Der 1870 als einer der ersten Handwerksverbände gegründete Basler Malermeisterverband vertritt nicht nur die Interessen der rund 60 Mitgliedsfirmen gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit, sondern gilt als einer der innovativsten Branchenverbände in der gesamten Region. Er ist – beispielgebend auch für andere Branchen – Pionier in verschiedenen Bereichen wie im Erarbeiten von verbindlichen Umweltschutznormen, zum Beispiel bei der Trennung von Malerabfällen, bei der Einführung von Eignungstests für LehranwärterInnen, im europäischen Lehrlings-Austausch oder bei der Lancierung von Zusatzangeboten für leistungsstarke Auszubildende des zweiten Lehrjahres mit dem Angebot «LehrePlus+».

Interview mit Urs Ziörjen  von Niggi Freundlieb
Ein Meilenstein in der Verbandsgeschichte stellt zudem das 2004 eröffnete Ausbildungszentrum auf dem Dreispitzareal dar, in dessen Räumlichkeiten die überbetrieblichen Kurse, die Zwischenprüfungen, die Tapezierkurse sowie die Abschlussprüfungen durchgeführt werden und – alternierend mit Frick und Lausen – auch die Vorarbeiterschule Nordwestschweiz stattfindet. Seit 2010 produziert der Malermeisterverband Basel-Stadt auf dem Dach seines Ausbildungszentrums an der Lyonstrasse übrigens Solarstrom und unterstreicht damit ein weiteres Mal seine Innovationskraft als Branchenverband.

Im Interview mit dem «Geschäftsführer» zeichnet Verbandspräsident Urs Ziörjen das Bild eines innovativen Gewerbes, welches sich im Wandel befindet und dementsprechend neue Herausforderungen bewältigen muss. Verschärfte Konkurrenz durch Dumpingpreise und ausländische Anbieter, Wettbewerbsnachteile durch Regulierungsmassnahmen sowie administrative Hürden, verändertes Kundenverhalten oder Nachwuchsprobleme im Kaderbereich erfordern neue Strategien für ein Gewerbe, dessen Hauptanliegen Qualität, Effizienz, Kundenzufriedenheit, Innovation und ein Miteinander von Ökonomie und Ökologie sind.

GESCHÄFTSFÜHRER: Die Zukunft einer Branche steht und fällt mit dem Nachwuchs – wie ist es diesbezüglich beim Basler Malergewerbe bestellt?
Urs Ziörjen: Die Rekrutierung unseres Berufsnachwuchses wird immer schwieriger, da nicht alle Interessentinnen und Interessenten den von uns gewünschten Rucksack mitbringen. Sorge bereitet auch der Kaderbereich, denn gerade kleine Betriebe können es sich nur schwer leisten, Mitarbeitende zum Meister auszubilden. Haben sich früher in der Deutschschweiz jährlich 70, 80 Kandidaten für die Meisterprüfung angemeldet, ist es aktuell vielleicht noch ein Dutzend – das bei 2’000 Firmen! Der Malermeisterverband Basel-Stadt sieht die Ausbildung deshalb als eines seiner zentralen Betätigungsfelder. Und ich denke, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind, nicht zuletzt auch dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Ausbildner aus den Verbandsfirmen, die im Milizsystem und unter erheblicher Kostenbeteiligung des Verbandes zum Beispiel in den überbetrieblichen Kursen tätig sind oder als Experten für die Lehrabschlussprüfungen unter kantonaler Aufsicht fungieren. Insgesamt werden jährlich in Basel zwischen 20 und 30 Lehrlinge ausgebildet. Es könnten jedoch durchaus mehr sein, bietet doch das Malerhandwerk nicht nur eine spannende und umfassende Ausbildung, sondern attraktive Weiterbildungs- und Aufstiegschancen mit entsprechend guten Verdienstmöglichkeiten.

Wie steht es um den weiblichen Nachwuchs?

Eine Quotenregelung benötigt das Basler Malergewerbe nicht. Gegen die Hälfte aller Auszubildenden ist weiblich. Dementsprechend möchte der baselstädtische Malermeisterverband vermehrt Teilzeitstellen für Malerinnen schaffen.

