Viele ERP-Systeme erheben für sich den Anspruch, Geschäftsprozesse zu beschleunigen und zu verbessern. Beim diesjährigen Software Contest haben gleich fünf Anbieter den Beweis angetreten, dass dem auch so ist – die passende Lösung und das nötige Know-how vorausgesetzt. Dabei bot der Contest den Besuchern mit Live-Vergleichen und konkreten Anwendungen eine Fülle praxisnaher Anschauungsbeispiele rund um das Thema Customer Journey.

von Christian Bühlmann

Was macht den Besuch des ­Software Contest lohnenswert? Herausfinden, was andere Lösungen mehr oder besser können als die eigene im Unternehmen? Anregungen sammeln anhand konkreter Praxisbeispiele? Meinungen einholen und Fragen klären zu geplanten Projekten? Sich mit anderen über Freud und Leid von Anwendern austauschen? Vermutlich ist es die Mischung aus allem, denn so unterschiedlich die rund 130 Besucher des Software Contest 2016 in Bern auch waren, das Echo fiel mehrheitlich sehr positiv aus. Kurzweilig, spannend, professionell, so der Grundtenor. «Sehr lehrreich dank praktischer Beispiele», meinte ein Teilnehmer. Für Tobias Meyer von Abacus Research lohnt sich der Anlass sowohl für Anbieter als auch für Anwender: «Der Contest gibt einen optimalen Überblick über verschiedene Prozesse und ist besonders vor einer Software-Evaluation sehr empfehlenswert. Für uns als Anbieter bietet die Veranstaltung interessante Kontakte.»

Fünf Software-Anbieter im direkten Live-Vergleich
Nebst bekannten Anbietern wie ABACUS, Asseco, myfactory und Step Ahead war mit ABRA Software ein Newcomer aus Tschechien vertreten. Für Jürg Jucker, der als Schweizer Lösungspartner das System von ABRA präsentierte, war der Contest ein idealer Einstiegspunkt in den Schweizer ERP-Markt: «Das Vorstellen der Software vor zahlreichem Publikum, aber auch der Vergleich mit direkten Mitbewerbern bringt uns in Kontakt mit Interessenten und liefert gleichzeitig Benchmarkwerte.» Sowohl die Zuschauer als auch die Anbieter waren sich in einem Punkt völlig einig: Keine ­andere IT-Veranstaltung bietet einen direkteren Lösungsvergleich als der Software Contest. In kurzen, parallelen Intervallen präsentieren jeweils alle Anbieter ihre ­Lösungsansätze. Mitentscheidend für die Wahrnehmung beim Publikum ist dabei nicht nur das Produkt, sondern ebenso das Auftreten der präsentierenden Per­sonen. Dr. Marcel Siegenthaler, Moderator des Software Contest, vergleicht dies mit seinen Erfahrungen als Unternehmens­berater: «Wir erleben in der Praxis oft, dass für Kunden nicht nur das Produkt zählt, sondern auch das Auftreten der Anbieter. Wer (sich) gut präsentiert und auf Menschen eingehen kann, hat eindeutig die besseren Chancen. Das spürt man auch deutlich beim Software Contest.»

