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Post-Corona-Tipps aus der Sicht einer Stress-Expertin.

von Evi Giannakopoulos, stress away

In einer von VUCA getriebenen Welt – volatil, unsicher, komplex, ambivalent – wirkt Corona als Digitalisierungsbeschleuniger. In Unternehmen werden jetzt die neuen Kompetenzen der Arbeitswelt 4.0 auch «New Work» genannt, sichtbar, die Führung von agilen Organisationen angestrebt. Es läuft sehr viel. Die Coronakrise fordert uns auf allen Ebenen, innere Stärke und neue Kompetenzen zu entwickeln. Wir werfen einen Blick auf das Corona-Learning, zeigen Chancen für die Zukunft auf und geben Tipps zu Resilienz und Achtsamkeit.

Zwei der aktuell wichtigsten Kompetenzen sind Achtsamkeit und Resilienz. Stärken, mit welchen ich mich seit über 28 Jahren beschäftige und bereits viele Leute aus Lebenskrisen und beruflichen Schwierigkeiten geholfen habe. Zu sehen, wie Menschen nach solchen durchschüttelnden Krisen zu lebensverändernden Kräften kommen, fasziniert mich bei meiner Arbeit immer von Neuem. Es bestätigt mir jedes mal, dass Resilienz kein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal ist, sondern von jedem entwickelt werden kann. Wie beim Krafttraining Muskeln für einen kraftvollen, widerstandsfähigen Körper gestärkt werden. Mit der Neuroplastizität bestätigt die Neurowissenschaft die Fähigkeit unseres Gehirns, neuronale Veränderungen eintrainieren zu können und so nachhaltige Veränderungen im Leben zu bewirken. Ich glaube fest daran, dass die Bewältigung der Krise vor allem eine Frage des Mindsets ist. Und das kann trainiert werden.

Achtsamkeit

Achtsamkeit ist weit mehr als eine Meditationspraxis oder Atemübung. Achtsamkeit ist eine Lebensweise. Ihr Motto ist mehr Sein statt Haben. Sie lehrt uns besonders in dieser stillstehenden Zeit, in sich zu gehen, die Ruhe zu nutzen, um tiefe Erkenntnis- und Entwicklungsprozesse anzuregen. Wo will ich eigentlich hin? Was habe ich aus dieser Erfahrung über mich und darüber, was ein gutes Leben für mich ausmacht, gelernt? Was möchte ich in meinem Leben beibehalten? Was möchte ich ändern und wo habe ich Einfluss, wo nicht? Wie kann ich mir die Ressourcen und Kompetenzen aneignen? Zu Achtsamkeit gehört auch, Menschen mit Wertschätzung, Geduld und Mitgefühl zu behandeln und die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Gelassenheit gibt inneren Frieden und setzt neue Kräfte frei. So bewältigen wir Schwierigkeiten effizient und erfolgreich. Das haben wir in den letzten Monaten stark erleben können.

Resilienz

Entweder sind wir Teil des Problems oder Teil der Lösung. Menschen, die sich als Teil der Lösung sehen, sind innerlich stark und resilienter. Resilienz ist die mentale und emotionale Widerstandsfähigkeit in uns. Die innere Haltung ist entscheidend. Das ist keine Frage des Talents, sondern der Strategie.

Stressresistente Führungskräfte bestechen durch innere Stärke, Stabilität und eine stark ausgeprägte Widerstandfähigkeit. Sie agieren in turbulenten Zeiten und Krisen entschlossen und verstehen mit Druck und Rückschlägen gelassener umzugehen. Dadurch können sie ihre Energie für Lösungen einsetzen. Ein Resilienz-Coaching kann Führungskräfte zielführend empowern und die Resilienz vielseitig stärken.

Klima und Coronakrise

Das Virus ist nur eine Vorwarnung auf das Grössere, was uns alle noch viel mehr erschüttern wird – das Klima, die Katastrophen, danach Menschenauswanderungen und noch mehr Menschendichte auf noch lebbaren, fruchtbaren Böden/Länder. Damit Krieg und Lebensmittelknappheit. Ein düsteres Szenario. Dabei muss man nur eins und eins zusammenzählen. Das würde kommen. Und dann ist es zu spät. Mit Corona können wir überleben. Zwar in Isolation, aber trotzdem gut. Mit Klimakatastrophen nicht.

