Vom 18. – 20. Februar 2013 herrscht in Basel wieder der fasnächtliche Ausnahmezustand. Die Fasnacht gilt nicht nur als erstklassiger Imageträger für die Stadt Basel in aller Welt, sondern ist ein wichtiger und fester Wert für das regionale Gewerbe.

Seit 1911 fungiert das 1910 gegründete Fasnachts-Comité quasi als ausführendes Organ, das verschiedene, die Fasnacht betreffende Aufgaben federführend erfüllt. Dem 13 Mitglieder zählenden Fasnachts-Comité steht seit 2010 Christoph Bürgin als Obmann vor.

Das Fasnachts-Comité organisiert die beiden Cortèges am Fasnachts-Montag und -Mittwoch sowie die Laternen- und die Wagen-/Requisiten-Ausstellung am Dienstag, und schafft die Rahmenbedingungen für die ganze Fasnacht. Weitere Aufgaben sind unter anderen die Herausgabe der Fasnachtsplakette sowie des Fasnachtsführers "Rädäbäng", die Organisation und Durchführung des „Drummeli“ (2. – 8. Februar  2013 im Musical Theater Basel), die Nachwuchsförderung („die erschti Lektion“), Durchführen von Kursen für Larvenkaschieren und -malen, für Laternenmalen sowie für Trommel- und Pfeiferinstruktoren oder Informationsanlässe für Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger in Basel. Dann beschafft das Comité weitere finanzielle Mittel für das Äufnen des „Subventionstopfes“ durch eine breitgestreute, schriftliche Sammelaktion  und verteilt die vereinnahmten Mittel an die beim Comité gemeldeten aktiven Fasnachtseinheiten.

Das Fasnachts-Comité pflegt aktiv die Beziehungen zu allen aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern und zu den Behörden sowie anderen Institutionen, wie Regierung, Justiz – und Sicherheitsdepartement, BVB, Bau-und Verkehrsdepartement oder Basel Tourismus,  und hat das Patronat beim offiziellen Preistrommeln und –pfeifen.

GESCHÄFTSFÜHRER: Zuerst einmal: was bedeutet Fasnacht für Sie persönlich?

Christoph Bürgin: Überspitzt formuliert: In Basel stehen gesellschaftlich zwei Dinge im Vordergrund –der FCB und die Fasnacht. An der Fasnacht wie auch beim FCB spielen Alter, gesellschaftliche Zugehörigkeit oder die Kantonsgrenzen keine Rolle. Die Fasnacht spiegelt eine enorme kulturelle und soziale Vielfalt wider und sie ist so etwas wie der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Deshalb ist die Fasnacht für mich mehr als nur ein vielfältiges Hobby. Persönlich schätze ich das Piccolo-Spielen oder die Tatsache, dass man an der Fasnacht quasi lebenslang Menschen trifft, mit denen man das Jahr hindurch vielleicht nicht so viel Kontakt hat.

Wie wichtig ist die Fasnacht für das regionale Gewerbe?

Das Fasnachts-Comité hat vor einigen Jahren bei der Fachhochschule beider Basel (FHBB) eine Studie in Auftrag gegeben, die genau das untersuchen sollte. Dabei wurde festgestellt, dass wegen der Fasnacht jährlich mindestens 28 Millionen Franken ausgegeben werden, die zu einem grossen Teil dem regionalen Gewerbe zugute kommen. Damit ist klar, dass die Fasnacht ein nicht unbedeutender Wirtschafts- und Standortfaktor ist. Diese Studie hat übrigens auch eruiert, welchen Stellenwert die Freiwilligenarbeit für die Fasnacht hat. Demnach werden weit über 500’000 Arbeitsstunden pro Jahr ehrenamtlich für die Fasnacht erbracht. Dies entspricht einer Leistung von rund 300 vollen Arbeitsstellen im Dienste von einzigartiger Gesellschaftsverbindung durch alle sozialen Schichten sowie wertvoller Traditionspflege. Die FHBB-Studie beziffert den gesamten Geldwert der Arbeit, die für die Fasnacht geleistet wird, auf weit über 18 Millionen Franken jährlich. Besonders hervorzuheben sind die erhobenen über 100’000 Stunden, die im Dienst der Jugendlichen geleistet werden. Eine grosse Zahl von Personen engagiert sich unentgeltlich für die Fasnacht – wie zum Beispiel auch das Fasnachts-Comité – und ohne jegliche staatliche Subventionen für eine sinnvolle und nachhaltige Freizeitgestaltung unserer Kinder und Jugendlichen und leistet damit sehr wertvolle Präventionsarbeit. Das würde etwa 60 Vollzeitstellen entsprechen.  

