von Philipp de Boer | Partner | Assurance – Financial Services | Ernst & Young Ltd

Immer mehr FinTech-Firmen werden in der Schweiz aktiv und versuchen, mit innovativen, einfachen und kundenzentrierten Lösungen einen Teil der Wertschöpfung in der Finanzdienstleistung zu übernehmen. Sie fokussieren sich dabei auf die Kernbedürfnisse
einer spezifischen Kundengruppe und bieten hierfür gezielte Lösungen an (z.B. Revolut mit Fokus auf Zahlungen in Fremdwährungen oder TrueWealth mit Fokus auf Online-Vermögensverwaltung). Derzeit versuchen viele dieser FinTech-Firmen, mittels preiswerten
oder Gratis-Dienstleistungen ein schnelles Wachstum zu erzielen und dadurch an Relevanz zuzulegen. Eine Steigerung der Profitabilität wird oftmals erst in einem zweiten Schritt mittels des Verkaufs weiterer Premium- Dienstleistungen angestrebt.

Allerdings mangelt es den FinTech- Firmen derzeit noch an Vertrauen und Reputation. Die Kunden nutzen die FinTech-Firmen nur selten als Hauptbank-Beziehung, sondern vertrauen
den FinTech-Firmen lediglich kleinere Beträge an, zum Beispiel zur Abwicklung der Zahlungen des täglichen Bedarfs. Ein von den Kunden ausgelöster Strukturwandel im Finanzdienstleistungssektor ist zu erwarten, zum aktuellen Zeitpunkt findet dieser aber noch nicht statt. Die traditionellen Banken mit ihrem etablierten und langjährigen Geschäftsmodell sind noch klar im Vorteil und geniessen eine hohe Reputation. Allerdings werden in der Tendenz die kurzfristigen Konsequenzen des strukturellen Wandels überschätzt, die langfristigen hingegen unterschätzt. Spannend könnte es werden, wenn ein FinTech von einem grossen etablierten Institut übernommen wird und sich dadurch das bestehende Vertrauen mit Technologie und Agilität verbindet.

Seit Anfang Jahr gibt es in der Schweiz die sogenannte FinTech- Lizenz, mit welcher der Gesetzgeber die Innovation in der Finanzindustrie in einem massvoll regulierten Umfeld fördern möchte. Die FinTech-Lizenz ermöglicht die Annahme von Publikumseinlagen bis zu CHF 100 Mio. Allerdings dürfen diese weder angelegt noch verzinst werden. Im Vergleich zu einer vollständigen Banklizenz sind die Anforderungen der FinTech- Lizenz deutlich tiefer und weniger kapital- und kostenintensiv. Diese neue Regulierung und die damit verbundene Überwachung durch die FINMA soll eine geordnete Entwicklung ermöglichen und auch das Vertrauen in FinTech-Firmen stärken.

Im Weiteren muss eine Prüfgesellschaft mit spezifischer FinTech-Akkreditierung die effektive Einhaltung der Regulierung durch das FinTech überprüfen. EY ist die erste Prüfgesellschaft in der Schweiz mit einer solchen FinTech-Akkreditierung und kann gezielt
mit eigens für FinTech-Geschäftsmodelle entwickelten Tools (z.B. «EY Blockchain Analyzer») auf die Risiken bei FinTech-Firmen eingehen und dadurch zur Vertrauensbildung beitragen.
Zudem unterstützt EY die Vertrauensbildung der FinTech-Branche in der Schweiz auch mittels Brancheninitiativen (wie «digitalswitzerland» oder «Bitcoin Association Switzerland»).

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