Hohe Haus- und Wohnungspreise und ein praktisch leergefegter Markt.

Selbst Corona konnte den Boom nicht aufhalten. Die Mieten und Immobilienpreise steigen vielerorts weiter. Nach einer Analyse der Hamburger Gewos, einem Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung kletterten die Mieten in diesem Jahr durchschnittlich um bis zu 3,6 Prozent auf 7,47 Euro pro Quadratmeter monatlich.

Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen stiegen um etwa 1,8 Prozent auf 2.183 Euro. Auf folgender Seite kann man sich ebenfalls einen Überblick verschaffen. Auch bei Einfamilienhäusern gibt es eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Grund für die anhaltend steigenden Mieten und Preise sind vor allem zwei Faktoren: Das knappe Angebot in den stark nachgefragten Segmenten sowie das anhaltend niedrige Zinsniveau. Wer eine Wohnung sucht findet in manchen Gegenden oft schlichtweg kein passendes Angebot.

 Die Konjunktur der vergangenen Jahre hat bei vielen Familien zu steigenden Einkommen geführt, sodass sie sich den Traum vom eigenen Haus beziehungsweise der eigenen Wohnung erfüllen wollten und oft auch schon realisiert haben. Das hat die Märkte praktisch leergefegt. Die Bautätigkeit kommt dagegen nur schleppend voran. Wenn gebaut wird, wird oft auch im Luxussegment gebaut, um internationale Käufer zu bedienen.

Den Bedürfnissen der meist noch jungen Familien mit durchschnittlichem Einkommen, die sich eine Immobilie zulegen wollen wird damit nicht Rechnung getragen. Das bedeutet, dass die Angebotsknappheit auch noch eine Weile anhalten wird. Die Corona-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen hat an der Situation nur wenig geändert. Viele haben den geplanten Kauf eines Hauses oder einer Wohnung nur aufgeschoben und werden in den kommenden Monaten auf den Markt strömen.

Teilweise bis zu 30 Prozent überbewertet
Einer Untersuchung der deutschen Bundesbank nach sind die Preise für Wohnimmobilien in den besonders stark nachfragten Lagen um 15 bis 30 Prozent überbewertet. In den Innenstädten von Berlin, in München oder Frankfurt kann sich eine Familie mit einem Durchschnittseinkommen kaum noch eine Wohnung kaufen. Folge: Viele Kaufinteressenten nehmen lieber einen längeren Arbeitsweg in Kauf und kaufen weiter im Umland der Ballungszentren. Genau das führt jedoch auch hier zu einem starken Preisanstieg bei Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern.

Für einige bedeuten die gestiegenen Preise daher auch, dass sie einen Kauf weiterhin zurückstellen müssen. Während von zehn Jahren noch 20.000 Euro als Eigenkapitalanteil ausreichend waren müssen heute oft bis zu 50.000 Euro hingelegt werden, um die monatlichen Belastungen aus Kreditraten und laufenden Kosten überhaupt stemmen zu können. Von einer Immobilienblase im engeren Sinne kann jedoch noch nicht gesprochen werden.

Dafür ist die Nachfrage insgesamt noch zu hoch. Nachdem die Deutschen nicht zuletzt auch durch die Agenda 2010 und die Folgen Finanzkrise fast fünfzehn Jahre kaum mit Einkommenssteigerungen rechnen konnten, haben sie heute insgesamt sehr viel mehr in der Tasche, sodass sie sich einen Immobilienkauf zu vernünftigen Preisen grundsätzlich auch leisten können.

Für eine Beruhigung der Preisspirale nach oben wird in den nächsten Jahren die Bautätigkeit der entscheidende Faktor sein. Erst wenn genügend neue Objekte in den mittleren Preissegmenten auf den Markt kommen, kann mit einer Entspannung an den Teilmärkten gerechnet werden.