Welche Chancen haben ältere Arbeitnehmende auf dem Arbeitsmarkt von heute? Welches sind die Vorteile für ein Unternehmen, wenn es ältere Personen einstellt? Was können Berufstätige selbst tun, um die Arbeitsmarktfähigkeit langfristig zu erhalten? Diese brennenden Fragen müssen in der Praxis beantwortet werden. Unser Autor gibt einige strategische Hinweise.

Die Häufigkeit von Weiterbildungen sinkt mit zunehmendem Alter. Untersuchungen zeigen, je höher der Bildungsstand von Erwerbstätigen ist, desto höher ist die Chance, den Zeitpunkt des Pensionsalters selbst bestimmen zu können. Dies spricht dafür, dass ältere Erwerbstätige vermehrt in ihre Weiterbildung investieren sollten. Und das frühzeitig. So wird das vorzeitige Ausscheiden aus dem -Arbeitsleben verhindert und der Wieder-einstieg, im Falle eines Stellenverlustes, beschleunigt. Unternehmen sind in der Pflicht, Defizite ihrer Arbeitnehmenden zu erkennen, anzusprechen und durch Weiterbildungen zu beheben. Die einzelne Person ohnehin! Nur dann profitieren beide Seiten.

Kompetenzen erhalten und ausbauen
Wissen hat eine immer kürzere Halbwertszeit. Wer seine «Werkzeuge pflegt» und seine Fertigkeiten und sein Wissen à jour hält, wird nicht links von Jüngeren überholt. Eine Standortbestimmung hilft, seine Kompetenzen auf deren Marktwert zu überprüfen. Neugier und Offenheit gegenüber Neuem sind eine wichtige Voraussetzung. Gerade in der Wissensgesellschaft muss Wissen -erneuert und Können geübt werden. Roger Federer bleibt ein guter Tennisspieler, weil er Neues ausprobiert, seine Fertigkeiten kennt und durch Übung beibehält.

Mit Stärken punkten
Die meisten älteren Erwerbstätigen sind sich gar nicht bewusst, dass sie gegenüber Jüngeren Vorteile besitzen. Im Verlauf des Lebens nehmen wohl die körperlichen Leistungen und die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gedächtnisses ab (fluide Intelligenz), viele Bereiche bleiben jedoch stabil (Lernfähigkeit) oder nehmen zu. Hier ist vor allem das Wissen (kristalline Intelligenz) zu nennen, die Erfahrung und damit auch die Urteilsfähigkeit. Ältere Mitarbeiter punkten auch mit personenbezogenen Stärken wie Besonnenheit, Kommunikationsfähigkeit, Ko-operationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, positiver Arbeitseinstellung und Ausgeglichenheit. Es tut gut, sich seiner Stärken bewusst zu werden, diese zu pflegen und auch verkaufen zu können.

Geistig und körperlich fit bleiben
Das Alter ist keine Krankheit. Wir werden immer älter und bleiben immer fitter. Die 50-Jährigen von heute sind die 40-Jährigen von gestern. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, können wir locker bis 70 weiterarbeiten. Es reicht aber nicht aus, nur auf geistige Fitness zu setzen, auch die körperliche Fitness – und hiermit auch das äussere Erscheinungsbild – muss gepflegt werden. Gerade die Kombination von Neugier, Offenheit und aktualisiertem Berufswissen mit einer authentischen, reifen und fitten Erscheinung erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Netzwerk pflegen
Alle sind irgendwie miteinander vernetzt. Über Vereine, Familie, Freundeskreis oder über die sozialen Medien. In den USA wird Facebook mittlerweile oft für Stellensuche und Stellenvermittlung genutzt, bei uns sind es Portale wie Xing oder LinkedIn. Und doch stelle ich bei älteren Arbeits-suchenden fest, dass diese ihr Netzwerk nicht pflegen und auch nicht für die Stellensuche nutzen. Letzteres aus Schamgefühl, weil sie die Stelle verloren haben. Aus -Erfahrung mit Klienten und Firmen kann ich nur dazu raten, Netzwerke aufzubauen und zu pflegen, damit diese dann zum richtigen Zeitpunkt genutzt werden können.

Im Erhalt von Berufserfahrung und berufsspezifischen Fertigkeiten liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung. Die Überprüfung dieser liegt in der eigenen Verantwortung. Wer weiss, was er kann und wo es noch Lücken gibt und diese schliesst, bleibt fit für den Arbeitsmarkt, ob er 50 oder 60 Jahre jung ist.

Weitere Informationen:
www.mfgschwind.ch