Smart, Colour und Solutions. So lauteten die Stichworte eines Events von OKI im Oktober in Mailand. kmuRUNDSCHAU war vor Ort und informierte sich über die digitalen Druckwelten. OKI setzt dabei auf ein LED-Drucksystem mit beeindruckenden Farbdruckqualitäten und kann damit spezifische Branchen ansprechen. Im Rahmen eines Interviews mit dem Country Manager von OKI für die Schweiz beleuchteten wir die strategischen Hintergründe.

Hier auf dem europäischen Event von OKI haben wir gehört, dass Sie den Fokus auf die Gesundheitsbranche, die grafische Industrie und den Retail gelegt haben. Ist es heute notwendig, dass Druckerhersteller sich so spezialisieren?
Auf der einen Seite erhöht sich das produzierte Datenvolumen in exorbitanter Weise. Wir sind ja mit massiven Datenwellen konfrontiert, die wir bewältigen müssen. Auf der anderen Seite werden diese Daten aber nur in speziellen Situationen gedruckt. Hier tut sich eine Schere auf, auf die Druckeranbieter reagieren müssen. Folglich realisieren wir das steigende Informationsangebot, wissen aber, dass die Menge an gedruckten Seiten begrenzt ist.

Wenn wir in dieser Situation Marktanteile gewinnen wollen, können wir diese entweder über eine Marktverdrängung im angestammten Office-Umfeld oder zweitens über eine Diversifizierungsstrategie erreichen. Mit den erwähnten Branchenlösungen haben wir uns für den zweiten Weg entschieden. Wir konnten dort sogar in einigen Bereichen, wie der grafischen Industrie Alleinstellungsmerkmale erringen. Bei Farbdruckqualität und Farbgenauigkeit sind wir hier anderen Mitbewerbern voraus. Zudem können wir mit unseren Flaggschiffen aus der Pro-Serie auf unterschiedlichsten Materialien drucken, haben für Grafic Arts den einzigartigen Weiss-Toner-Drucker sowie einen Neon-Drucker mit einem fluoreszierenden und knalligen Farbspektrum im Portfolio. Da haben wir einen starken Auftritt.

Wie sieht die Situation bei Ihrem anderen Standbein, dem Retail-Bereich, aus?
Mit der im Sommer 2015 erfolgten Übernahme des weltweiten Grossformatgeschäfts von Seiko können wir die Bedürfnisse hier besser abdecken. Vorher konnten wir im Retail-Bereich im Innenraum Regalbeschriftungen, Banner, Schilder und Ähnliches drucken. Bei der Aussenwerbung stiessen wir an Grenzen. Heute sind wir in der Lage, grossflächige Schaufenster-­Werbung und ganze Wände in Innenräumen zu realisieren. Wir können jetzt mit unseren Druckern den ganzen Retail-Bereich von A–Z, Back-Office inklusive, aus einer Hand beliefern. Da brauchen jetzt die Verantwortlichen keine separaten Lösungen mehr.

Was mich bei den Key-Notes – hier in Mailand – überrascht hat, war die Ausrufung eines Gegentrends. Alle Experten versprechen das digitale und damit papierlose Büro. Es werden ja auch immer mehr Prozesse digitalisiert. Auf Ihrem Event hiess es, wir werden vom Datenstrom überflutet und damit überfordert. Für entscheidende Botschaften würden Businessmenschen wieder auf Print setzen. Können Sie diese steile These begründen, vor allem wenn man jüngere Generationen mit an Bord nimmt?
Es geht um die Qualität und die Wichtigkeit einer Information. Welche Information bleibt wirklich haften? Print hat durch die Informationsüberflutung via E-Mail und im Web nach wie vor eine höhere Wirkung. Sie liegen richtig, wenn Sie den Gewohnheitswandel von jüngeren Generationen ansprechen. Diese können digitale Informationen schneller aufnehmen und auch schneller bearbeiten. Nichtsdestotrotz: Die generelle Aussage, dass eine gedruckte Information, die ich physisch vor mir habe, leichter verständlich ist und auch stärker im Gehirn haften bleibt, unterschreibe ich uneingeschränkt. Das wird sich vermutlich in einigen Jahren ändern. Aber hier können wir noch keine fundierte These belegen. Alles andere ist für mich Kaffeesatzleserei. Ich glaube aber, dass die Werbetreibenden, die die Botschaften verstehen müssen, immer wieder auf folgende zentrale Frage zurückgeworfen werden: Wie muss ich in Zukunft kommunizieren, damit ich möglichst effizient und effektiv meine Zielgruppen erreiche? Wenn ich hier merke, dass beispielsweise meine E-Mail-Kommuni­kation einfach nur untergeht und Social ­Media sich nur im digitalen Raum verliert, kommt man wieder auf das spannend bedruckte Papier zurück. Mit intelligenten Multifunktionsgeräten, die Informationen sowohl digital verarbeiten als auch den Papierdruck ermöglichen, sind Unternehmen gut bedient.

Müssen wir da nicht differenzieren?
Im Office Umfeld auf jeden Fall. Da werden Prozesse immer weiter digitalisiert. Jede Kopie und jeder Druck rufen Kosten hervor. Da will ich früher oder später effizienter werden. Im Rahmen unseres zweiten Standbeins, dem professionellen Printing, bringt jeder Druck bares Geld. Das ist eine völlig andere Situation.

