Chief Executive Officer (CEO) der Commerzbank Schweiz, bei der Vorstellung der Studie. 

Dabei sind hierarchische Strukturen, die ja auch in Banken eine lange Tradition haben, eher hinderlich. Teamwork, individuelle Freiräume zur Gestaltung eigener Projekte und mehr Verantwortung für einzelne Mitarbeiter sind schon heute in vielen Unternehmen Standard. Damit die Unternehmen aber an der Spitze der digitalen Transformation bleiben, braucht es neue Arbeitsstrukturen und Spezialisten. Denn der Mangel an Fachkräften führt bei der Hälfte der Befragten zu Problemen, neue digitale Technologien in die Unternehmensabläufe einzubinden. 48 Prozent sehen sich bei der Umsetzung neuer Geschäftsideen auf Basis digitaler Technologien behindert. «Die Studie zeigt, dass die Mentalität in den Unternehmen stimmt. Doch insbesondere Innovations- und Digitalisierungsvorhaben scheitern häufig an fehlendem Personal. Der vergleichsweise kleine Schweizer Arbeitsmarkt spürt die Auswirkungen der neuen Anforderungen durch die Digitalisierung und den demografischen Wandel damit besonders stark», so Steinkat. 

Personalbedarf besteht über alle Qualifikationsklassen hinweg. Jedes zweite Unternehmen meldet Bedarf an Berufseinsteigern und Professionals. Besonders gross ist die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften mit mehrjähriger Berufs­erfahrung (71 Prozent). Die Unternehmen versuchen offenbar, die «digitalen Defizite» bei Teilen der Belegschaft über Neueinstellungen auszugleichen. Fachkräfte werden nicht nur im Inland gesucht: 49 Prozent der Unternehmen rekrutieren qualifiziertes Personal direkt aus dem Ausland. Für das Inland stellt sich aber die Frage, warum Unternehmen und auch die Angestellten nicht noch mehr in eine richtige Weiterbildung investieren. Offensichtlich behindern hier immer noch klassische Karrierewege einen Wandel. 

Die Weiterbildung der bestehenden Belegschaft, insbesondere älterer Mitarbeiter, wird dabei oft unterschätzt. Nur 24 Prozent der Unternehmen richten jenseits der klassischen Karrierewege Expertenlaufbahnen ein, obwohl die Mitarbeiter durchaus Interesse an Weiterbildungen haben. Insgesamt steigt jedoch nicht nur der Anspruch an die eigene Qualifizierung. Mitarbeiter haben auch höhere Ansprüche an die technische Ausstattung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Einbindung in strategische Entscheidungen.

Operative Umsetzung
Wie können nun die neuen digitalen Welten in die unternehmerische Praxis eingebaut werden? Marc Steinkat hat dazu einen interessanten Vorschlag. «Es geht darum, einen qualifizierten Kern von Transformatoren des digitalen Wandels im Unternehmen zu etablieren.» Diese können dann praktische Vorbildfunktionen übernehmen. So können die digitalen Umbrüche erfolgreich gestaltet werden. Die Commerzbank begleitet ihre Kunden dabei. 

Vorstellung der Studie
Die Initiative UnternehmerPerspektiven greift aktuelle Themen auf, die Unternehmen in Deutschland und der Schweiz bewegen. Sie will Antworten auf die wesentlichen Herausforderungen geben und neue Perspektiven aufzeigen. Dazu bietet sie Unternehmern, Wirtschaftsexperten sowie Vertretern von Verbänden, Wissenschaft und Politik eine Plattform für den Austausch. Das inhaltliche Fundament für die Initiative bilden Studien zu aktuellen unternehmerischen Themen – seit 2013 auch in der Schweiz. In Deutschland sind die Studien der UnternehmerPerspektiven bereits seit zehn Jahren etablierte und renommierte Informationsquellen für jeden, der sich für Lage, Einschätzungen und Herausforderungen von Unternehmern im ganzen Land interessiert.

Die kompletten Ergebnisse der aktuellen Studie «Unternehmen Zukunft: Transformation trifft Tradition», einen Überblick über die bisherigen Publi­kationen sowie weitere Informationen zur Initiative findet man unter: www.unternehmerperspektiven.de

Weitere Informationen:
www.commerzbank.ch