Wenn die Kandidaten die Wahl haben: Wie Reverse Recruiting Unternehmen beim Talentmanagement unterstützt. Bild: Freepik

Die Volkswirtschaften in Deutschland und Österreich ächzen zunehmend unter dem wachsenden Fachkräftemangel. In diesen Zeiten ist es für Unternehmen wichtig, um Talente zu werben und die besten Köpfe langfristig an sich zu binden. Doch wie funktioniert das? 

Noch beschwichtigt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz etwas. In einem aktuellen Dossier des Ministeriums heißt es zum Thema demografische Lücke am Arbeitsmarkt: „Zwar gibt es in Deutschland derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, allerdings können schon heute in bestimmten Regionen und Branchen offene Stellen nicht mit geeigneten Fachkräften besetzt werden.“ 

Doch es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das Problem deutschlandweit gravierend wird. Denn weiter viele Unternehmen sind bereits akut von dem Mangel an Fachkräften betroffen: Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. 

Österreichs Unternehmen melden S.O.S.
Fast noch dramatischer ist die Lage in Österreich. Vor wenigen Wochen titelte die FAZ: „Österreichs Firmen in Not“. Um dann in der Folge als Begründung eine aktuelle Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zu zitieren. Demnach muss jedes zweite Unternehmen in Österreich aufgrund des Fachkräftemangels bereits Abstriche beim Umsatz in Kauf nehmen. Damit habe sich die Situation der Unternehmen gegenüber dem Vorjahr, als der Anteil der Unternehmen mit Umsatzeinbußen bei 39 Prozent lag, weiter verschärft. Laut FAZ und EY beklagt derzeit jeder sechste Betrieb sogar erhebliche Erlöseinbußen von mehr als fünf Prozent als Folge des Fachkräftemangels. 

Die Gründe für diesen dramatische volks- und betriebswirtschaftlichen Trend liegen auf der Hand: Die Gesellschaften in Deutschland und Österreich altern. Die Zahl der Erwerbstätigen geht zurück.  

Mittelständische Firmen müssen jetzt das Recruiting revolutionieren
Die Situation als Unternehmer, der auf Wachstum setzt, einfach so hinzunehmen, ist keine sinnvolle Strategie. Trotz des allgemeinen negativen Trends beim Reservoir an Fachkräften haben auch und gerade mittelständische Unternehmen eine Menge Werkzeuge in der eigenen Hand, mit der sie an den richtigen Stellschrauben beim Personalmanagement drehen können.  

Zentral ist es vor allem, dass Unternehmen und die Chefinnen und Chefs an der Spitze ein eigenständiges Branding entwickeln – und mit dieser Arbeitgebermarke dann ihr Recruiting auf zukunftsfähige Säulen stellen.  

Branding bedeutet, einen individuellen Markenkern zu errichten, dem Ganzen eine eigene DNA zu geben – die Marke also in einer gewissen Form lebendig zu machen. Erfolgreiches Branding macht sich also vor allem bemerkbar, wenn es gelingt, eine eigene Markenidentität zu erschaffen und daraus resultierend eine bessere Marktposition zu erreichen“, sagt Serienunternehmer, -gründer und Business-Coach Oscar Karem. Der Wiener hat den Prozess der Markenbildung selbst erfolgreich bewältigt und gibt diese Einsichten heute an seine Mandantinnen und Mandanten weiter. 

Kein mittelständisches Unternehmen kann es sich nach Karems Worten heute und in Zukunft mehr leisten, nicht volle Energie auf das Thema Employer Branding zu setzen: „Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, wird immer schwieriger, weshalb man hier nicht mehr drum herumkommt, Employer Branding zu betreiben. Nur wer sich ambitioniert und zukunftsorientiert ausrichtet, gewinnt Talente.“ Gerade der Mittelstand hat dabei nach seinen Marktbeobachtungen großen Nachholbedarf. 

Bei vielen Unternehmen beschränkt sich das Employer Branding auf eine schmissige Kampagne. Doch den Worten müssen immer Taten folgen, um bestehende und potenzielle Mitarbeitende an sich zu binden. Zudem sollte Recruiting nicht erst dann ein Thema werden, wenn eine Stelle frei wird. 

Recruiting muss ganzjährig betrieben werden! Talente gehören vorab abgegriffen“, sagt Karem. Und dabei sollten Firmen sehr gewissenhaft vorgehen – denn sie haben jeweils nur eine Chance bei den zahlenmäßig immer weniger werdenden Talenten.