Wie agieren Sie in der Grafikbranche, das ist ja ein sehr heterogenes Feld?
Richtig. Verdeutlichen wir uns die Unterschiede: Architekten, Designer, Agenturen, Grafik-Studios oder Druckereien mit unterschiedlichen Ausrichtungen brauchen unterschiedliche Lösungen. Hier punkten wir mit unseren Angeboten der Professionell-Series. Die können auf höchstem Niveau bis in den Fünffarbdruck hinein agieren. Wir sind da auch in sehr spezialisierten, aber hochwertigen Nischen tätig. Das sind dann Auflagen, die meist nicht über 1 000 Seiten gehen. Der andere Schwerpunkt liegt in Lösungen, die im Vorfeld grösserer Auf­lagen angesiedelt sind. Eine Offset-Druckmaschine braucht immer einen Proof als Vorlauf. Das gilt auch für Design-Studien oder Entwürfe. Da muss inhaltlich verbildlich und schon sehr farbgenau gedruckt werden. Das können unsere A3-Überformat-­Flaggschiffe sehr viel kostengünstiger, schneller und effizienter, als wenn man einen Ink-Jet-Plotter, das wäre die Alternative, einsetzen würde. Dies ist eine Art Einstieg, da wir so beispielsweise in einer Druckerei, ergänzend zu den vorhandenen klassischen Drucklösungen, agieren können. Agenturen sind dankbar, da sie ein kleines, schnelles System zur Verfügung haben, mit dem sie Kontrollausdrucke ihrer Entwürfe machen können.

Das geht aber nur in einer kleinen Auflage?
Ja, wenn man über 1 000 Seiten geht, gibt es im Digitaldruck und dann bei noch höheren Auflagen im Offset-Druck bessere Möglichkeiten.

Lassen Sie uns zu den Office-Bedürfnissen von KMU kommen. Meist habe ich ja gewachsene IT-Landschaften. Oftmals sind die Insellösungen noch sehr präsent. Jetzt habe ich als KMU-Verantwortlicher die Qual der Wahl, wenn ich mein Büro modernisieren will. Inzwischen haben Software-­Anbieter Hardware, und Hardware-Anbieter haben Software im Angebot. Wie gehe ich Herausforderung strategisch an?
Wir verkaufen nicht direkt an Endkunden, sondern bei uns läuft das über den Fachhandel. Die Beratungskompetenz, die es hier zwingend braucht …

… Hier kauft man ja keine Produkte von der Stange, die dann über den Tresen geschoben werden?
… Richtig. Es geht immer um eine bestmögliche Lösung für den Kunden. Wir schulen die Fachhändler entsprechend, damit sie immer, auf dem höchsten Niveau, beratend beim Kunden tätig sind. Es gibt heute vielfältigste Möglichkeiten, die Interaktionen zwischen Hard- und Software ermöglichen. Wir sind äusserst flexibel, was die Anwendungsmöglichkeiten zur Softwareseite betrifft. Unsere Produkte sind alle mit der Sendys-Explorer-Software ausgestattet und sorgen deshalb branchenübergreifend für optimierte Arbeitsabläufe im Unternehmen.

Was heisst dies für die Schweiz konkret?
Wir schulen unsere Fachhandelspartner vier Mal im Jahr, damit sie auf den neusten Stand kommen. Da ist natürlich ein gegenseitiger Austausch ganz wichtig.

Und wenn ich jetzt von einer Software-Firma schon Lösungen habe, die ich einsetzen will?
Dann gilt es, die Schnittstellen zu konfigurieren und die Software anzubinden. Fachleute sprechen hier von einer Middleware, die dazwischen sitzt.

Was ist das für ein Aufwand?
Das ist Arbeit für Programmierer von der Software-Seite. Es ist aus Kostensicht und in Anbetracht einer möglichen Digitalisierung für beide Seiten interessant, solche Lösungen zu realisieren.

Es sind beide Seiten hier flexibel?
Ja, wir bieten ja nicht nur eigene Lösungen an, sondern sind über unsere Schnittstelle offen für andere Lösungen, die unser Interface bedienen.

Damit können Sie sich dann voll in die ERP-Welten einfügen?
Ja. Wir haben jetzt das vollständige Produktportfolio und können damit auch in der Schweiz offensiv agieren. Das zentrale Moment dabei ist die Plattformstrategie, die sich von einer Serienstrategie abhebt und sehr viel offener ist.

Smart heisst bei Ihnen ein zentrales Schlagwort. Was verstehen Sie da­runter?
Smart Solutions ist ein integriertes Portfolio von Software, Technologien und Tools, die von OKI oder einem OKI-Partner entwickelt wurden, um gezielt Ihren Druck und Dokumenten-Workflow zu optimieren, mehr Sicherheit zu garantieren und die Verwaltung Ihrer Druckerflotte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Mit Smart Solution gewährleisten wir Ihnen, ob Office-basierend, Office-Mobil oder Cloud-basierend, eine vollständig inte­grierte und optimierte Lösung für Ihr Unternehmen.

Wie wird sich OKI in den nächsten Jahren im Vergleich zu den Wettbewerbern positionieren?
Wir werden definitiv weiter auf die Weiterentwicklung der LED-Technologie setzen, da dies unsere Kernkompetenz ist. Das machen wir seit 25 Jahren und wird auch in den nächsten Jahren unsere Basis sein und Bestand haben. Nach wie vor bedienen wir weiter das Office-Umfeld und haben uns dieses Jahr bereits diversifiziert. In den vertikalen Märkten Retail, Gesundheitswesen und grafische Industrie.

Weitere Informationen:
www.oki.ch