Etwas unscheinbarer, aber umso einflussreicher ist der letzte Audi 100, die Modellreihe C4.

Vom Geheimprojekt zur Oberklasse

Mit dem neuen A6 präsentiert Audi die achte Generation seiner erfolgreichen
Oberklasse-Limousine und bringt zahlreiche Innovationen ins Segment –
ob in puncto Digitalisierung, Komfort oder Sportlichkeit. Seit 1968 – zunächst
und bis 1994 noch als Audi 100 bekannt – repräsentiert die A6-Familie die
Marke in einem der weltweit volumenstärksten Segmente. Ein Blick zurück
auf dessen Geburtsstunde.

Die Geschichte der gehobenen Mittelklasse beginnt 1966. Still und heimlich wurde diese von den Ingenieuren in Ingolstadt gefertigt. Denn eigent­lich hätte es den Audi 100 gar nicht geben dür­fen. Neuentwicklungen waren auf Befehl vom damaligen VW-Boss Heinrich Nordhoff streng verboten. Zu aller Überraschung setzte sich das Team rund um Ludwig Kraus, zu jener Zeit technischer Direktor bei Audi, über diese Anweisung hinweg und präsentierte den intern F104 genannte Wagen ihrem Boss. Nordhoff erkannte das Potenzial, und statt Entlassungen ging das Modell in Produktion: «Ein schöner Wagen, ein sehr schöner Wagen! Grünes Licht zum Bau dieses Wagens!», wird der VW-Chef zitiert. Man schätzte, circa 100’000 Stück verkaufen zu können – tatsächlich liefen zwischen 1968 und 1976 aber über 827’000 Audi 100 der ersten Generation vom Band. Im Laufe der Jahre wurde besonders das Fahrwerk immer weiter optimiert – so gab es mit der Markteinführung des zweiten Audi 100 (C2) im Jahr 1976 diesen erstmals mit Fünfzylinder-Motoren. Die dritte Generation des Audi 100 (C3) folgte 1982. Den endgültigen Durchbruch und Aufstieg in die Liga der Premium-Autobauer erzielte die vierte Generation des Audi 100. Mit dem C4 änderte sich auch die Nomenklatur: Aus dem Audi 100 C4 wurde im Jahr 1994 der Audi A6. Die 4,79 Meter lange Limousine bot 101 PS aus zwei Litern Hubraum. Das ehemalige Blechdach wurde mittels Vollverzinkung auf Hochglanz gebracht. Auch der erstmals verklebte Dachrahmen sowie die verbesserte Fahrstabilität sorgten für mehr Komfort. Das funktionelle und doch elegante Cockpit strahlte Premium-Qualität aus und übertraf seine Vor­gänger deutlich.

1997 wurde der Liebling der Modellreihe geboren: Der Audi A6 Avant (C5) fand sowohl bei Privatpersonen als auch bei Dienstwagenfahrern Anklang. Die serienmässige Klimaauto­matik sowie wie die Mehrlenker-Vorderachse, die die Fahr­dynamik förderte, kamen dem Erfolg des Modells zugute. Massgeblich beteiligt an dem zeitlosen Design für den Audi A6 war Peter Schreyer. Dieses wurde auch nach seinem Weggang im Jahr 2004 konsequent weitergeführt, denn der Generationen­wechsel zum C6 fällt optisch kaum ins Auge und erbte viele Merkmale des Vorgängermodells, einschliesslich des Layouts und der Struktur der Aufhängungen. Lediglich die Karosserie verlängerte sich auf 4,91 Meter. Hinzu kam ausserdem der grosse Grill im Stil der 1930er Jahre.

Einen grossen technischen Sprung machte die siebte Generation des A6 im Jahr 2011. Auf dem Genfer Automobilsalon stand die neue Limousine ganz im Fokus von Audi. Deutlich leichter als seine Vorgänger und ein neues Infotainmentsystem zählten zu den Neuerungen. Entscheidender Unterschied war ausserdem die Umstellung der Plattform auf den «modularen Längsbau­kasten» (MLB). Bügeltürgriffe und eine neue Dachlinie zeigten sich beim Exterieur.

 

DIE NEUE BUSINESSKLASSE

Im Rahmen der Jahrespressekonferenz 2022 präsentiert Audi das nächste Modell seiner künftigen elektrisch angetriebenen A6-Oberklasse – den Avant. Das serien­nahe Concept Car A6 Avant e-tron illus­triert die Synthese aus zukunftsweisender Antriebstechnik und einer klassischen Audi-Designdomäne. Seit 1977 gab es in der Baureihe die Avant-Modelle – eine revolutionäre, hochemotional gestaltete Neuinterpretation der Gattung Kombi. Mit dem Avant, dessen dynamische Linien­führung sich mit einem hohen Mass an Variabilität verband, gelang der Marke buchstäblich ein neuer, oft vom Wettbewerb kopierter Typus Automobil. Kern des neuen Modells ist die PPE-Technologie, die das Versprechen der Linienführung in stan­desgemässe Dynamik und langstreckentaugliche Alltagskompatibilität übersetzt. Das heisst: Je nach Antriebs- und Modell­variante soll ein Audi A6 e-tron concept in Zukunft mit bis zu 700 Kilometer Reich­weite glänzen. Die PPE ist ausschliesslich für batterieelektrischen Antrieb konzi­piert und kann damit alle Vorteile dieser Technologie voll ausschöpfen. Zentrales Element der künftigen PPE-Flotte ist ein Batteriemodul zwischen den Achsen, das auch in der Avant-Version des A6 e-tron concept rund 100 kWh Energie bereithält. Die Nutzung der gesamten Fahrzeugbasis macht für den Akku ein relativ flaches Layout möglich. So lassen sich nicht nur Hochbodenautomobile darauf aufbauen, sondern – ohne Eingriffe in die Basisar­chitektur – auch Fahrzeuge mit dezidiert dynamischer, flacher Architektur – wie der Audi A6 Avant e-tron concept. Zum Lademeister im doppelten Sinne qualifi­ziert den vollelektronischen A6 Avant der Zukunft keineswegs nur sein so schönes wie geräumiges Heckabteil. Es ist auch die Antriebs- und Batterietechnik, die diesen Titel rechtfertigt. Dank 800-Volt- System und einer Ladeleistung von bis zu 270 kW lässt sich in nur zehn Minuten an einer Schnellladesäule Energie für rund 300 Kilometer Streckenlänge an Bord nehmen.