Matthias Malär ist Head of Sales & Marketing und Country Management Switzerland bei Innocard.

Start-ups haben gerade in der Anfangsphase alle Hände voll zu tun. Die Pendenzenliste ist lang: Die Entwicklung des Produkts, die Suche nach potenziellen Investoren, die Evaluation eines geeigneten Standorts oder die Planung der personellen Ressourcen nimmt viel Zeit in Anspruch. Bei dieser Fülle von Aufgaben kann es schnell passieren, dass Unternehmensgründer in die eine oder andere (Finanz-)Falle tappen.

Alle erfolgreichen Jungunternehmer haben eines gemein: Sie haben ein Bedürfnis erkannt, eine passende Lösung beziehungsweise ein innovatives Produkt entwickelt und erfolgreich an den Markt gebracht. Sie sind Experten ihres Fachs. Seit Monaten fliessen Herzblut und Hirnschmalz in diese «big idea». Da fällt es naturgemäss schwer, objektiv zu bleiben und alle relevanten (und oft weniger spannenden) Aspekte im Auge zu behalten – teilweise mit schwerwiegenden Folgen für die eigenen Finanzen.

Achtung vor diesen Fünf (Finanz-)Fallen
Erfahren Sie hier, wo Vorsicht geboten ist. (Spoiler Alert: im kommenden Artikel zeigen wir Ihnen, wie sich diese Fehler grundsätzlich vermeiden lassen)

#1: Ich kann alles, auch Buchhaltung.
Den richtigen Riecher für ein Bedürfnis am Markt zu beweisen, bedeutet nicht zwangsläufig, auch die Fähigkeiten eines qualifizierten Buchhalters zu besitzen. Dennoch verzichten Jungunternehmer – oft aus Übermut oder falschem Stolz – darauf,kmu sich professionelle Hilfe in jenen Bereichen zu holen, in denen sie selbst nicht genug versiert sind. Es droht die Gefahr, dass Kunden und Lieferanten nicht fristgerecht bezahlt werden. Insbesondere Mitarbeitende sind nicht für ihre hohe Toleranzgrenze bekannt, wenn es um die persönliche Lohnzahlung geht – und letztendlich geht es auch um nichts weniger als ihr eigenes Einkommen.

#2: Der Kunde bezahlt, so wie ich es will.
Wer sich nicht intensiv mit seiner Zielgruppe und damit seiner potentiellen Kundschaft auseinandersetzt, kann nicht zielführend auf ihre Bedürfnisse eingehen. Für Unternehmen ist unter anderem wichtig zu verstehen, wie der Bezahlprozess abläuft.[1] Wann und wie möchte der Kunde zahlen? Omnichannel ist hier das Schlagwort. Wenn der Kaufprozess, beispielsweise betreffend der Zahlungsart, nicht den Erwartungen des Kunden entspricht, kommt kein Kauf zustande. Und funktioniert die vorliegende Zahlungsmethode nicht wie gewünscht, schaut sich der Kunden schnell anderweitig um. Wer die Bedürfnisse seiner Kunden nicht kennt, läuft Gefahr, Kundschaft zu verlieren beziehungsweise gar nicht erst für sich zu gewinnen.

#3: Ich entwickle Produkte, nicht Kundenbeziehungen.
Es liegt auf der Hand: Die Daseinsberechtigung eines Unternehmens liegt in der eigentlichen Idee, im Produkt, das es anbietet. So drehen sich denn auch die ersten Aktivitäten und Investitionen ausschliesslich um diese Idee – nur so kann ein erfolgreiches Start-up überhaupt entstehen. Diese Fokussierung ist gerade in der Entstehungsphase zentral. Langfristig hingegen kann sie zur Falle werden. Allzu schnell werden die Bedürfnisse des wichtigsten Stakeholders – der Kunden – vergessen. Nicht zuletzt können sich diese Ansprüche auch ändern. Wird das gesamte Budget in die Entwicklung des Produkts investiert und die eigentliche Markt- und Absatzentwicklung ignoriert, kann das finanzielle Engpässe bei der Erfüllung der Kundenbedürfnisse nach sich ziehen. Auch die beste Idee ist erfolglos, wenn der Kunde das Produkt nicht kauft.

#4: Mein Bauch weiss mehr als die Statistik.
Im digitalen Zeitalter ist eine Fülle an Zahlen vorhanden. Wer heutzutage seine Zahlen – und damit sein Unternehmen – nicht kennt und auswertbares Zahlenmaterial nicht nutzt, verpasst mehr als einfach nur eine Chance. Er hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt: Daten liefern wichtige Erkenntnisse, welche einen indirekten Einfluss auf die Finanzlage des Unternehmens haben. Mittels diesen Zahlen können Informationen über den Kunden in Erfahrung gebracht werden, um damit auf dessen Vorlieben einzugehen und den Absatz zu steigern. Die Daten können auch dahingehend genutzt werden, die Effizienz des Unternehmens – und somit den Umsatz – datenbasiert zu optimieren.

#5: Ich bin mein liebster Arbeitskollege.
Für den Erfolg eines Start-ups sind die richtigen Mitarbeitenden zentral. Eine unsystematische Personalplanung kann nicht nur zu einer unausgeglichenen Teamzusammenstellung führen, sondern auch dazu, dass relevante Kompetenzen im Unternehmen fehlen. Menschen tendieren generell dazu, gleichgesinnte Menschen einzustellen. Die Krux dabei: Effiziente Teams in erfolgreichen Firmen ergänzen sich. Häufig werden Teams jedoch einseitig besetzt, wodurch beispielsweise das technische Know-how oder die strategische Weitsicht fehlt. Im Nachhinein Stellen umzubesetzen, wird schnell zur finanziellen Belastungsprobe.[2]

Alle diese (Finanz-)fallen lassen sich verhindern. Erfahren Sie im nächsten Artikel, worauf Sie ein besonderes Augenmerk legen sollten.

Weitere Informationen gibt es hier.

Anmerkungen:

[1] Buch «Marketing-Einführung», 2013, A. Kuss, M. Kleinaltenkamp

[2] Gründerszene.de, 2013, Artikel «Typische Fehler bei der Gründung»