Die Covid-19-Pandemie hat auch die Coworking Spaces in der Schweiz getroffen. Da der Gemeinschaftsgedanke und der Austausch ein zentrales Element des Coworking-Konzepts bilden, war die Zeit des Social Distancing für Schweizer Coworking Spaces herausfordernd. Neben dem Veranstaltungsverbot hat sich besonders auch die Home-Office-Pflicht stark auf die Frequentierung der Spaces ausgewirkt. Für die Zukunft ist der Verband Coworking Switzerland positiv: Viele Beschäftigte wollen nach der Pandemie nicht einfach zurück ins «normale» Büro, sondern zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit flexibler an einem anderen Ort verbringen. Weil im Home Office der soziale Austausch fehlt, bieten sich hier die Coworking Spaces als ideale Alternative an.

Am 11. März fand die Generalversammlung des Verbands Coworking Switzerland statt – erstmals virtuell. Anlässlich der Versammlung wurden auch der aktuelle Stand von Coworking in der Schweiz und die Auswirkungen der Pandemie diskutiert.

Die Pandemie trifft 2020 auch die Coworking Spaces

Anfang 2020 lautete die Schlagzeile noch, dass sich das Coworking von einem Randphänomen hin zu einem Wachstumsmarkt entwickelt hatte. Diese Entwicklung wurde jedoch durch die Pandemie weitgehend gebremst, obwohl die verschiedenen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie nie zur zwangsweisen Schliessung von Coworking Spaces geführt haben. Im Frühjahr 2020 waren dennoch die meisten Coworking Spaces zur Untätigkeit gezwungen, sowohl was die Vermietung der Arbeitsplätze als auch der Konferenz- und Besprechungsräume anbelangte. Nachdem im Sommer die Beschränkungen aufgehoben wurden, war eine Erholung zu verzeichnen. Es kamen neue Kundinnen und Kunden, die sich für Einzelarbeitsplätze im Open Space oder auch für private Büros interessierten. Dieser Aufschwung wurde allerdings im Oktober 2020 wieder unterbrochen, und angesichts der Einschränkungen und der Home-Office-Pflicht hat sich die Situation seither nicht wirklich entschärft.

2020 war also, wie auch für viele andere Branchen, für Coworking Spaces ein schwieriges Jahr. In einer Umfrage berichteten 56 Prozent der Verbandsmitglieder von Einkommensverlusten. Spaces, die von der Vermietung von Veranstaltungs- und Konferenzräumen abhängig sind, wurden härter getroffen als andere. Diese Einkommensverluste konnten in mehr als 40 Prozent der Fälle durch Kurzarbeit, Covid-19-Hilfsgelder und Mietzinsreduktionen seitens der Vermieter teilweise kompensiert werden. Im Jahr 2020 bestand eine weitere Herausforderung für die Coworking Spaces darin, eine bestehende Community – der eigentliche Grundgedanke von Coworking – trotz der Kontaktbeschränkungen am Leben zu erhalten. Einfallsreichtum war angesagt, und so wurden den jeweiligen Community-Mitgliedern diverse Aktionen (CaféZoom, vermehrte Nutzung der Cafeteria zur Belebung der Räume, Ausflüge in kleinen Gruppen, virtuelles Coworking) – unter Einhaltung strenger Schutzkonzepte – angeboten. Diese Aktionen, bei denen die für den Menschen so wichtigen, sozialen Kontakte noch vorhanden waren, haben zur guten psychischen Gesundheit der Coworkerinnen und Coworker beigetragen.

Nachhaltige Veränderung der Arbeitswelt wird Coworking stärken 

Die Covid19-Pandemie hat die Arbeitsgewohnheiten in unserem Land auf den Kopf gestellt, und eine steigende Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern hat das Arbeiten von zu Hause – mit mehr oder weniger Freude – für sich entdeckt. Die Zeitersparnis in Bezug auf den Arbeitsweg dank Home Office ermöglicht eine Steigerung der Lebensqualität. Dennoch bleibt es schwierig, Privat- und Berufsleben zu trennen, vor allem, wenn die Arbeitsbedingungen zuhause nicht ideal sind. Diese Erfahrung wird die Arbeitswelt für die weitere Zukunft prägen: Gemäss einer letzte Woche veröffentlichten Studie von Deloitte wollen nur 12 Prozent der Beschäftigten nach dem Ende der Pandemie wieder voll zurück ins «normale» Büro. 62 Prozent wünschen sich mehr Flexibilität und möchten ihre Arbeitszeit zwischen Büro und Home Office aufteilen. Wobei der Begriff Home Office dabei zu kurz greift: Fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten nutzt nicht nur den eigenen Wohnsitz als Home Office, sondern arbeitet auch zum Beispiel in Ferienwohnungen, bei Freunden, Familie oder in einem Coworking Space. Für 44 Prozent der Befragten ist der fehlende persönliche Austausch bei der Arbeit eine der grössten Herausforderungen im Home Office. Genau bei diesem Aspekt punkten die Coworking Spaces als Alternative zum Home Office. Auch die Nähe zum Wohnort ist ein wichtiges Argument: Mit über 150 Coworking Spaces in der ganzen Schweiz bildet der Verband Coworking Switzerland ein flächendeckendes Angebot ab.

Coworking Spaces wollen das Momentum nutzen

Die Mehrheit der Schweizer Coworking-Akteure ist der Überzeugung, dass die gerade erlebte Situation den Paradigmenwechsel auf beruflicher Ebene beschleunigt hat und Coworking Spaces mittelfristig davon profitieren werden. Auch der Verband Coworking Switzerland reagiert auf die Chance, die sich nun für eine breitere Verankerung des Coworkings bietet. Er hat einen kompakten Clip produziert, der die Vorteile von Coworking als Alternative zum Home Office aufzeigt: Die Nähe zum Wohnort, Trennung von Privat- und Berufsleben, ergonomische Büros, soziale Kontakte. Das Video der Kampagne ist in fünf Sprachen verfügbar: www.coworking.ch/youtube.

Das vergangene Jahr hat die Arbeitsweise der meisten Büro-Angestellten verändert. Coworking Spaces, die im ganzen Land – und auch immer mehr in ländlichen Regionen – vertreten sind, werden in Zukunft eine Rolle spielen. Sie ermöglichen es allen, in der Nähe ihres Zuhauses in einem professionellen Umfeld zu arbeiten und gleichzeitig die sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten, die so wichtig für unsere psychische Gesundheit sind. Coworking – das Home Office der Zukunft!

Mélanie Burnier ist Co-Präsidentin von Coworking Switzerland.
Claudius Krucker ist Co-Präsident von Coworking Switzerland.

 

 

 

 

 

 

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