Durch diese Krise wurden wir global auf bevorstehende Szenarien sensibilisiert. Und wir sehen, wie uns nur schon ein unsichtbares Virus wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich, gesundheitlich aufrüttelt, verunsichert, finanziell ruiniert. Ohne zu wissen, wie wir uns am Schluss dieser Krise erholen. Stellen Sie sich nun obiges Beispiel globaler Klimakatastrophen vor.

Diese Erkenntnisse sollten unser Haltung zu Klimaschutz nun nachhaltiger prägen, weltweit. Aber wird es das? Werden wir einen neuen Wirtschaftsbegriff jenseits des Wachstums und der Gewinnorientierung finden? Also ist es enorm wichtig, sich als Individuum zu stärken, ganz besonders Fähigkeiten wie die Resilienz und Achtsamkeit zu entwickeln. Nur so sind wir in Krisen widerstandsfähig und können Chancen erkennen und sind genug stark, sie umzusetzen, für uns selbst, unsere Teams, unsere Mitmenschen und Umwelt. Gerade in lähmenden Krisen ist die Steh-auf-Mentalität der Resilienz essentiell und bringt evolutionäre Veränderungen. Die Alternative wäre verherrend, vor allem für unsere Kinder und die nächsten Generationen. Das Corona-Learning sollte uns nun besonders gelehrt haben, Verantwortung für unser Denken und Tun zu übernehmen und wertschätzend und solidarisch miteinander umzugehen. In nur zwei Monaten haben wir zutiefst erkannt, was es heisst, global vernetzt zu sein, global verwundbar zu sein, global stark zu sein.

Das Corona-Learning: Chancen für die Zukunft

  • less Business-Flights, more online-Meetings. Geschäftsreisen per VideoCall erleichtern.
  • Schub bei Digitalisierung, inklusiv Stresstest für Firmen – in Bezug auf Homeoffice: Equimpent, Security, Datenschutz, Kundenprozesse.
  • Homeoffice: durch gutes Organisations- und Selbstmanagement effizientes Arbeiten möglich.
  • Führung von virtuellen Teams, Workflow, Vernetzung und Zugriffe.
  • Kommunikationsverhalten: Effiziente Video- und Online-Collaborations-Tools.
  • Mehr me-time. Entschleunigung und Zeit für Selbstreflektion und Besinnung. Neuer Fokus. Positive persönliche Entwicklung durch persönlicher Wachstum und Weiterbildung, Wissens-Update.
  • Weniger Abgase weltweit. Was die Klimabewegung bisher nicht geschafft hat, erledigt ein Virus rapid.
  • Aufatmen der Tiere, Natur und Umwelt. Beispiel in der Bucht von Venedig gesichtete Delfine.
  • Fleischkonsum und Überfischung zurückgegangen, Fischbestände konnten sich etwas erholen.
  • Konsumverhalten: Menschen wurden bescheidener und erkennen, dass man gar nicht so viel zum Leben benötigen, wie vorher eingeredet und medial beeinflusst.
  • Menschen haben erkannt, sie haben global Verantwortung: Beispiel Verhalten Kleiderproduzenten gegenüber Lieferketten in Bangladesh und vieles mehr.
  • Gesellschaftliches Verhalten: Menschen bedeuten uns wieder mehr. Verbundenheitsgefühl durch globale Betroffenheit. Man hat erkannt: Wir sind alle gleich. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir müssen zusammen in Aktion treten.

