von Sandhya Prabhu

Die Motivation, in die IT-Branche einzusteigen, kann sehr unterschiedlich sein. Bei meinem Einstieg in die Branche war IT für mich eine fremde Welt. Ich hatte damals einen Lieblingsfilm – «Die Waffen der Frau» – in dem ein Büro gezeigt wurde, welches sehr geräumig war, mit einem grossen Schreibtisch, einem Namensschild an der Tür und eine Aussicht auf die Skyline New Yorks. Genau dort wollte ich hin und habe mich auf meine erste IT-Stelle beworben.

Ich habe mir damals zu keinem Zeitpunkt Gedanken darüber gemacht, ob Frauen das überhaupt können, welche Rolle die Frau in der IT hat, oder ob ich aufgrund meines Frauseins auf Hindernisse treffen würde.

Nach einigen Umwegen hat es geklappt. Ich ging einige Jahre später in die Staaten – nicht nach New York, sondern ich landete in einem kleinen Kaff zwischen San Jose und Santa Cruz.

Meine erste grosse IT-Messe in der Schweiz war die Orbit in Basel. Damals brummte das Messegeschäft in der IT-Branche noch. Es war einer dieser Abende, als man sich auf einen Schlummertrunk in einer Bar traf. Plötzlich stand meine irische Lieferantin auf und verkündete, dass ich schreckliche Kopfschmerzen habe und sie mich folglich zum Hotel zurückbegleiten werde. Es war 22.30 Uhr. Als wir vor der Tür standen und ich sie sehr irritiert fragte, weshalb sie das machte, war ihre Antwort sehr einfach, aber einer der wichtigsten Ratschläge, die ich in meinen früheren Jahren in der IT-Branche bekam. In dem Moment, wo der Alkoholkonsum zunimmt, nimmt das -Benehmen ab. Das ist der Moment, wo du als Frau nicht mehr dabei sein solltest. Für diesen Tipp bin ich ihr noch heute dankbar. Das war der Moment, wo mir das erste Mal bewusst wurde, dass wir Frauen unter Umständen auf andere Sachen achten müssen. Das war vor 20 Jahren.

In den folgenden Jahren wurde mir immer wieder aufgezeigt, dass ich als Frau einen Asset habe, den ich überhaupt nicht bewusst nutzen muss. Wenn der CIO eines grossen Kunden mich wiedererkennt, weil wir vor drei Wochen zusammen im Aufzug gefahren sind. Wenn ein CFO meinen Pitch nochmals anhört, weil ich mich beim ersten Mal komplett verhaspelt habe, oder wenn dem Kandidaten leider erst zu spät auffällt, dass ich die Entscheidung treffen werde und nicht mein männlicher Kollege, der dem Vorstellungsgespräch beigewohnt hat.

Würde ich eher einen männlichen oder weiblichen Kandidaten einstellen? Die Antwort könnte nicht einfacher sein, denn ich werde die am besten qualifizierte Person für die Aufgabe einstellen.

Die IT bietet einen unvergleichlichen Einblick in sämtliche Facetten eines Unternehmens, unabhängig der Branche oder der Geografie. Man hilft, die Sicherheit der Unternehmensdaten zu gewährleisten, die Prozesse beim Kundendienst zu verbessern, die Webseite oder Portale zu optimieren oder das Operationsrisiko besser einzuschätzen – alles Bereiche, in denen ich tätig war und zu keinem Zeitpunkt Grenzen erfahren musste, ausser jene, die ich mir selbst aufgestellt habe.

Meine Entscheidung damals, in die IT-Industrie einzusteigen, war die beste, die ich treffen konnte. Wir sind wie noch nie zuvor in einem Wandel – was die Transformation in die Cloud angeht, aber vor allem auch wie wir Menschen uns transformieren. Wir Frauen müssen keine besseren Männer sein, aber wir müssen uns über unsere Fähigkeiten bewusst werden.

Mein Mann staunt immer wieder, wie ich die Stimmung in einem Raum innerhalb weniger Sekunden erkenne – während er zumindest sieht, dass es am Buffet leckere Austern gibt. Ich bin mir bewusst, dass es die Sicht simplifiziert, aber es soll lediglich dazu aufrufen, dass wir Frauen unser Frausein leben können und sollen.

Wenn ich jungen Frauen noch einen Ratschlag geben kann, dann ist es jener, dem Instinkt mit dem Wissen zu folgen, dass es zwar Umstände gibt, wir uns aber auf die Möglichkeiten konzentrieren müssen.

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