Was «gute» Unternehmer auszeichnet und «schlechte» verrät, ist vielen Menschen sonnenklar. Die guten verdienen viel Geld und sind erfolgreich, die schlechten kommen kaum über die Runden und können mit der nächsten Krise schon weg sein. Doch ganz so einfach ist es nicht. Über den inneren und äusseren
Weg des Unternehmers vom finanziellen Erfolg zur existenziellen Erfüllung.

Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist weit mehr als eine klischeehafte Redewendung. Auch wenn Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki nicht ganz zu Unrecht hinzufügte, dass es besser sei, «in einem Taxi als in einer Strassenbahn zu weinen», können viele Unternehmer von der Richtigkeit des Zitats ein Liedchen singen. Die Umsätze sprudeln, die Firma floriert und verfügt über gesunde Perspektiven. Man kann sich etwas leisten und muss nur wenige Zukunftssorgen haben. Und dennoch fühlen sich viele, trotz dieser Erfolge im Tagesgeschäft, getrieben und ungeachtet prächtiger Bilanzen irgendwie leer.

Die Mehrheit der anderen, die diese Gipfel erst noch erreichen wollen, tut sich nicht minder schwer. Der Tag besteht fast nur aus Fachkraftaufgaben. Man selbst ist der beste Mitarbeiter, fast alles geht über den eigenen Tisch. 60 bis 80 Wochenstunden, gefangen
im berühmten Hamsterrad, kaum Privatleben und wenig Freiraum für die echte Entwicklung des Unternehmertums – weg von der Fachkraft- und Managerrolle hin zur Unternehmerrolle, die es eigentlich auszufüllen gelte. Denn die alte Regel hat immer noch
Bestand: Ein Unternehmer sollte nicht im, sondern am Unternehmen arbeiten

QUICK WINS MACHEN VIELLEICHT REICH, ABER NICHT GLÜCKLICH
Eine Unternehmensentwicklung und -führung, die auf Quick Wins ausgelegt ist, will immer mehr: mehr Kunden, mehr Standorte, höhere Zielvorgaben, mehr Umsatz und Gewinn. Oft liegt der Fokus dabei auf dem eigenen Vorteil. Der Unternehmer will in erster Linie Geld vermehren, messbare Erfolge erzielen. Er investiert in alles, was weitere schnelle Erfolge verspricht. Die Persönlichkeit, ja die Seele, die eine ganz andere Nahrung braucht, bleibt allzu oft auf der Strecke. Und schon ist der Traum von der Freiheit als Unternehmer dahin – zerbrochen an Hektik, Sachzwang und dem Streben nach mehr Geld statt mehr Leben.
Finanzieller Erfolg hin oder her – ein Unternehmersein, das nicht mit Energie, Stolz und Lebensglück erfüllt, bleibt letztlich hohl.

DIE ANTWORTEN DER FERNÖSTLICHEN KAMPFKÜNSTE
«Schön und gut», mag man da fragen, «aber wie komme ich dahin?» Auf der Suche danach finden sich Antworten in der fernöstlichen Philosophie und den berühmten asiatischen Kampfsportarten, zu denen das Unternehmersein eine fast perfekte Parallele darstellt. In diesen Kampfkünsten, die weit mehr sind als «nur ein Sport», unterscheidet man zwei Wege: einmal den äusseren, den Weg der Technik, der Methodik, der Ausdauer.
Dazu gehören auch die Tritte und Schläge, die vom rein technischen Ablauf immer und immer wieder trainiert werden. Daneben gibt es einen inneren Weg. Da geht es um folgende Fragen: Wie gehe ich mit meiner Angst um? Wie komme ich in einen Zustand innerer Ruhe? Wie kann ich in einer extrem schnellen Kampfsituation dennoch strategisch agieren? Wie gehe ich mit Schmerzen um, wenn der Gegner eine Aktion gut platziert hat?

Wer sich auf den äusseren Weg versteift, wird niemals die Erfüllung des inneren Weges erleben können. Vermutlich wird dieser Weg in seiner Existenz komplett verborgen bleiben. Paradoxerweise verschliesst sich der Blick auf diese grossartige Perspektive umso mehr, je erfolgreicher über den äusseren Weg hinweggerannt wird.

Das ist genau deshalb so schade, weil erst auf dem inneren Weg aus dem Getriebensein die innere Freiheit entsteht, wegen der man sich seinerzeit zum Unternehmertum entschlossen hat. Der äussere Weg hat seine Grenzen, ab einem bestimmten Punkt kommt man nicht mehr weiter. Man beginnt, eine gewisse Leere zu spüren – und die lässt sich häufig nur mit Mühe durch noch grössere äussere Ziele übertünchen.

WAHRE MEISTER BRAUCHEN KEINE ZIELE
Die wahren Meister des Kampfsports und seiner Philosophie brauchen keine äusseren Ziele. Sie müssen nicht mehr kämpfen und sind innerlich frei. Im Kampfsport heisst dieser innere Weg Budō. Der Meister des inneren Wegs hat keine Angst mehr. Nicht, weil er die Angst verdrängt, sondern weil er sie sich zuerst einmal eingesteht und dann bereit ist, den Preis zu bezahlen. Und das gelingt nur, wenn man die vielen Einflüsterungen des Egos – ich muss
diese oder jene Ziele erreichen …, ich brauche dies und jenes …, ich bekomme meinen Selbstwert durch X und Y …, die Menschen mögen mich, wenn ich Z mache – wirklich überwunden hat.

