Neue Kompetenzen erwerben statt Menschen auswechseln. Das ist das Ziel: Auch die erfahrenen Fachleute, die heute freigestellt werden, können die Profis mit den neuen Kompetenzen von morgen werden! Der Verein Modell F hat in der ICT das Projekt Informa aufgebaut: Es zeigt die neuen Lösungen auf, die schneller und günstiger den inländischen Fachleuten ermöglichen, die neuen Qualifikationen und Abschlüsse zu erwerben, die im Arbeitsmarkt von morgen nachgefragt werden.

Der richtige Mensch am richtigen Ort: So lautet die Devise. Der Wirtschaftsstandort Schweiz verfügt so schneller, günstiger und aus den eigenen Reihen über jene Fachleute, welche die Aufgaben der Zukunft bewältigen und ihre langjährige Berufserfahrung im Unternehmen einbringen können. Schauen wir genauer auf die ICT-Branche.

In der ICT-Branche geht die Zeit schneller voran als anderswo: Was gestern neu war, ist morgen schon veraltet. Gleichzeitig klagt die ICT-Branche über einen massiven Mangel an Fachkräften von 74’700 bis 2024, die Kontingente aus Drittstaaten wurden vom Bundesrat auf 2017 angehoben. Wir möchten gern, dass das inländische Fachkräftepotenzial 2017 wirklich besser genutzt werden kann und die ICT-Fachleute in der Schweiz schnell die neuen Kompetenzen erwerben. Mit dem Prototyp Informa in der ICT-Branche mit über 320 Teilnehmenden beweist Informa, dass dieser Weg gelingt. Selbstverständich ist Informa in allen Branchen möglich. Die nötigen gesetzlichen Grundlagen sind -vorhanden. Wer viele Jahre in der ICT gearbeitet hat und jetzt von den Restrukturierungen bei Banken, ICT-Herstellern und -Zulieferern betroffen ist oder es vielleicht bald sein wird, kann sich am Projekt Informa beteiligen. Auch Unternehmen / HR–Verantwortliche könnten im Sinne eines nachhaltigen Personalmanagements ihren Mitarbeitenden ermöglichen, sich an Informa zu beteiligen, wenn sie einige Bereiche auslagern und neue Bereiche intern aufbauen. Auf individuelle Weise können diese Fachleute an üblichen Bildungs- und Studiengängen teilnehmen, doch die Kompetenzen, die sie in ihrem Leben bereits erworben haben, werden ihnen angemessen angerechnet. Sie belegen nur jene Fächer und Module, die für sie tatächlich neu sind.

Das führt im Rahmen von Projekt Informa zur Verkürzung und Verbilligung der Weiterbildungen und zu den üblichen Diplomen, falls die Bildungsgänge nach Modell F zertifiziert sind. Einfach schneller und günstiger – diese Fachkräfte sind schneller wieder auf dem Arbeitsmarkt und können in den ICT-Bereichen der Zukunft tätig werden. Auch wenn sie Ü 45 und älter sind.

Auch während der Arbeitslosigkeit
Auch wer den Job schon verloren hat und weiterhin in der ICT tätig sein möchte, kann sich am Projekt Informa beteiligen. Die Kantone Bern, Zürich, St. Gallen, Aargau, Solothurn und Freiburg übernehmen die Kosten für die AMM Informa.