Wie haben Sie bisher als Obmann die Zeit im Fasnachts-Comité erlebt und was ist Ihr Fazit?

Der entscheidende Schritt für mich war vor allem, 1999 ins Comité  berufen zu werden. Die Wahl zum Obmann 2010 war natürlich eine besondere Ehre, aber auch eine Verpflichtung. Die Arbeit im Fasnachts-Comité  kann ich als zeitintensiv, aber auch als äusserst anregend und kameradschaftlich bezeichnen. Alle ziehen an einem Strick und wir pflegen eine gute Diskussionskultur. Das Comité erneuert sich immer wieder, und die neuen Mitglieder sorgen dafür, dass wir auf der Höhe der Zeit sind. Hervorheben möchte ich den Umzug unseres Domizils an den Blumenrain 16 im Jahr 2010. Ebenso die dieses Jahr erfolgte Neueinteilung des Cortèges in vier Sektoren, womit wir eine bessere Verteilung der Einheiten auf der Route erreicht haben, und dem erstmals eingerichteten vierten Comité-Standort an der Schifflände, wobei aber weiterhin das Anlaufen von drei Comité-Standorten pro Nachmittag für die Subvention relevant ist.

A propos, über Geld spricht man beim Fasnachts-Comité nicht, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, können Sie trotzdem den Schlüssel bekanntgeben, nach dem die Subventionen verteilt werden?

Der Schlüssel ist bekannt: 30 Prozent der Plaketteneinnahmen fliessen direkt an die Cliquen, die die Plaketten verkaufen. Mit den anderen 70 Prozent zahlen wir die Herstellungskosten der Plaketten, die Miete für das Comité-Büro, den Lohn für das Sekretariat, die Unkosten für die Comité-Standorte an der Fasnacht und für die Laternen- und Wagenausstellung, Zugsplaketten, Blumensträusse und andere Geschenke an die Cliquen sowie alle anderen Rechnungen, die anfallen. Alles, was am Ende übrigbleibt, geht an die Cliquen als Subvention.  Falls aus den Einnahmen und Ausgaben aus dem Drummeli ein Überschuss erzielt wird, geht dieser ebenfalls in den Subventionstopf.

Wie beurteilen Sie die Nachwuchssituation?

Das Comité unternimmt grosse Anstrengungen hinsichtlich der Nachwuchsförderung. Wir entwickeln auch immer wieder diesbezüglich neue Ideen, so  können auf unsere Initiative hin jedes Jahr 300 – 400 Kinder in der Schule lernen , wie man eine Larve herstellt, oder erhalten die Möglichkeit , alle paar Jahre durch die Innerstadt an einem grossen Umzug mitzumachen. Ich muss aber feststellen, dass es nicht einfach ist, den Status quo zu halten. Die Fasnacht ist kein Selbstläufer, wie zum Beispiel ein Fussballclub. Und um die Fasnachtsinstrumente zu beherrschen braucht es viel Übung und Durchhaltewillen. Viele wollen zwar an der Fasnacht teilnehmen, scheuen aber auch ein bisschen den Aufwand, Verpflichtungen in einer Clique zu übernehmen.

Fasnachts-Comité
Blumenrain 16
4001 Basel
Tel.: 061 261 25 75
Fax: 061 262 26 07
E-Mail: info@fasnachts-comite.ch
Homepage: www.fasnachts-comite.ch

Christoph Bürgin
Alter: 57
Zivilstand: verheiratet
Erlernter Beruf: Jurist
Heutige Position: Obmann Fasnachts-Comité (seit 2010; seit 1999 im Comité); Gerichtspräsident Basel-Stadt
Hobbies: Sport Velo, Joggen, Fussball (passiv), Pfeifer in einer Alten Garde (ehemaliger Obmann des Stammvereins)