von Manuel P. Nappo ist Leiter des Institute for Digital Business an der Hochschule für Wirtschaft Zürich.

Die digitale Transformation in der Schweiz hat einen noch nie dagewesenen Rückenwind bekommen. Alles verändert sich; inklusive des Arbeitsmarktes. Unsicherheit und Sorgen um Chancen- und Einkommensungleichheit sowie hohe Arbeitslosigkeit machen sich breit. Wie sollen sich Mitarbeitende für den Arbeitsmarkt 2.0 rüsten? Wie lässt sich das Risiko des
Attraktivitätsverlusts reduzieren?

Mitarbeitende sind gefordert. In Folge der Automatisierung brauchen Unternehmen
weniger Arbeitskräfte und unterziehen die Bewerbenden einer harten Selektion. Getreu
dem Motto «The Winner takes it all» steigt der Druck auf Arbeitnehmende ungemein. Da hilft auch ein Arbeitgeberwechsel wenig, zumal die digitale Transformation vor keiner Branche oder Unternehmung haltmachen wird. Früher oder später werden sie alle davon betroffen sein. Zeit, sich als Arbeitnehmende für alle momentanen und zukünftigen Veränderungen proaktiv zu rüsten.

In wirtschaftlich unsicheren Phasen, wie wir sie jetzt erleben, kommt gerade Entscheidungsträgern aus dem privaten und öffentlichen Sektor eine entscheidende
Rolle zu. Diese haben sicherzustellen, dass alle Menschen über die benötigten Fähigkeiten verfügen, um die «Arbeit der Zukunft» verrichten zu können. Das ist noch nicht der Fall. Für die wenigsten digitalen Berufsprofile gibt es beispielsweise die ideale formale Ausbildung.

Um sich nachhaltig auf dem Arbeitsmarkt 2.0 positionieren zu können, müssen sie anpassungsfähiger werden. Heisst: Weiterbildungen absolvieren, die auf spezifische Aufgaben vorbereiten, aber unternehmens-, branchen-, gar landesunabhängig ausgeführt werden können. Skills aufbauen, die sie resilient für zukünftige Unsicherheiten machen.

«In Lichtgeschwindigkeit» ist die Antwort auf die Frage, wie schnell sich digitale Berufsprofile in den nächsten Jahren verändern werden. Sie dominieren den Arbeitsmarkt von morgen. Scrum Master, Growth Hacker oder Blockchain Architects sind gefragt. Social
Media Skills sind Voraussetzung und kein USP mehr. Gerade Business-Social-Media-Plattformen wie LinkedIn oder Xing sind aus dem Bewerbungsprozess nicht mehr wegzudenken.

Digital Leadership steht sowohl für das Führen im digitalen Zeitalter, als auch führend zu sein in digitaler Kompetenz. «Führend zu sein» ist dann auch das Stichwort, geht es darum, sich vom durchschnittlichen Arbeitnehmenden abzuheben. Denn: Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Cloud Computing werden auch in Abteilungen wie Vertrieb
oder Marketing ihre Berechtigung finden. Ähnlich wie der allgegenwärtige Verständnis-Anspruch an digitale Risiken oder ethische Herausforderungen. Heisst: Social Media Skills und digitales Grundverständnis reichen morgen nicht mehr aus, um sich vom Durchschnitt
abzuheben und an beruflicher Attraktivität zuzulegen.

Es ist Zeit, die heute geltenden Bedingungen für morgen aufzubrechen: Weiterbildungen
schaffen Grundlagen für Nischen-Kompetenzen in den Bereichen Digitale Ethik,
Digitales Risikomanagement oder Künstliche Intelligenz. «The Winner, who takes it all»
ist aber der, der den Anspruch hat, über die Grundausbildung hinauszugehen. Der,
der Eigenverantwortung zeigt und sich intrinsisch motiviert sowie autodidaktisch weiterbildet. Der, der Konferenzen besucht, Bücher liest, Dokus schaut, Communities beitritt und mittels all dieser Aktivitäten Trends erkennt und nutzt. Jetzt ist die Zeit umzudenken. Jetzt ist die Zeit, um Eigenverantwortung zu zeigen und sich für
den Arbeitsmarkt von morgen zu rüsten.

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