So wird es erstmals in der Schweiz möglich, dass Personen, die Gelder aus der Arbeitslosen-Versicherung ALV beziehen, diese Zeit nutzen können, um sich weiterzubilden, und sich anschliessend im neuen Berufsfeld und mit neuen Kompetenzen und den eidg. anerkannten Abschlüssen auf dem Arbeitsmarkt neu zu positionieren. Wir beobachten besonders auch bei älteren arbeitslosen Teilnehmenden, dass sie das Job-Netzwerk der Schulen gern in Anspruch nehmen und sich bald im RAV wieder abmelden. Denn häufig macht es den zukünftigen Arbeitgebern grossen Eindruck, wenn jemand über 50 ist, viele Jahre Berufserfahrung mitbringt und sagt: «Zurzeit mache ich eine Weiterbildung zum Wirtschaftsinformatiker HF an der Klubschule Migros, und ich bin schon in einem Jahr damit fertig. Aber ich kann die Weiterbildung jederzeit unterbrechen und möchte mal ein halbes Jahr 100 Prozent arbeiten und den neuen Job und das Umfeld zuerst kennenlernen. Vielleicht mache ich die Schule dann weiter.» Viele Unternehmen rechnen diesen Kandidaten hoch an, dass sie nochmals die Schulbank drücken und mit viel jüngeren Leuten in der Klasse sind, Hausaufgaben und Projekt- und Prüfungsarbeiten machen. Wer Informa während der Arbeitslosigkeit belegt, darf diese Schulen besuchen, weil sie jederzeit unterbrechen und später doch abschliessen können, ihre Vermittelbarkeit mit dem Label Modell F gewährleistet ist. Doch bezahlen müssen die Teilnehmenden die Kosten der Weiterbildung selber.

Potenzial ist grösser
Im Rahmen von Projekt Informa erleben wir laufend, dass es in der Schweiz bereits sehr viele Fachleute gibt, die heute nicht auf dem Niveau arbeiten, zu dem sie aufgrund ihrer Fähigkeiten in der Lage wären:

  • Weil sie älter als 45 sind.
  • Weil sie nicht über die heute nach-gefragten Diplome verfügen, die im professionellen HR immer wichtiger werden.
  • Weil sie Frauen sind und in der Familienphase einige Zeit in Teilzeit oder flexibel arbeiten möchten.

Eine Männerwelt
Besonders viele Frauen während und nach der Familienphase sind gut ausgebildet und wären in der Lage, Fach- und Führungsaufgaben zu übernehmen. Sie würden sicher auch eine Weiterbildung machen, in der sie das Lerntempo selber gestalten können und ihnen ihre Berufs- und Lebenserfahrungen angerechnet werden, so können sie sich im angestammten oder in einem neuen Berufsfeld auf den neuesten Stand bringen und die entsprechenden Diplome erwerben. Dann stehen sie nochmals viele Jahre für anspruchsvolle Fach- und Führungsjobs bereit. Männer, die Familienaufgaben übernehmen, haben übrigens genau dieselben Probleme: kleiner Lohn, kleine Rente, kleines Pensum, keine Beteiligung an den spannenden Projekten, kleine Ellbogen, keine Karriere.

Mit Informa öffnen sich die Wege in die Weiterbildung auch für ältere Fachleute, welche sich auf den heutigen Stand des Wissens bringen wollen und die entsprechenden Weiterbildungen belegen und abschliessen können.

Weiterbildung mit Brüchen
Gerade in der Lebensphase von 20 bis etwa 40 finden die grossen Ereignisse im Leben statt: Karrieren im Leistungssport, in der Armee, im Ausland gehen meistens nicht zusammen mit längeren Weiterbildungen. Auch die Weltreisen und die Liebe gehen meistens nicht zusammen mit mehrjährigen Weiterbildungen. Wer solches vor hat, steigt häufig gar nicht erst in die Weiterbildung ein. Denn es ist klar, dass grosse Veränderungen in dieser Zeit nicht vorgesehen sind, kommen sie doch, dann führen sie häufig zum Abbruch der Weiterbildung. Damit gehen die ganzen Schulgelder und vor allem auch der ganze Lernaufwand verloren.

Wer eine Weiterbildung nach Modell F macht, kann die Weiterbildung mehrmals und ohne Angabe von Gründen unterbrechen, wieder aufnehmen und abschliessen. Dafür steht den Studierenden die doppelte Zeit zur Verfügung. So wird die Weiterbildung endlich auch mit Familie, KMU, Karriereschritten oder Auslandsaufenthalten vereinbar.

