Da war mal eine Zeit, als die Menschheit glaubte, die Erde wäre eine Scheibe. Wir können nur erahnen, welch immense geistige Flexibilität den Menschen abverlangt wurde, als sie am Tag X ihr bisheriges Weltbild zur Kugel verkrümmen mussten.

Gab es seither je wieder eine derart weltverändernde Erkenntnis oder neue technologische Entwicklung? Ich wüsste nicht. Vielleicht aber steht uns eine bevor: der Übertritt vom realen Universum ins digitale Metaversum!

Sie können sich das noch nicht so richtig vorstellen? Eben, genau das meine ich. Fragen Sie doch mal in Ihrem Bekanntenkreis, was die Leute unter Metaversum verstehen! Sie werden ob der Antworten staunen.

Meine Ausbeute: Neunmalkluge faseln von Blockchain, Kryptowährung und NFTs, dass man meinen könnte, Münzen und Gemälde gäbe es schon heute nur noch in Museen – zu guter Letzt streuen sie ein wenig KI-Zucker drüber. Andere sehen implantierte Chips und Virtual-Reality-Brillen zur Non-Stop-Auslieferung sämtlicher Informationen: Name, Adresse, Alter, Beruf und Zivilstand der Person, die gegenüber im (selbstfahrenden) Bus sitzt, plus deren Gesundheits- und Impfzustand. Gutmenschen wittern in der metaversen Parallelwelt unsere zweite Chance: eine Kultur der Offenheit, Gleichberechtigung und demokratischen Gemeingütlichkeit. Das ist natürlich naiv, doch allemal origineller als das, was in einer Studie zu lesen war, die das Logo einer namhaften Beratungsfirma trägt. Das Metaversum wurde da so «accenturiert», als handle es sich bloss um eine weiterentwickelte Form des Online-Shoppings. Ehrlich jetzt, liebe Accente-Setzer? Da seid ihr nicht viel weiter als die heutigen Flat Earthers, die mit ihrem Weltbild beim Fassungsvermögen einer Wanze stehengeblieben sind.

Nun wollen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, bestimmt von mir wissen, wie ich mir das Metaversum vorstelle. Nun, ich glaube an eine auf dem heutigen Internet aufbauende und weiterführende Vernetzung von Realität, Virtualität und allgegenwärtigem Info-Service. Wir werden einen beachtlichen Teil unserer Zeit im virtuellen Sein verbringen.

Judith Niederberger Vorstand des Verbands Frauenunternehmen, Gründerin von Lakritza, Initiatorin des 1-Satz-Literaturclubs

Darum sollten Sie bereits heute damit vertraut sein! Waren Sie in Second Life unterwegs? Oder (ach, was waren wir Eidgenossen im Jahr 2001 futuristisch unterwegs, heute sind wir zurückgefallen ins digitale Neandertal …) haben Sie Ihre ersten Avatar-Baby-Schritte womöglich im noch früheren Cyberhelvetia unternommen? Wenn nicht, dann tasten
Sie sich via MMORPG an das Ganze heran, also via Massen-Mehrspieler-Online- Rollenspiel. Hier lernen Sie, als Avatar zu interagieren, virtuelle Produkte zu kaufen und diese mit digitaler Währung (aber Achtung: durchaus realem Wert!) zu bezahlen.

Ja, bereiten Sie sich auf das Metaversum vor! Das ist mein gutgemeinter Rat. Und weil Sie’s sind, schenke ich Ihnen noch was obendrauf. Eines ist so klar wie das «One more thing» von Steve Jobs, selig: Schauen Sie zu, dass Sie zu den ersten gehören, die das Metaversum besiedeln! Warum? Es wird sich hier viel, und ich meine so richtig viel Geld machen lassen.

www.frauenunternehmen.ch
www.lakritza.ch
www.1satzliteraturclub.com