Anna-Maria Leo ist Kommunikationsleiterin beim Verband für nachhaltiges Wirtschaften öbu.

Viele sehen die Lösung für eine nachhaltige Zukunft allein in Innovation und Digitalisierung – das jetzige System einfach in «Grün». Doch geht das? Ich denke, nein. Damit würden wir es uns zu einfach machen. Weder Digitalisierung noch Nachhaltigkeit bedeutet schliesslich «nur» Technologie. Hinter diesen wohl grössten Schlagwörtern unserer Zeit versteckt sich ein tiefgehender Paradigmenwechsel. Ein Wandel, der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik grundlegend verändern wird – und es schon getan hat.

Wie sehr Digitalisierung und Nachhaltigkeit von einem Paradigmenwechsel abhängig sind, hat uns die Corona-Krise verdeutlicht: Schon vor der Pandemie war es möglich, Meetings via Videokonferenzen statt vor Ort abzuhalten und so als Unternehmen CO2 einzusparen. Es war auch vor Corona möglich, Unterlagen nicht auszudrucken, sondern digital zu teilen und so Ressourcen zu schonen. Aber erst durch die Home-Office-Pflicht – eine erzwungene Veränderung von Verhaltensmustern – wurde dies in vielen Unternehmen in Betracht gezogen und konsequent umgesetzt. Nicht überall verlief das reibungslos und so zeigten sich die tiefen Versäumnisse der letzten Jahre in Sachen Digitalisierung.

Die grosse Frage ist daher: Welche Lehren ziehen wir aus der jetzigen Krise? Eines ist klar: Wir sollten besser vorbereitet und proaktiv sein. So wissen wir schon jetzt, dass wir in einer globalen Klimakrise stecken, in einer Zeit der sozialen Ungleichheit leben und die meisten Unternehmen ohne Digitalisierung zukünftig abgehängt werden. Schweizer Unternehmen sollten daher jetzt vorangehen, in Digitalisierung und Nachhaltigkeit investieren und den nötigen Paradigmenwechsel proaktiv vollziehen.

Was ist das Gute an der Situation? Es gibt viele vielversprechende technologische Entwicklungen, wie ein Unternehmen gleichzeitig Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit voranbringen und dabei noch Kosten einsparen kann. Denn viele IT-Lösungen helfen mit der Effizienz betrieblicher Abläufe und sparen so Ressourcen, Emissionen und damit auch Kosten ein – also ein «Win-win-win».

Eine der wohl weitreichendsten und flexibelsten Angebote für digitales Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen ist das «Internet of Things» (IoT), ein digitales Netzwerk von Sensoren, das Daten von Gegenständen sammelt und für eine optimale Nutzung auswertet. Ob in der Produktion, im Facility-Management oder in der Landwirtschaft, die Anwendungsbereiche für IoT-Lösungen sind nahezu grenzenlos.

So lassen sich beispielsweise mittels IoTgesteuerter Luftsensoren in Büroräumen unproduktive oder sogar ungesunde Arbeitsbedingungen erkennen und lösen. In der Produktion kann smarte Technologie helfen, die Produktivität zu steigern und Ressourcen einzusparen. In der Landwirtschaft liefern Sensoren genaue Hinweise, ob das derzeitige Wetter oder die Bodenbedingungen Massnahmen erfordern.

Neben den digitalen Lösungen für erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement, braucht es aber auch einen Paradigmenwechsel in der IT selbst. Denn mit der voranschreitenden Digitalisierung werden auch unzählig mehr Daten und eine höhere Rechenleistung benötigt. Hier muss das Ziel die maximale Auslastung von Servern sein: Unternehmen müssen sich fragen, ob eine Auslagerung ihres Servers (in nachhaltig betriebene Rechenzentren) nicht sinnvoll wäre. Denn bei Servern gilt wie beim ÖV: Je mehr mitfahren, desto effizienter wird das System.

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