Yvan Zimmermann ist CEO und Mitinhaber der Syntax Übersetzungen AG.

Im Zuge der Globalisierung werden Übersetzungen immer wichtiger. Maschinelles Übersetzen (MÜ) ist bereits Teil des Übersetzungsalltags. Dabei eignen sich maschinelle Übersetzungen besonders für einfache Texte wie Listen, Produktinformationen, E-Mails, Memos oder interne Mitteilungen. Ebenso kann sie für kurzlebige Texte wie zum Beispiel Social Media Posts genügen, sofern dort kein Anspruch an die Kreativität bei der Übertragung von Wortspielen in eine Zielsprache gestellt ist. Zudem können sehr lange Texte aus Effizienzgründen und um Zeit zu sparen, maschinell vorübersetzt und anschliessend editiert und lektoriert werden.

Texte mit höheren inhaltlichen, kreativen, stilistischen und grammatikalischen Anforderungen sowie komplexe Fachtexte sollten einem professionellen Übersetzer anvertraut werden. Denn zu gross sind bei den Übersetzungsmaschinen noch die Fehlerquellen. So können unterschiedliche Grammatikstrukturen in der Ausgangs- und der Zielsprache zu Verständnisfehlern führen. Mehrdeutigkeiten von Wörtern etwa werden oft nicht richtig wiedergegeben. Auch verschiedene Schreibstile (Tonalitäten) wie lyrisch, werberisch, wissenschaftlich oder ironisch erkennen sie kaum und übersetzen sie in der Regel in eine nüchterne, sachliche Ausdrucksweise. Ebenso können sie spezifische (Unternehmens-)Terminologien oft nicht einheitlich verwenden; teilweise treten sogar innerhalb ein und desselben Texts unterschiedliche Übersetzungsvarianten auf. Dies lässt sich nur durch ein entsprechendes Training der neuronalen Netze sowie die «Fütterung» mit Terminologievorgaben verbessern – zumindest bei maschinellen Übersetzungshilfen, die dies zulassen, wenn auch noch nicht einwandfrei lösen. Bei der maschinellen Übersetzung handelt es sich um eine Satz-für-Satz-Übersetzung, bei welcher der Gesamtkontext eines Abschnitts nicht erkannt und berücksichtigt wird.

Fehleranfällig sind auch kurze Sätze ohne Kontext: «Schnuppern mal anders» (es geht um die Berufslehre) wird allzu wörtlich in «une autre façon de renifler» übersetzt (wortwörtlich: eine andere Art, die Nase hochzuziehen). Ähnlich ergeht es auch Redewendungen und Sprichwörtern. Da können schwerwiegende Missverständnisse auftreten.

Auf der Wortebene fällt zum Beispiel auf, dass viele Feminine in Maskuline übersetzt werden. «Die Lehrerin muss den Schülern Mathematik beibringen» wird zu «LE professeur doit enseigner les mathématiques aux élèves». Oder: Das deutsche Duzen wird automatisch in französisches Siezen umgewandelt, was für informelle Texte ungeeignet ist.

Sogenannte falsche Freunde sind Wörter, die in der Ausgangssprache ähnlich klingen und/oder geschrieben werden wie in der Zielsprache. «Self-control» wird in der deutschen Übersetzung zu «Selbstkontrolle» (anstelle von Selbstbeherrschung); aus «actual» (tatsächlich) wird kurzerhand «aktuell», das umgekehrt übersetzt normalerweise «current» bedeutet. Ohne sorgfältiges Lektorat bleiben solche Fehler oft unbemerkt.

Ob ein Text besser maschinell vorübersetzt und nachbearbeitet oder gleich komplett «von Hand» übersetzt wird, hängt also von der Textsorte (Social Media Post, Vertrag, Fachpublikation, Präsentation usw.), dem Verwendungszweck und dem Zielpublikum ab. Wichtig sind zudem Überlegungen zum Datenschutz bei vertraulichen Dokumenten in Forschung und Entwicklung, bei personenbezogenen Daten von Banken, Krankenkassen und Versicherungen. Professionelle Übersetzungsagenturen kennen die Chancen und Risiken. Sie weisen ihre Kunden darauf hin und beraten sie transparent, welche die richtige Lösung für sie ist.

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