Den Strukturwandel mitgestalten
Beobachten wir die Diskussionen zur Industrialisierung 4.0 genau, wird eines klar: Aufhalten werden wir sie nicht. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass künftig immer mehr Fachleute von dem laufenden Strukturwandel betroffen sein werden. Die individuellen Wechsel von einem Berufsfeld, in dem abgebaut wird, in ein Berufsfeld, in dem Fachkräftemangel besteht, gelingen im Einzelfall besser oder schlechter. Werden aber ganze Berufsfelder und Branchen verschwinden und vollständig neue Berufe entstehen, von denen wir heute noch nicht mal die Bezeichnungen kennen, dann müssen wir vom Einzelschicksal Abschied nehmen und diese Chance ergreifen: Ermöglichen wir allen Leuten den Wechsel des Berufsfeldes einmal und auch mehrmals in ihrer Erwerbsbiografie, ermöglichen wir allen Leuten den Aufbau von neuem Wissen und den Erwerb von neuen Qualifikationen und Abschlüssen. Aber in individueller Anerkennung dessen, was sie bisher alles in ihrem Leben gelernt haben: an den Höheren Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten.

Alles hat sich verändert
Im Verlauf der letzten zehn Jahre wurde die gesamte Bildungslandschaft grundlegend umgepflügt und neu gestaltet. Es wurden im Bildungsbereich neue Gesetze geschaffen, die den Wechsel von einem Berufsfeld ins andere und die Anerkennung von in anderswo erworbenen Lernleistungen vorgeben. Viele alte Berufsbezeichnungen wie Krankenschwester und FEAM verschwanden ganz, neue Berufsbezeichnungen wie Polymechaniker und Fachangestellte Gesundheit und besonders auch die Berufsmaturität für alle wurden neu aufgebaut. In der Weiterbildung blieb auch kein Stein auf dem andern, denn die weiterführenden Bildungs- und Studiengänge bauten auf den neuen Grundbildungen auf, die Fachhochschulen wurden geschaffen und haben ebenfalls vollständig neue Studiengänge und Titelbezeichnungen zur Folge. Wer vor der landesweiten Bildungsreform, also vor etwa 2007 die Weiterbildung abschloss, konnte in den heutigen Stelleninseraten verlangten Titel gar nicht erwerben, denn die gab es damals noch gar nicht.

Der Wechsel als Normalfall
Der Verein Modell F arbeitet daran, dass der ein- oder mehrmalige Wechsel des Berufsfeldes für die Mehrheit der berufstätigen Bevölkerung in Zukunft zum Normalfall wird und dass wir diese Wege in einer Weise öffnen, die den Wechsel für uns und unsere Kinder ohne den Verlust ihrer «Flughöhe» möglich macht. Die Bildungsanbieter, welche das Label Modell F führen und gerne auch erfahrene und ältere Studierende in den übliche Klassen weiterbilden und zu eidgenössisch anerkannten Abschlüssen führen, beweisen, dass dies ein Erfolgsrezept ist. Aber ein Umdenken des Gesetzgebers, der Bildungsanbieter und vor allem der HR–Manager ist vonnöten. Denn vielleicht sind die Fachkräfte, die sie heute dringend benötigen, bereits heute in ihrem Unternehmen tätig, sie verfügen einfach noch nicht über die in Zukunft nachgefragten Fähigkeiten, könnten diese aber schneller und günstiger erwerben.

Informa in der ICT- und in der MEM-Branche
Im Jahr 2017 finden acht Staffeln Informa statt, in der ICT- und in der MEM-Branche gleichzeitig. So besteht für alle Teilnehmenden die Möglichkeit, sich beruflich neu zu positionieren und in die Berufe der Zukunft im Bereich Nachhaltigkeit oder Cleantec schnell neu einzusteigen.

Weitere Informationen:
www.informa-modellf.ch