Können Sie Beispiele von Ausbildungsaktivitäten machen?
Wir haben zum Beispiel neu für ausgesuchte Auszubildende des zweiten Lehrjahres das Angebot «LehrePlus+» ins Leben gerufen. An neun zusätzlichen Schultagen erhalten die Auszubildenden weiteren Ausbildungsstoff. Das zusätzliche Angebot ist abgestimmt auf Lernstoff zwischen der Lehrabschlussprüfung in unserem Ausbildungszentrum und der modularen Weiterbildung und ergänzt das Ausbildungsangebot der Regellehre. Dann haben wir vor gut drei Jahren den neu entwickelten, stufengerechten «basic-check» eingeführt, der den 2001 lancierten Eignungstest ablöste. Den Schulabgängern wurde so die Möglichkeit gegeben, eine Standortbestimmung ihres Wissens vorzunehmen. Im Gegenzug erhielten die Lehrbetriebe ein Selektionsinstrument, um ihr Angebot an Schnupperlehrstellen und Ausbildungsplätzen optimal zu besetzen. Erwähnen möchte ich zudem den europäischen Austausch von Auszubildenden im Malergewerbe zwischen Basel-Stadt, Baden-Württemberg, dem Südtirol und dem Elsass oder den «eurokreis maler», in dessen Rahmen wir uns auch mit den Ausbildungsangeboten im europäischen Umland beschäftigen und teilweise unsere Mitarbeitenden in solche Weiterbildungslehrgänge schicken. Grundsätzlich würden wir es begrüssen, wenn wir auch Auszubildende mit höherer Schulbildung ansprechen könnten und unterstützen den Abschluss der Berufsmaturität, gerade auch im Hinblick auf weiterführende Ausbildungen zum Vorarbeiter oder Meister. Am liebsten wäre uns, wenn die Lehre auf vier Jahre ausgedehnt würde, dem steht aber das Berufbildungsgesetz entgegen.

Welche weiteren Themen beschäftigen ausserdem das Maler-Gewerbe?
In etwa die gleichen wie andere Handwerksbetriebe auch. Also die Vergabe öffentlicher Aufträge, bei denen es vor allem darum geht, der billigste Anbieter zu sein – unser Engagement in der Lehrlingsausbildung findet da leider viel zu wenig bis gar keine Beachtung. Dann beunruhigen uns natürlich die Folgen des Lohndumpings und die Billig-Konkurrenz aus dem Ausland, die es vielen Firmen immer mehr verunmöglichen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Weiter werden die Rahmenbedingungen immer wichtiger. So machen uns administrativen Hürden und andere Hemmnisse, wie die Parkplatzsituation und die Verkehrsführung in Basel-Stadt, immer mehr Sorgen. Wenn es hier keine gewerbefreundlichen Lösungen gibt, wird es immer weniger attraktiv in Basel eine Firma zu führen. Aufgrund der modernen Kommunikationsmöglichkeiten werden zudem Aufträge immer kurzfristiger vergeben. Man muss rund um die Uhr erreichbar sein, sonst ist der Auftrag weg. Eine kleine Firma, die nicht die Ressourcen für ein voll besetztes Büro hat, ist kaum mehr in der Lage, hier mitzuhalten.

Sind das Indizien dafür, in welche Richtung sich das Gewerbe, beziehungsweise sich die Unternehmen des Maler-Gewerbes in Zukunft entwickeln werden?

Es gehört auch zu den Aufgaben des Malermeister Verbandes Basel-Stadt, in die Zukunft zu schauen und sich Gedanken zu machen, wo das baselstädtische Malergewerbe in zwanzig Jahren steht oder welche Firmengrössen Bestand haben werden. Ich gehe davon aus, dass Betriebe mit vier bis 15 Mitarbeitenden längerfristig nur eine Überlebenschance haben, wenn sie mit anderen Firmen fusionieren. Für kommende Aufgaben müssen Unternehmen eine bestimmte Grösse haben, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.  

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