CRM und ERP als einheit­liches System betrachten
Unter dem Titel «IT-Power für Marketing, Verkauf und Service» nahm der Contest ein zentrales Thema in vielen KMU ins ­Visier. Dass damit eine gehörige Portion CRM verbunden ist, gehörte zu den Herausfor­derungen der ERP-Spezialisten. Beide ­Anwendungsbereiche nutzen oft identische Daten wie zum Beispiel Adressen, Produkte, installierte Basis usw. Um Medienbrüche und Schnittstellen in Geschäftsprozessen zu vermeiden, sei es sinnvoll, beide Gebiete in einem einheitlichen System abzubilden, betonte Dr. Marcel Siegenthaler in seinem Eröffnungsreferat: «ERP und CRM als ­separate Lösungen fördern nicht nur das Silo-Denken, sondern sind aufgrund der Schnittstellen auch teuer. In diesem Sinn sind ERP-Systeme mit integriertem CRM eindeutig zu bevorzugen.» Bei der Anwendung in Unternehmen zeigt es sich jedoch häufig, dass nicht die Software das Problem ist, sondern die organisatorische Umsetzung. Die mit der IT einhergehende Datentransparenz ist zudem nicht bei allen ­Mitarbeitenden gleich erwünscht. Doch genau hier liegt der Punkt: Der Erfolg ­eines IT-Projekts ist schlussendlich ein Bekenntnis zu einer umfassenden Unterstützung von Prozessen und Mitarbeitenden im ­Unternehmen.

Kundenmanagement und gute Lösungen
Wie Business-Software erfolgreich eingesetzt werden kann, zeigte der mit Spannung erwartete Auftritt der Anbieter. ­Ausgehend von einem durch die Herausforderer selbst gewählten Beispielkunden, welcher seine Produkte und Services vermarkten will, führte ein Drehbuch die Zuschauer über ­insgesamt acht Schritte bis zum Verkaufs­abschluss und anschlies­sender Service­verwaltung. Die Software-Anbieter zeigten dabei, wie sie mit Werbekampagnen umgingen, Doubletten in Adressen eliminierten, Mails direkt aus dem ERP an die Zielgruppen verschickten, ­Verkaufschancen verwalteten und Kun­denbesuche planten, Serviceverträge bewirtschafteten sowie Wartungen  planten und durchführten. Abgerundet wurde der Customer Journey durch die nahtlose Integration eines Webshops mit geschütztem Kundenbereich. Das Fazit: Alle Herausforderer ­bewältigten den Parcours zwar individuell, aber problemlos. Die Behauptung, «Geschäftsprozesse mittels Business-Software zu beschleunigen und optimieren», wurde eindrücklich bestätigt. Das Publikum dankte es mit einer aktiven Beteiligung in Form zahlreicher Fragen. Besondere Beachtung fand auch das ­Keynote-Referat von Dr. Martin Böhn, Head of CRM beim Beratungsunternehmen BARC. Seine Botschaft war ein­deutig: «Erfolgreiches Kundenmanagement braucht gute Lösungen.»

Perfekter Mix: Vergleichen, diskutieren, vernetzen
Pausen, Stehlunch und Apéro boten Anwendern und Anbietern gern genutzte Gelegenheiten, das Erlebte zu diskutieren. Gleichzeitig wurde dabei auch die Möglichkeit wahrgenommen, individuelle Fragen zu klären und konkrete Projekte zu besprechen. Zu den Gründen, weshalb sich der Besuch des Software Contest lohnt, erklärt Veranstaltungsmoderator Dr. Marcel Siegenthaler: «Der Contest bietet eine abwechslungs­reiche Mischung aus neutral geführtem ­Lösungsvergleich, konkret umsetzbare Ideen und Impulsen sowie spannende ­Begegnungen mit Anbietern und anderen Anwendern. Das Ganze auf hohem Niveau und in kompaktem Tagesformat. Für die Besucher ist es eine einzigartige Möglichkeit, das Zusammenspiel von IT und Business praxisbezogen zu erleben. Der Nutzen liegt in der direkten Umsetzbarkeit des ­Erlebten und im Erfahrungsaustausch mit anderen.» Damit verbunden ist die Gretchenfrage, welche jedes Unternehmen für sich selber beantworten muss: Wie steht es mit der konkreten Nutzung vorhandener ­Business-Software? Dösen teure Systeme im Halbschlaf einer elektrischen Schreibmaschine vor sich hin, oder werden die Pferdestärken leistungsfähiger Anwen­dungen wirklich ausgereizt und auf den ­Boden gebracht?

Weitere Informationen:
www.topsoft.ch