Corona beschleunigt unsere Evolution

Betrachten wir nur schon mal den raschen Wandel in unserem Kommunikationsverhalten. Online-Meetings als effiziente Variante wurde über Nacht realisiert, wo vorher lange debattiert wurde. Kürzlich berichtete mir ein Klient in einem Coaching, wie herausfordernd es für ihn als Führungspersönlichkeit ist, sein Team von heute auf morgen virtuell zu führen. Um die Anschlussfähigkeit zu wahren, haben sie unter Hochdruck die technischen Vernetzungen ausserhalb der Büros verstärkt und die innerbetriebliche Vernetzung aufgegleist. Vernetzte Zusammenarbeit erfordert eine aktive und umfassende Auseinandersetzung mit der bestehenden Kommunikations- und Führungskultur. Und das kommt in der Krise zu allem noch dazu. Zu den drei Führungsqualitäten für die Zukunft zählen daher Flexibilität, Mut, Begeisterungsfähigkeit und das Gefühl vermitteln können, zusammen im Wandel zu sein.

Menschen müssen diesen Wandel nicht ertragen, sondern können ihn mitgestalten, und das motiviert, macht bewusster und setzt Energie für Transformation frei. Der Stress durch die Krise setzt permanent Stresshormone in unserem Körper frei und entsprechend verhalten wir uns. Adrenalin, die Angstsubstanz versetzt uns in Flucht- oder Kampfstellung. Das Dopamin benötigen wir, um uns selbst zu erweitern, Endorphine erleichtern Schmerzen und sind unsere evolutionäre Stärke.

Wir wissen noch nicht, wie die postpandemische Ära sein wird, aber wir wissen, dass es kein Zurück in die Normalität geben wird, sondern Corona gestaltet unsere Zukunft mit. Wir sind alle dran, laufend neue Ideen für noch nie dagewesene Herausforderungen zu kreieren. Anfangs haben sich alle um ihre Gesundheit gesorgt. Jetzt machen sich die Menschen Gedanken um ihre Jobs. Was wir jetzt – unfreiwillig – eintrainieren, weil wir es schlicht zum Überleben brauchen, wird zum starken Gerüst unserer Zukunft. Selbstreflektion lohnt sich jetzt und zeigt Perspektiven auf. Das macht mutig, zuversichtlich und resilient. Menschen in einem Coaching für Veränderungen zu begeistern, zu empowern und sie im Transformationsprozess wertvoll zu unterstützt, haben für mich essenziellen Charakter. Und so zu erfahren, dass meine Arbeit einen Einfluss auf andere hat, ist sehr bereichernd.

Nur wenn wir uns jetzt diese Gedanken machen und Entscheide für unsere Haltung treffen, Massnahmen definieren und sie leben, können wir aus Corona lernen und etwas zum besseren verändern. Jetzt ist die einmalige Chance, die Selbstwirksamkeit im Kollektiv zu steigern. Werden wir sie packen oder wird die Ignoranz alles beim Alten lassen und uns ins Verderben stürzen? Nicht morgen. Aber übermorgen bestimmt. Schlussendlich ist Corona eine Chance für die Menschheit und das Klimabewusstsein. Dieser Gedanke kann Freude auslösen und somit Endorphine ausschütten. Der richtige Motivationskick, um die Zukunft jetzt zu gestalten. Mit der Zeit werden wir nach dieser Krise stärker hervorgehen, davon bin ich überzeugt.

Mutmachende Regnose statt Prognose

In meinen Beratungen führe ich mit meinen Klienten gerne eine Regnose – Rückwärts-Prognose – durch, eine Strategie aus der Zukunftsforschung. Beginnend mit einer Achtsamkeitsübung, um auf die mentale Meta-Ebene zu gelangen, betrachten wir anschliessend das Leben meines Klienten aus dem Ziel in der Zukunft, gedanklich Schritt für Schritt rückwärts bis zur Gegenwart. Dabei betrachten wir die beruflichen und privaten Aspekte als «big picture». Im Gegensatz zur Prognose, die angst machen und lähmen kann, führt man den Blick bei einer Regnose vom erreichten Ziel aus zurück. Mutiger, motivierter und zuversichtlicher sieht man dabei Chancen besser, intuitiv erscheint eine Vision how to get there. Das macht spass und hilft, die Selbstwirksamkeit zu stärken und inneres Potential freizusetzen. Versuchen Sie es mal.

www.stressaway.ch