Altersvorsorge ist ein komplexes Feld und zudem politisch sehr umstritten. Wie bekommen Sie Ruhe in Ihre strategischen Überlegungen?
Die aktuelle Finanzmarktlage stellt uns vor zwei grosse Herausforderungen. Einerseits befinden wir uns in einer historischen Niedrigzinsphase. Andererseits greift zunehmend die Überalterung der Gesellschaft. Das heisst, ich als Sparer erreiche über die klassischen Anlageformen, bei gleichem monatlichen Anlagebeitrag, bis zum Rentenbeginn deutlich geringere Sparsummen als in der Vergangenheit. Von diesem Betrag wird mir dann aufgrund der längeren Lebenserwartung und der tieferen Zinssätze zusätzlich nochmals weniger Rente ausbezahlt. Aktuell wird dieser Effekt durch die glücklicherweise niedrige Inflation etwas aufgefangen. Mit klassischen Sparformen und der Hoffnung auf Preisstabilität sind die Herausforderungen für die Zukunft aber nicht gelöst.

Manche Titel in den Medien der letzten Monate waren geradezu reisserisch. «Rentenschmelze» titelte beispielsweise die Bilanz. Bei einigen Kommentatoren hat man den Eindruck, die Schweiz ist ein «Failed State». Wer im Ausland, speziell in Deutschland, die Medien verfolgt, bekommt ein ganz anderes Bild. Dort wird das Drei-Säulen-System der Schweiz über den grünen Klee gelobt. Haben Sie dazu eine nüchterne Antwort?
Im Vergleich zum schweizerischen Altersvorsorgemodell verspricht das deutsche Modell in der ersten Säule höhere Leistungen (in Prozent des letzten Einkommens). Diese soll nicht, wie in der Schweiz, nur eine Grundsicherung übernehmen, sondern im Wesentlichen das normale Leben in der Rente finanzieren. Das deutsche System ist dabei durch ein reines Umlagesystem finanziert. Das bedeutet, dass die arbeitende Bevölkerung direkt die Renten der aktuellen Rentner finanziert. Die Überalterung der Gesellschaft muss hierbei zwangsweise zu Problemen führen, denn wenn die Mischung zwischen den Erwerbspersonen und Rentnern in ein Ungleichgewicht kommt, können die Renten für zukünftige Generationen nicht mehr geleistet werden. Daher schaut man zum Beispiel in Deutschland gerne auf die Schweiz mit der obligatorischen und kapitalgedeckten zweiten Säule. Jede Form der Kapitaldeckung ist in der Situation, in der die Alterspyramide kippt, besser als die Umlagefinanzierung.

Man hat einfach eine breitere Grundlage?
Genau. 

Kommen wir zur Schweiz.
Natürlich muss sich auch ein kapital­gedecktes Lösungsmodell den Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft und eines historisch tiefen Niedrigzinsumfeldes stellen. Das Modell der kapitalgedeckten Altersvorsorge erlaubt aber verschiedene Stellschrauben so anzupassen, dass man sich auf geänderte Marktsituationen neu einstellen kann. Und an dieser Stelle komme ich zu einem Problem, welches mir aus der Anlagementalität heraus sehr wichtig ist.

Das können Sie uns sofort verraten.
Es geht um die weit verbreitete Vollkas­komentalität. Auch in der Kapitalanlage wollen wir möglichst dauerhaft und Jahr für Jahr alles garantiert wissen. Hohe, dauerhafte Garantien lassen aber bei heutigen Zinsen keine Chance für höhere Renditen. Gerade hier lohnt sich ein Blick nach Grossbritannien. Aktieninvestments gehören auf der Insel auch zum Alltag breiter Bevölkerungsschichten.

Da gab es aber im Zeichen der Finanzkrise vor wenigen Jahren einige Akteure, die mit einer reinen Zockermentalität einige Anlagen, aber auch Gewissheiten gegen die Wand gefahren haben.
Gerade das meine ich nicht. Der normale Bürger in Grossbritannien investiert in die Assetklasse Aktien und fährt damit auf lange Sicht im Durchschnitt besser. Wilde Finanzkonstrukte fallen natürlich nicht in diese Anlageklasse. 

Das ist eine andere Kultur als in der Schweiz?
Ja, genau. Aber diese Mentalität bringt bei langfristiger Betrachtung Vorteile. Am Ende des Tages zählt doch, was bei der Pensionierung für den Sparer herauskommt. Wenn Aktienmärkte bei langfris­tigen Investments eine bessere Rendite ermöglichen, sollte der Sparer in den ersten Jahren der Anlage eine Schwankung im Wert durchaus in Kauf nehmen. 

