Ulrike Stahl ist Rednerin, Autorin und leidenschaftliche WIRologin.

Julia wird eingeladen, einer Qualitätsinitiative der inhabergeführten Geschäfte in der Innenstadt beizutreten. Sie hat diesen Verbund bereits wahrgenommen und fühlt sich geschmeichelt, dass ausgerechnet sie gefragt wird. Die aktuellen Mitglieder sind durchwegs langjährige, erfahrene Unternehmer mit renommierten Geschäften. Julia lebt noch nicht lange in der Stadt und hat ihren kleinen Laden erst vor einem Jahr eröffnet. Es ist klar, dass sie «Ja» sagt und die Gelegenheit ergreift, «dazuzugehören».

Voller Neugier geht sie zum ersten Treffen. Sie ist beeindruckt von den Redebeiträgen und Ideen der Anderen. Selbst hält sie sich im Hintergrund, schliesslich hat sie wenig Erfahrung. Um einen guten Eindruck zu machen, übernimmt sie Aufgaben, die ihr nicht liegen und stimmt einer Aktion zu, die sie zwar selbst eher etwas antiquiert findet, das aber natürlich nicht äussert. Schliesslich will sie sich kooperativ zeigen und nicht negativ auffallen.

Obwohl sie für die Erledigung der übernommenen Aufgaben viel Zeit aufwendet, erzielt sie nicht die erwarteten Ergebnisse. Als die gemeinsame Aktion von Kunden kritisiert wird, gesteht sie, dass sie die Aktion selbst auch nicht gut findet. Als das den anderen Geschäftsinhabern zu Ohren kommt, gibt es Ärger. Julia zieht sich zurück. Das, was sie sich eigentlich gewünscht hatte, nämlich Erfahrungsaustausch, Gemeinsamkeit und Sichtbarkeit, rücken in weite Ferne. Schlimmer noch, in ihr verfestigt sich der Gedanke, dass sie es alleine schaffen muss.

Kooperativ zu sein, bedeutet mehr, als einfach mitzuspielen und sich womöglich zu unterwerfen. Es bedeutet, mit seinen eigenen Vorstellungen präsent zu sein und diese auch zu nutzen, indem man sie aktiv ins Team hineinträgt. Das erfordert eine gesunde Selbsteinschätzung, eine gute Vorbereitung und das Verständnis, wie wichtig es ist, dass die eigenen Fähigkeiten und Ideen ins Spiel kommen. Denn genau das ist der einzige Weg, das volle Kooperationsvolumen zu nutzen. Kooperation fängt immer bei uns selbst an.

Hand aufs Herz: Was will ich wirklich? Diese Frage stellen wir uns zu wenig! Je genauer wir herausarbeiten, was uns wirklich wichtig ist, desto flexibler können wir darin sein, wie wir es verwirklichen. Diese Vorbereitung muss jeder für sich selbst machen. Und auf Basis dieser individuellen Interessen und Vorstellungen, suchen wir dann gemeinsam mit den anderen Kooperationspartnern die Ebene, auf der wir zusammenkommen.

Die Checkliste zur Vorbereitung auf eine Kooperation oder intensive Zusammenarbeit finden Sie hier: https://bit.ly/check_kooperation

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