Interview mit Michael John von Georg Lutz

Die Finanzbranche steht aus unterschiedlichen Gründen unter Druck. Skandale sind fast schon Alltag, Regulierung nimmt zu, klassische Geschäftsmodelle sind am Wanken, und jüngere Kunden haben andere Bedürfnisse. Wie würden Sie das Bild der Finanzbranche grob skizzieren?
Wir haben viele alte und grosse Konzerne im Markt, die sich in den letzten Jahren zu Tankern entwickelt haben und oft Mühe haben, mit den sich schnell wandelnden Bedürfnissen, gerade von jüngeren Kunden, klarzukommen. Sie haben nicht die Flexibilität, sich schnell anzupassen. Demgegenüber gibt es jetzt neue, junge und agile Unternehmen auf dem Markt, die diese Situation ausnutzen, um den Bedürfnissen der Kunden besser -gerecht zu werden. Selbst in diesen für die Branche turbulenten Zeiten haben -solche Start-ups gute Chancen. 

Ich als Kunde will es bei meinen Versicherungs- und Bankgeschäften einfach und transparent haben. Hier sehen -InsurTech und FinTech die Möglichkeit, wie sie Banken und Versicherungen in den Hintergrund drängen könnten. Ist das ein Trend, und können Sie das -Geschäftsmodell dieser InsurTechs in eine andere Richtung lenken?
Unser zentrales Ziel heisst, dem Kunden das Leben zu vereinfachen. Wir wollen das leidige Thema Versicherung von seiner Komplexität herunterholen, damit es der Kunde einfach und transparent bearbeiten kann. 

Was bedeutet dies in der Praxis?
Das heisst konkret, es gibt nur eine App und nur eine beratende Ansprechperson, die alle Versicherungen im Blick hat. Der Kunde hat zudem die wichtigsten Informationen zu seinen Versicherungen immer dabei und kann entsprechend handeln oder Fragen stellen direkt via App.

Darüber hinaus liegt unsere Aufgabe darin, zusammen mit den Versicherungsgesellschaften die Produkte zu vereinfachen. Der Kunde muss verstehen, für was er wie viel bezahlt. 

Der Versicherungsmarkt ist zerklüftet, in Teilen nicht transparent und oft noch provisionsgetrieben. Und da haben Sie jetzt mit einer App ein Angebot und -lösen das Problem auf eine technische Art und Weise. Da muss ich nochmals nachfragen. Eine App ist vergleichsweise schnell programmiert. Vorherrschende Geschäftskulturen lassen sich demgegenüber doch nur sehr langsam auf- oder ablösen?
Sie bringen das Wesentliche doch selbst auf den Punkt. Es geht nicht in erster -Linie um den Einsatz einer App. Die Strategie einer Digitalisierung umfasst viel mehr als eine App. In der Versicherungsbranche hat man seit über hundert Jahren mit -immer ähn-lichen Geschäftsmodellen gute Gewinne einfahren können. Daher ist der Leidensdruck relativ klein, Veränderungen einzuleiten. Wenn Sie ein Businessmodell fahren, welches mit Intransparenz viel Geld realisiert, spricht nicht viel dafür, es zu verändern. 

Wir haben daher auch die Aufgabe, Licht in das Dunkel zu bringen. Es geht darum, Transparenz auf einem Niveau herzustellen, welches der Kunde versteht. Die Provision ist selbst nicht das Problem. Wenn der Kunde auf einer intransparenten Grundlage seine Entscheidungen fällen muss, ist dies das zentrale Manko. Er weiss dann nicht, ob diese Lösung überhaupt zu ihm passt. Wenn er umgekehrt das für ihn richtige -Produkt gewählt hat, ist ihm ziemlich egal, wie der Berater bezahlt wird. Der Kunde muss die Gewissheit haben, das passende Produkt zum bestmöglichen Preis für seine Bedürfnisse gewählt zu haben. 

Können Sie das noch konkreter ausformulieren?
Wir haben im Markt konkret zwei problematische Vorgehensweisen. Es gibt zwei Szenarien, an denen wir arbeiten müssen. Im ersten Fall bin ich als Kunde mit einem Versicherungsagenten einer Versicherung konfrontiert. Er verkauft mir logischerweise die Produkte seines Hauses, egal ob es im Markt bessere und / oder billigere Lösungen gibt. Das kann im -positiven Fall passen, oft passt es aber nicht. Wir können das als neutrale Broker korrigieren. Zweitens hat die einzelne Versicherungsgesellschaft aufgrund ihrer «erfolgreichen Geschichte» kein Interesse daran, ein einfaches Produkt zu entwickeln, welches der Kunde versteht. Solchen Situationen verweigern sich immer mehr Kunden. Der Kunde ist heute mündig. 

Genau hier liegt unsere Chance, denn immer mehr Versicherungsgesellschaften haben eingesehen, dass die herkömm-lichen Wege in Sackgassen führen. Die Verantwortlichen kommen daher mit uns ins Gespräch, und wir bieten ihnen Lösungen in der digitalen Welt an. So ist der Kunde nicht mehr mit einer «Blackbox»-Versicherung konfrontiert.

Heute bezeichnet sich aber jeder Call-Center-Mitarbeiter eines Unternehmens als unabhängig und kundenfreundlich. Wie werden diese schwammigen Begrifflichkeiten untermauert? Sonst bleiben Sie ja eine Marketingblase.
Unabhängigkeit sollte nicht durch uns, sondern durch den Kunden realisiert werden. Mit FinanceFox kann der durchschnittliche Kunde die Neutralität überprüfen. Wie gesagt, es geht nicht nur um eine App. Diese ist eigentlich nur die Plattform. Es geht um die Transparenz der Prozesse, die hinter den Produkten stehen. Das ist der Knackpunkt, an dem wir auch Versicherer, die mit uns zusammenarbeiten, messen wollen. 

Zentral ist für uns, dass sich unsere Kunden sicher fühlen. Sicher fühlen kann ich mich erst dann, wenn die Kompetenz erkennbar ist und ich weiss, für was ich bezahle. Es geht nicht mehr an, dass eine Versicherung vorne am Verkaufstresen tolle Versiche-rungen verkauft und hinten mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen alle auf-geführten Leistungen wieder ausschliesst oder mindestens relativiert. Ich brauche als Kunde einen Regenschirm, der im Fall der Fälle auch dichthält. 

Wir sind die digitale Heimat für Versicherer, Broker und Kunden. Wir entwickeln den Markt weiter.

Das kostet Geld?
Ja, wir haben Investoren, die uns bei der Datenverarbeitung weiterhelfen. Es ist wichtig, dass die Berater eine umfassende Datengrundlage in der Hinterhand haben. Nur so können sie glaubwürdig agieren. 

Weitere Informationen:

www.financefox.ch