Sybille Sachs ist Professorin für Betriebswirtschaft und Leiterin des Instituts für Strategisches Management an der HWZ: Stakeholder View.

Die Corona-Krise hat unseren unternehmerischen Alltag in wenigen Tagen grundsätzlich verändert, und viele Mitarbeitende arbeiten nun im Home Office. Während Home Office für die einen schon lange wünschenswert war, tun sich andere schwer mit dieser neuen Arbeitssituation.

Welche drei Faktoren sind zwingend für ein erfolgreiches Home Office? Da wäre zum einen eine funktionierende IT: Home Office funktioniert nicht mit veralteter ITTechnik, wie einige Unternehmen erleben. Es braucht geeignete und datenschutzsichere Zugänge (VPN), welche den Mitarbeitenden die Nutzung von Dokumenten und Daten im Firmennetzwerk ermöglichen. Zweckmässige IT-Tools sind notwendig, um den Mitarbeitenden die virtuelle Zusammenarbeit zu erleichtern.

Wenn in Zukunft Mitarbeitende mehr von zu Hause aus arbeiten, wird es für die KMU wichtig sein, die Balance zwischen betrieblichem Arbeitsplatz und Home Office zu finden, welche das Privat leben mitberücksichtigt. Es ist schon länger zu beobachten, dass Mitarbeitende nicht mehr eine strikte Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben kennen. Sie brauchen zunehmend einen integrativen Lösungsansatz. Sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmende sind dabei in der Verantwortung.

Für die Ermittlung der Effektivität des Home Office braucht es geeignete Indikatoren. Immer wichtiger wird es für Unternehmen zu wissen, welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten Mitarbeitende in der Arbeitswelt erleben und welchen Sinn sie in ihrer Arbeit erkennen. Gerade jüngere, Erfolg versprechende Mitarbeitende orientieren sich stark an diesen Indikatoren.

Wie nachhaltig werden diese Lerneffekte sein? Zum jetzigen Zeitpunkt stehen die möglichen menschlichen Auswirkungen der Krise im Fokus unserer Wahrnehmung. Bereits zeichnet sich aber ab, dass vermehrt kurzfristige Wirtschaftlichkeit in den Fokus unser Überlegungen kommt. Wenn wir kurzfristige wirtschaftliche Überlegungen zu stark favorisieren, laufen wir Gefahr, dass wir eine zweite Welle des Coronavirus erleben, die längerfristig noch grössere wirtschaftliche Schäden verursachen dürfte.

Zudem spielt die Trägheit von Organisationen immer eine grosse Rolle, ob eine Veränderung nachhaltig stattfinden kann oder nicht. Wir alle sind Anhänger unserer Gewohnheiten, auch Organisationen haben ihre eingespielten Routinen. Es sollten in der Folge Massnahmen ergriffen werden, um das «back to usual» verhindern zu können.

Gerade für die KMU ist die CoronaKrise wirtschaftlich eine grosse Herausforderung. Positiv zu werten sind sicher die unterstützenden Massnahmen, welche der Bund zur Verfügung gestellt hat. Dennoch sollten wir jetzt die Good Practices erfassen, die unseren Mitarbeitenden erlauben, die neuartige Home Office-Situation zu meistern. Weiter können wir aufgrund dieser Prozesse erarbeiten, dass Home Office auch in Zukunft zum Unternehmenserfolg beiträgt. Jetzt, da die erste Welle überstanden ist, beweisen sich Einsatzmöglichkeitgen von Home Office auch in der «Neuen Normalität». Ebenfalls nötig ist die Unterstützung durch die Unternehmenskultur: In diesen Tagen dürfen wir erleben, wie wichtig die Zusammenarbeit gerade dann ist, wenn wir nicht alle physisch vor Ort sind. Die Etablierung einer tragfähigen Zusammenarbeitskultur ist also ein wichtiger Erfolgsfaktor, insbesondere auch für KMU. Dazu haben wir bereits unser Zusammenarbeits-Tool ‹Beyond Leadership› (Mölleney & Sachs 2019, SKV-Verlag) dem virtuellen Raum zugänglich gemacht, um die virtuelle Zusammenarbeit weiter und nachhaltig zu stärken.

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