Beim Gedanken der Freiheit geht es nicht um ein pubertäres Frei-Sein von Vorschriften, nicht darum, tun und lassen zu können, wozu man gerade Lust hat. Es geht vielmehr um Freiheit von den eigenen Gedankengefängnissen und automatischen Reaktionsmustern. Um Selbstbestimmung im eigentlichen Sinne des Wortes: seinem Selbst eine echte Bestimmung zu geben.

DIESES NEUE LEBENSGEFÜHL ALS UNTERNEHMER, ALS UNTERNEHMERIN
Als Unternehmer, vor allem aber als Mensch hat man nichts davon, wenn auf dem Grabstein später steht: «Er hat aus einer kleinen Softwarebude eine grosse Softwarebude gemacht.» Die meisten haben sich nicht fürs Unternehmertum entschieden, um durch diese Welt zu rennen und Konten voll zu machen. Wer sich auf den inneren Weg begibt und wie der beseelte Kampfsportler nicht aufhört, immer weiter zu trainieren und Gürtel für Gürtel
für sich zu gewinnen, der kommt wirklich in ein Gefühl echter Selbstbestimmung und Freiheit. Erfolge, wie sie allgemein definiert werden, sind dann nicht mehr erheblich. Sie stellen sich eher ganz von selbst und als Folge der eigenen Entwicklung ein. Mut, Abenteuer, Begeisterung, Entschlossenheit, Dankbarkeit, Nähe, Faszination, Gelassenheit, Lebendigkeit, Selbstsicherheit oder Kraft sind die wahren Gefühle, die an diese Stelle treten und in diesem Zustand erlebt werden können.

FÜR DEN MEISTERGRAD TRAINIEREN
Leistungssportler – so sagt man – erreichen nach etwa 10’000Stunden Training Weltklasse. Begeisterte der Kampfkunst brauchen ebenfalls einige Jahre, um den höchsten Gürtel zu bekommen. Und auch ein Unternehmerleben kann grossartige Entwicklungsstufen erklimmen und dabei immer zufriedener und innerlich ruhiger werden. Ganz zu Beginn steht ein festes Commitment. Es geht zunächst darum, wieder Handlungsspielraum zu gewinnen – in zeitlicher Hinsicht, oft auch in finanziellen Dingen, mitunter sind auch länger schwelende Konflikte zu klären und Aufgeschobenes ist nachzuarbeiten. Die grosse Herausforderung besteht darin, die Fachkraftaufgaben loszuwerden und an die Teams zu übergeben, sodass Raum für die notwendige Arbeit am Unternehmen entsteht. Die nächste Etappe führt zum Unternehmer selbst. Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Wer bin ich eigentlich? Es gilt, neue Ziele zu entwickeln – Qualitätsziele, die zur eigenen Persönlichkeit und Gefühlswelt passen. So gewinnt man mehr innere Klarheit und einen wirklichen Fokus.

Sind solche Themen geklärt, kann man sich den strategischen Fragen widmen. Wie gewinne ich die Kunden, die wirklich zu mir passen? Wie löse ich deren dringlichste Probleme und baue gute Beziehungen zu Ihnen auf? Und ganz entscheidend auf dieser Stufe: Wie lehne ich die Kunden ab, die nicht zu mir passen? Jetzt ist es an der Zeit, den Blick nach innen zu wenden, ins Unternehmen hinein. Schliesslich braucht es einen
Führungsstil und eine Kultur, die die Mitarbeiter bei der Strategie mitnimmt. Es gilt, die Einflüsterungen des Egos zu hören und zu besiegen, herausragende Teams aufzubauen und einen starken inneren Kompass für diese Kulturthemen zu entwickeln.

SEINER SEELE AUSDRUCK VERLEIHEN
Vielen Unternehmen kommt solch eine Begrifflichkeit vielleicht ungewöhnlich vor. Der Seele Ausdruck geben? Im Unternehmertum? Das ist genau das Ziel des grossartigen Unternehmers: Er agiert aus einer Position der inneren Stärke, der Ruhe und der Selbstsicherheit. Er folgt seinem eigenen Pfad und hört dabei nie auf zu trainieren. Er bereichert sein Leben, das seiner Familie und das der Menschen um ihn herum. So entstehen Unternehmen mit Sinn, Nachhaltigkeit und Zukunft, die zum Wohle aller agieren.

DIE SCHWARZGURT-UNTERNEHMER

Stefan Merath
GABAL Verlag
448Seiten
ISBN 978-3-96739-177-0

Stefan Merath ist seit fast 30Jahren Unternehmer, seit mehr als 20Jahren Unternehmercoach. Als manager-magazin-Bestsellerautor hat er mit «Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer» Tausende von Unternehmern geprägt und entwickelt. Er schuf eine einzigartige Community, in der sich Unternehmerinnen und Unternehmer gegenseitig unterstützen und bereichern. Sein permanentes Training am eigenen Unternehmersein sowie der Geist und die Prinzipien des fernöstlichen Thai Ki San haben ihn selbst zum ersten «Schwarzgurt-Unternehmer» werden lassen. Sein neues, transformierendes Werk ist reine Praxis für ein gelungenes Unternehmertum. Und das sagt der Autor selbst über sein neues Buch: «Es ist mein Meisterwerk geworden und wird «Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer» als Einstiegsbuch ablösen.» Seit seinem Erstlingswerk, erschienen im Jahr 2007, ist Merath heute dreimal so lange Unternehmer, fünfmal so lange Unternehmercoach
und hat mit 1000-mal mehr Unternehmern gearbeitet. Diese Erfahrungen der letzten 17 Jahre flossen in «Die Schwarzgurt-Unternehmer» ein und es entstanden nochmals völlig neue Ansätze, die in keinem der bisherigen Bücher oder Seminare enthalten sind.

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