Rolf Gruber ist Inhaber und Geschäftsführer bei Richards & Gold.

Berater haben eine eigene Sprache. Diese Sprache hat die Eigenschaft, einfach Verständliches in Sprechquatsch umzuwandeln. Meist sind es Anglizismen, welche wortreich
vorgetragen, das Up-to-Date-Sein der Berater demonstrieren sollen. Es handelt sich um Idiotismen – um Begriffe, die nichts Neues, sondern nur das beinhalten, was Unternehmer
bereits wissen. Hier sind zwei «Alter Wein in neuen Schläuchen» Beispiele – und zwei Tipps, wie wir ihnen begegnen können.

Besonders beliebt sind heute Projekt- Worthülsen wie «Costomer Journey» oder «Design Thinking». Bei dem Begriff «Costomer Journey» handelt es sich einfach um Kundenführung. Es geht darum, dass sich der Kunde vom ersten Kontakt über Beratung, Fragen, Kauf, Nutzung, Entsorgung bis zu weiteren Käufen, Empfehlungen und Erlebnissen mit dem Unternehmen, das er ausgesucht hat, gut fühlt. Kundenführung bedeutet somit, an jedem
Berührungspunkt, den Zielpersonen mit einem Unternehmen haben, positive Erfahrungen
zu schaffen.

Interessante Kontaktpunkte sind zum Beispiel Offerten, welche es verkauforientiert zu gestalten gilt, sodass diese zu einem bevorzugten Leseobjekt für Wunschkunden werden, wenn es um die Vergabe eines wichtigen Auftrages geht, oder unangenehme Kundenreklamationen, die zur Behandlung anstehen und über zwei bis drei interne Stationen gehandhabt werden müssen.

Jeder gute Unternehmer kennt dies und weiss somit, was Kundenführung bedeutet. Und die besten von ihnen machen in ihrem Unternehmen klar, welche Berührungspunkte bei ihren Ansprechgruppen verbindend zu Ihren Aktivitäten sind. Und vor allem richten sie an allen wichtigen Kontaktpunkten ein Radarsystem ein, welches nicht nur positive, sondern, vor allem auch, negative Rückmeldungen liefert, und handeln dementsprechend.

Wer Ihnen also den Begriff «Costomer Journey» auftischt, vernebelt nur die Sinne der Anwesenden. Dies schon deshalb, weil die Verkünder dieser Botschaft, den Inhalt meist selber nicht verstehen.

Und mit dem Begriff «Design Thinking» wollen Berater Unternehmern weismachen, dass diese bis heute nichts von Innovationsführung verstanden haben. Einer der Kernpunkte der «Design Thinker» heisst «Agility». Mit anderen Worten: Diese «Leuchten der Allwissenheit
» wollen Unternehmern klarmachen, dass diese ab sofort agil denken und handeln sollen – und dies natürlich Team-orientiert.

Aber hallo? Für wie dumm werden denn hier Unternehmer gehalten? Unternehmer und ihre Teams sind bis jetzt die Einzigen, welche allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Widrigkeiten getrotzt haben und weiterhin trotzen werden – durch eben diese Fähigkeit zur Agilität. Sie sind diejenigen, welche immer wieder aufstehen, sich den Veränderungen stellen und immer wieder mit neuen Innovationen Neues aufbauen. Sie sind die Schultern, auf denen die Gesellschaft steht.

Kurz und bündig: Nur weil Berater, welche noch nie ein Unternehmen und dessen Innovationsprozesse geführt haben, Ihnen erzählen wollen, dass es heute opportun
sei, agil und Menschen-zentriert zu arbeiten, heisst dies noch lange nicht, dass Sie auf
deren Worthülsen hereinfallen sollten.

Deshalb mein Tipp Nr. 1, solchen Idiotismen zu begegnen: Hören Sie nicht auf
diesen Quatsch. Lassen Sie sich nichts vormachen. Denn alles, was in solchen Begriffen versteckt ist, wissen Sie schon längst.

Und mein Tipp Nr. 2: Fragen Sie jeden, der mit solchen Begriffen um sich wirft, nach deren Definition. Und wenn er diese nicht blitzschnell und korrekt beantworten kann, dann stellen Sie ihn stante pede1 vor die Türe.

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