Das ist aus Ihrer Sicht die von Ihnen schon erwähnte Vollkaskomentalität. Lassen Sie uns diese anhand eines praktischen Beispiels verdeutlichen.
Wenn ich heute einen Menschen mit 35 oder 40 Jahren nehme, der eine Kapitalanlage zeichnet, die ihm Jahr für Jahr einen Garantiezins auf nahezu Kapitalmarkt­niveau bringen und den höchsten Stand garantieren soll, da bleibt keine Freiheit für rentable Anlagen mehr übrig. In der heutigen Niedrigzinszeit bekäme dieser Mann nach Abzug aller Kosten vermutlich sogar weniger raus, als er eingezahlt hat. Das können wir unseren Kunden doch nicht anbieten.

Trotzdem, die meisten Pensionskassen können aufgrund ihres Geschäfts­modells nicht immer mehr in Risiko gehen, was sie aufgrund der Situation aber müssten. In welche strategische Richtung gehen Ihre Antworten, wenn Sie an Produkte denken?
Die einfachste Antwort lautet hier: Am Aktienmarkt geht kein Weg vorbei. Marktanalysen haben gezeigt, dass nur ein geringer Anteil der aktiv gemanagten Fonds ihre Benchmark schlägt. Eine weitere, sehr aktuelle Analyse weist sogar nach, dass die Fondsperformance insbesondere von den Fondskosten abhängig ist. Mit anderen Worten: Aktive Manager mit hohen Kosten sind selten besser als der Index. Deshalb bin ich ein grosser Anhänger von ETFs (Indexfonds). Sie sind eine einfache und günstige Möglichkeit, langfristig und diversifiziert in Aktien anzulegen. 

Wie definieren Sie den Begriff Risiko in diesem Zusammenhang?
Nun, es gibt natürlich eine mathematische Definition. Einfacher ist aber das folgende Beispiel: Wenn ich in Aktien investiere und gegebenenfalls täglich oder nach einem kurzen Zeithorizont das Geld herausnehmen möchte, dann ist ein Aktieninvestment riskant. Wenn ich aber in einem Zeitraum von 15 bis 30 Jahren denke, also einer Vorsorge fürs Alter, ist «nur» noch der Ausstiegszeitpunkt mit einem Risiko behaftet. Dieses Restrisiko kann man aber mit einem intelligenten Ablaufmanagement, also gegen Ende der Sparphase, sukzessive das Investment in konservative Anlagen umzuschichten, deutlich reduzieren. 

Auf Ihrer Webseite fällt der Halbsatz «Einfach. Anders» auf. Wo liegt der ­Unterschied?
«Einfach. Anders» bezieht sich auf die Beziehung zu unseren Kunden. Wir sind keine Freunde von komplizierten Geschäftsprozessen. Nehmen wir das profane Beispiel einer Adressänderung. Hier heisst es dann noch bei verschiedenen Anbietern: «Bitte schicken Sie uns einen Brief mit den neuen Angaben, und wir schicken Ihnen dann eine Bestätigung zurück.» Für uns ist das ein Geschäftsprozess aus dem 20. Jahrhundert. 

Dabei sind dann auch viele Fussnoten zu beachten.
Stimmt, aber das geht heute anders, nämlich «Einfach. Anders». Der Verbraucher ist heute online und so will er es auch bei der Versicherung haben. Genau deshalb stellen wir unseren Kunden ein Online-Portal zur Verfügung, indem er solche Änderungen direkt selber vornehmen kann. So ersparen wir dem Kunden unnötige Zeitverluste und machen ihm das Leben mit unseren Dienstleistungen einfach. In diesem Sinne wollen wir anders sein, «Einfach. Anders» als viele andere Lebensversicherer. 

IT-Welten sind nicht nur technisch toll, sondern auch einfach zu handeln?
Das ist die einfachste Beschreibung unseres eigenen Anspruchs. 

