David Page, Senior Economist bei AXA Investment Managers (AXA IM), erklärt, warum die Aufwertung des US-Dollar nur geringe Auswirkungen auf die Wirtschaft der USA haben wird.

Obwohl sich der starke US-Dollar negativ auf die Konjunktur der USA auswirken wird, dürfte die Wirtschaft weiter in einem soliden Tempo wachsen. Das erwartet David Page, Senior Economist bei AXA IM. Die zunehmenden Unterschiede in der globalen Geldpolitik hätten zuletzt den Dollar weiter gestärkt. Im Vergleich zu den meisten anderen wichtigen Zentralbanken verfolge die amerikanische Federal Reserve Bank (Fed) eine relativ restriktive Geldpolitik. Dadurch habe der Dollar handelsgewichtet um 15 Prozent aufgewertet. „Der Wirtschaft steht jetzt Gegenwind bevor“, so Page. Dem Volkswirt zufolge führt eine starke Währung dazu, dass die Exporte langsamer wachsen, während die Importe schneller zulegen als die Inlandsnachfrage. Durch sinkende Unternehmensgewinne könnten Investitionen ausbleiben – und auch reduzierte Vermögenswerte infolge von hohem Druck auf Aktien hält Page für möglich.

„Da der Dollar bis heute bereits um 15 Prozent aufgewertet hat, kalkulieren wir signifikante Auswirkungen auf die US-Wirtschaft für dieses und das kommende Jahr ein. Infolge dessen wird der erhebliche Wirtschaftsauftrieb durch den Ölpreisverfall im Jahr 2014 zunichte gemacht. Daher haben wir unsere Wachstumsprognose um 0,4 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent im Jahr 2015 und 3,1 Prozent im Jahr 2016 korrigiert“, erklärt Page. „Die USA werden auf die Währungsstärke allerdings unempfindlicher reagieren als andere Volkswirtschaften“, so Page weiter. Die relative Unempfindlichkeit gegenüber dem starken Dollar sei auf drei Faktoren zurückzuführen: auf die geringe Bedeutung des Aussenhandels der USA, auf das amerikanische Steuersystem und auf die lockere Geldpolitik der anderen Notenbanken.

„Die Wechselkursveränderungen werden sich nur gering auf den internationalen Handel auswirken, da dieser in den USA nicht besonders ausgeprägt ist“, so der Experte. Demnach trage sowohl der Export als auch der Import nur wenig zur Konjunktur bei und so bliebe der Nettoeffekt auf das Bruttoinlandsprodukt gering. Ausserdem helfe das Steuersystem der USA Unternehmen, die hohe Umsätze in Übersee generieren und durch den starken Dollar weniger Auslandseinahmen erzielen. „Unternehmensgewinne aus dem Ausland werden bei der Rückführung besteuert. Dadurch werden negative Auswirkungen gedämpft“, erklärt Page. Es komme nämlich zu einer Steuerverzerrung, die dazu führe, dass ein grosser Teil der Auslandserträge nie zurückgeführt werde. Somit seien die Unternehmensgewinne kaum betroffen und Investitionen weiterhin möglich. Auch der Druck auf die Aktien könne der Wirtschaft der USA nur wenig Schaden zufügen. „Die lockere Politik der japanischen und europäischen Zentralbank wird dafür sorgen, dass die globale Liquidität ausreicht, um die negativen Effekte für den Aktienmarkt auszugleichen“, vermutet Page.

Nach der Einschätzung des Ökonomen wird die Fed ihre Geldpolitik weiter straffen. Dabei sei die Inflationsentwicklung ein wichtiger Faktor zur Bestimmung des Timings: „Unsere Prognosen deuten darauf hin, dass die Inflation stärker fallen wird, als die Fed es erwartet. Daher ist eine restriktivere Geldpolitik seitens der Fed erst zum Jahresende hin zu erwarten“, prognostiziert Page. „Sofern der Dollar noch weiter an Stärke gewinnt, wird der Zeitpunkt, an dem die Fed den Leitzins anhebt, weiter nach hinten rücken.“

David Page ist Senior Economist bei AXA Investment Managers (AXA IM).

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