von Cyril Meier

Der Mensch lernt nie aus, weiss der Volksmund. In Politik, Wirtschaft sowie im Bildungswesen ist seit Längerem die Rede von «Lifelong Learning» beziehungsweise ­lebenslangem Lernen. Es herrscht breite Zustimmung. Doch seltsam: Die zugesprochene Wichtigkeit spiegelt sich nicht in den Weiterbildungsstatistiken, wenn es um die Altersgruppe ab 45 geht. Bildungsexperten wie auch wir an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich stellen nämlich fest, dass die Lehrgangs-­Nachfrage bei Menschen ab 45 Jahren deutlich schwindet. Dabei ist dies eine zunehmend wichtige Altersgruppe, bedenkt man den demografischen und wirtschaft­lichen Wandel. Das Bundesamt für Statistik prognostiziert für 2050 einen Anteil der über 50-Jährigen von 33.6 Prozent aller Erwerbstätigen. Zum Vergleich: 2007 machte diese Altersgruppe 27.7 Prozent aus. Hinzu kommt, dass die Schweiz ­bereits eine überdurchschnittlich hohe Erwerbsquote von 50- bis 64-Jährigen aufweist.

Theoretisch passiert in politischen Sonntagsreden viel. In der ­Praxis ist aber noch viel Luft nach oben da. Selbstverständlich ­findet bei diesen Frauen und Männern Lernen nicht einfach nicht mehr statt. Tagungen, Vorträge, Lernen am Arbeitsplatz, Fachli­teratur, betriebliche Fortbildungen, Verbandsmitgliedschaften und anderes mehr sind fester Bestandteil ihres Lebens. Doch reicht das aus? In unserer Zeit des schnellen Wandels, getrieben von der ­Digitalisierung, von Rufen nach neuen Fertigkeiten, um der Konkurrenz die Stirn zu bieten? Wo überdies eine anspruchsvolle ­Generation – digital, interkulturell und ausgeprägt mobil – in den Arbeitsmarkt tritt? Der Vortrag, den man jüngst besucht hat, mag interessant und inspirierend gewesen sein. Hoch motiviert will man etwas vertiefen, gar verändern; doch bleibt’s zumeist beim guten Vorsatz: Die Umsetzung geht in der Hektik und den Prioritäten der täglichen Arbeit unter.

An unserer Wirtschaftshochschule haben wir festgestellt, dass ­erfahrene Kaderleute und Führungskräfte mehr denn je klare ­Ansprüche haben, wenn es um Fortbildung geht: praktischer persönlicher Nutzen (Kritikpunkte wie «unzureichende Relevanz», «Bla-bla»); Effizienz und Einbezug (Kritikpunkte: «Zeitmangel», «unpassende Methodik»); terminliche Flexibilität, anerkannte Zertifizierung. Diesen berechtigten Anliegen müssen zeitgemässe Weiterbildungsmöglichkeiten gerecht werden. Fortbildung in dieser Altersgruppe soll die Potenziale dieser besonderen Erfahrungs- und Karrierestufe ausschöpfen und fruchtbar machen. Dies ist das Ziel, das wir mit dem Aufbau unserer «HWZ Academy» verfolgen.

Lernen als das Koppeln von Erfahrung mit dem Erkennen und Begreifen von Neuem, heisst der Grundsatz. Dabei wird die konkrete Umsetzung direkt in die Lernschritte integriert. Oberstes Ziel ist nicht generisches oder gar abstraktes Wissen, sondern konkreter Nutzen für jede Teilnehmerin, jeden Teilnehmer in ­kürzest möglicher Zeit. Es sollen eigenständige Einsichten und Transferleistungen resultieren, entstanden aus eigener Analyse, erhärtet im gegenseitigen Austausch im kleinen Kreis der Mit-Lernenden und profilierten Trainer. Ergänzt werden unsere Lernveranstaltungen für erfahrene Führungskräfte mit einem Angebot, den Transfer in die Praxis nachgelagert und individuell, das heisst unter vier Augen, zu begleiten beziehungsweise zu unterstützen. Seien es Themen der Digitalen Transformation, seien es Führung / Leadership, Management-Techniken oder Persönlichkeitsentwicklung: Der Anspruch bleibt stets derselbe. Denn: Das Ziel allen Lernens ist das Tun.

Weitere Informationen:
www.hwz-academy.ch