Kommen wir zu Ihren Produkten, beispielsweise der fondsgebundenen ­Lebensversicherung. Wo liegen hier die Vorteile?
Unser Job ist es, unseren Kunden eine intelligente und auf sie zugeschnittene Altersvorsorge anzubieten. Die Produktpalette der Liechtenstein Life bietet hierfür eine Reihe innovativer fondsgebundener Lebens- und Rentenversicherungen an. Der grosse Vorteil für den Kunden liegt klar in der grossen Auswahl an Fondsprodukten, die über 100 Fonds, Fondsportfolios und ETFs mit unterschiedlichen Anlagestrategien umfasst. Ob namhafte Flaggschiffe oder spezielle Themenfonds oder ETFs, wir haben für jeden Anlagetyp die richtige Auswahl. Es gibt bei uns auch Absicherungsmodelle. Aber wir achten dabei sehr darauf, dass der Kunde immer noch gute Anlagerenditen erreichen kann. Unsere Garantiemodelle sind deshalb auf einem Garantielevel von 80 Prozent und nur zum Ablauf begrenzt, um selbst für konservative Anleger genügend Investitionsfreiraum zur Verfügung zu stellen und damit eine echte Chance auf mehr Rendite zu erzielen. Das vorhin beschriebene Restrisiko der Anlage fangen wir mit unserem Ablaufmanagement auf, das zehn Jahre vor Antritt der Rente greift und sukzessive die Investments in konservative Anlagen umschichtet. Damit stellen wir allen Anlegertypen ein intelligentes Investitionsmodell zur Verfügung, das eine echte Möglichkeit zur Schliessung der Altersvorsorgelücke darstellt. 

Sie lieben keine statischen Situationen?
In der heutigen Zeit, richtig. Wenn ich mir die heutigen tiefen Zinsen auf Kosten wirklich hervorragender Anlagechancen absichere, dann ist das fast zu 100 Prozent ein Fehler. 

Am Thema Lebensversicherung kann man das, glaube ich, auch verdeutlichen. Wer noch eine klassische Lebensversicherung hat, sieht ziemlich alt aus. In meinem Bekanntenkreis sind da einige richtig negativ betroffen.
So hart würde ich das nicht ausdrücken. Vergleichen wir das Produkt einmal mit einem täglich verfügbaren Bankkonto: Führen Sie sich mal vor Augen, wie viele Zinsen Sie heute noch auf ein täglich verfügbares Bankkonto bekommen. Wenn Sie dann noch berücksichtigen, dass Sie auch bei der Bank zusätzlich Gebühren bezahlen, dann sieht eine klassische Lebensversicherung mit einem Garantiezins im Vergleich ordentlich aus. Immerhin ­bekommen Sie da noch positive Zinsen. Aber dennoch, es gibt definitiv bessere Anlageformen. 

Aber sind Banken über deren Fondstöchter nicht auch im Bereich der Garantieanlagen tätig?
Ja, da gibt es ein interessantes Beispiel. Es gab den Versuch, Garantiemodelle wie in der Lebensversicherung üblich in laufende Fonds einzubinden. Der Anbieter hat sein Modell gerade jüngst wegen zu geringer Anlagechance vom Markt genommen.

Warum sind Sie am Standort in Liechtenstein und nicht in Zürich? Hier spielt doch die Musik.
Liechtenstein hat einen grossen Vorteil. Aus Liechtenstein können wir die gesamte EU und die Schweiz mit unseren Pro­dukten versorgen. Wir haben in beiden Räumen die Vertriebszulassung und Dienstleistungsfreiheit. Und die Finanzmarktaufsicht ist auf dem Stand der EU und akzeptiert.

Neue Generationen pflegen neue Kommunikationsstrategien. Sie wollen nicht mehr in Teppichetagen zu ihrem Tresor geführt werden. Was heisst dies für Ihren Auftritt?
Wir kennen alle Online-Banking. Liechtenstein Life funktioniert genau nach diesem Prinzip. Wir haben ein Online-Portal, über das Sie als Kunde Zugriff auf Ihre Police haben. Ausserdem ermöglicht das Portal die direkte Änderung vieler Details im Zusammenhang mit der Versicherung. Der Kunde loggt sich ein und kann vieles direkt und schnell selbst erledigen. Mit wenigen Klicks bekommen Sie auch die entsprechenden Unterlagen. Das zeichnet uns aus. Damit sprechen wir die jüngere Generation besonders an, aber auch die Generation 50+ will in der Zwischenzeit mit uns digital kommunizieren und genau das möchten wir allen Kundengruppen auch bieten. 

Was planen Sie da in den nächsten Monaten?
Für die nächsten Monate planen wir den Ausbau unserer digitalen Prozesse und Produkte in verschiedene, für einen Versicherer noch nie dagewesene Bereiche aus. Ganz im Sinne unseres Mottos, «Einfach. Anders» möchten wir als Insuretech-Unternehmen mit dem Know-how eines echten Versicherers die Bedürfnisse unserer Kunden ernst nehmen und sie in einen Allfinanz-Kontext integrieren, der in dieser Form so einzigartig ist. 

Wir freuen uns, Ihnen schon bald die­ses hervorragende Produkt vorstellen zu dürfen. 

Weitere Informationen:
www.liechtensteinlife.net