Nachhaltigkeit spielt eine immer grössere Rolle bei der Flottenberatung.

Spätestens seit dem Dieselskandal überlegen sich viele KMU, bei ihrer Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe zu setzen. Eine gute Kombination sind dabei Elektro- und Gasautos, weil sie ihre Stärken bei unterschiedlichen Einsatzzwecken ausspielen. Der folgende Vergleich zeigt, wo sie punkten.

Bei den reinen Elektrofahrzeugen stehen derzeit rund 25 Modelle zur Auswahl. Die meisten gehören entweder zur Kategorie Kleinwagen oder zur Kompaktklasse. Speziell für Firmenflotten gibt es einige elektrische Lieferwagen. Das Sortiment der Erdgas / Biogas-Fahrzeuge umfasst derzeit gut 20 Personenwagen sowie rund ein Dutzend Nutzfahrzeuge – vom Kleintransporter bis zum Lastwagen. Bei mehreren Gasautos können Flottenbetreiber zwischen Schaltgetriebe und Automatik wählen. Allerdings: Der in der Schweiz beliebte Allradantrieb ist bei Erdgasautos bisher nicht erhältlich, anders als bei einigen Elektroautos.

Reichweite und Einsatzgebiet
Bei der Reichweite von Elektroautos lassen sich markante Fortschritte beobachten. Zwar weicht die Reichweite unter Alltagsbedingungen noch immer deutlich von dem Wert ab, den die Hersteller nennen. Doch 250 bis 300 Kilometer liegen heute bei mehreren Modellen drin. Für viele Flottenbetreiber genügt die Reichweite eines Elektroautos also für die täglichen Fahrten. KMU mit häufigen Kurzstrecken und einem hohen Anteil Stadtverkehr treffen mit einem Elektroauto die richtige Wahl.

Bei Gasfahrzeugen ist Reichweitenangst fehl am Platz. Die Fahrzeuge fahren unter Alltagsbedingungen mit einer Tankfüllung Erdgas / Biogas je nach Modell zwischen 300 und 500 Kilometer weit. Zusätzlich befindet sich in jedem Erdgas / Biogas-Auto ein Benzintank. Einige Modelle erreichen deshalb eine kombinierte Reichweite von über 1 000 Kilometern. Gasautos sind also perfekte Allroundfahrzeuge. Sie eignen sich zum Beispiel für Aussendienstler, die viele Kilometer pro Jahr zurücklegen. Dann macht sich einerseits der tiefe Treibstoffpreis besonders bezahlt und andererseits lassen sich grosse Mengen CO2 einsparen.

Netz von Ladestationen und Tankstellen
Flottenbetreiber mit Elektroautos «tanken» den Strom vorzugsweise auf ihrem Firmen­gelände. Für längere Fahrten mit dem Elektroauto stehen heute Schnellladestationen auf den meisten Autobahnraststätten und in vielen Orten nahe der Autobahn bereit. Beim Schnellladen genügt ein Stopp von 20 bis 30 Minuten, um die Batterie des Elektrofahrzeugs wieder zu einem grossen Teil zu laden.

Das Netz von Erdgas / Biogas-Tankstellen ist in den letzten Jahren ständig gewachsen. Inzwischen stehen in der Schweiz 150 solcher Tankstellen bereit, einige davon auch auf Autobahnraststätten oder nahe der Autobahn. Besonders im Mittelland reicht das Tankstellennetz für Gasfahrzeuge im Alltag bestens aus.

Gesamtkosten (TCO)
Gasautos schneiden bei den Total Cost of Ownership (TCO) gut ab. Zwar liegt ihr Anschaffungspreis etwas höher als bei vergleichbaren Benzin- und Dieselmodellen; mehrere Schweizer Importeure gewähren jedoch grosszügige Förderbeitrage. Vor allem aber kostet Erdgas / Biogas etwa 25 Prozent weniger als Benzin. Und auch die Motorfahrzeugsteuer für energieeffiziente Gasautos fällt in vielen Kantonen besonders niedrig aus.

Bei Elektroautos liegen erstens die Kosten für Service und Unterhalt deutlich tiefer als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Zweitens fallen die Treibstoffkosten gemäss der Schweizer Studie «KORELATION» mit empirischen Daten von 200 Elektroautos rund 60 Prozent geringer aus als bei Benzinern. Schwierig gestalten sich bisher die Restwertprognosen. Mit einem Leasing lässt sich das Restwertrisiko bei einem Elektroauto jedoch begrenzen.

Umwelt
Schon seit mehreren Jahren belegen Erdgas / Biogas-Autos die ersten Plätze auf der Auto-Umweltliste des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS). Aus gutem Grund: Mit dem Schweizer Erdgas / Biogas-Mix stossen Gasautos rund einen Drittel weniger CO2 aus als vergleichbare Benziner. Denn in der Schweiz wird dem Erdgas als Treibstoff immer mindestens zehn Prozent Biogas beigemischt. Flottenbetreiber können den Biogas-Anteil bis 100 Prozent erhöhen, um ihre CO2-Ziele zu unterstützen.

Bei den Elektroautos hängt die Umwelt­bilanz vom geladenen Strom ab. Stammt dieser aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft oder Solarenergie, verursacht ein Elektroauto über den ganzen Lebenszyklus betrachtet – Herstellung und Recycling inklusive – sehr geringe CO2-Emissionen. Nutzt es hingegen den in Europa weit verbreiteten Strom von Kohle- oder Gaskraftwerken, fällt seine Ökobilanz weniger gut aus. In der Schweiz besteht für Flottenbetreiber die Möglichkeit, eine Ökostrom-Vignette zu kaufen. So sind sie mit ihren Elektroautos klimaschonend unterwegs.

Fahrspass
Die erste Fahrt mit einem Elektroauto sorgt bei den meisten Leuten für ein «Wow-Erlebnis». Dies liegt vor allem am hohen Drehmoment, das sofort bereitsteht. Zum entspannten elektrischen Fahren trägt ausserdem die Ruhe im Wagen bei.

Das Fahrerlebnis in einem Gasauto ist praktisch identisch mit jenem in einem Benzin- oder Dieselfahrzeug. Die meisten Modelle verfügen heute über einen Turbomotor, der für flottes Beschleunigen sorgt und auf der Autobahn genügend Reserven bietet.

Fazit
Viele Vorteile, kaum noch Nachteile: Gas- und Elektroautos sind erwachsen geworden – und damit eine echte Alternative zu Benzin- und Dieselfahrzeugen. Für Flottenbetreiber empfiehlt sich eine Kombination. So steht für jeden Einsatzzweck das optimale umweltschonende Fahrzeug bereit.

www.energie360.ch

Marco Piffaretti ist Bereichsleiter Mobilität und Mitglied der Geschäftsleitung von Energie 360°.