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Herausforderungen meistern und Chancen erkennen

In der schnelllebigen Welt der Immobilieninvestitionen hat das Jahr 2023 Anleger mit zahllosen Herausforderungen konfrontiert. Hochschnellende Inflationsraten, der Zusammenbruch prominenter Banken (wie der SVB) sowie anhaltende geopolitische Spannungen hatten massive Auswirkungen auf den Immobiliensektor. Doch inmitten all dieser Herausforderungen verbergen sich auch Chancen für diejenigen, die bereit sind, die stürmischen Gewässer der Branche zu durchschiffen.

Eine der markantesten Aus­wirkungen der jüngsten Ereig­nisse ist die Zurückhaltung der Kreditgeber, die zu den niedrigsten Beleihungsquoten (Loan-to-Value, LTV) seit drei Jahrzehnten geführt hat. Ihre konservative Haltung zielt darauf ab, Risiken zu mindern und den Markt zu stabilisieren. Bei vielen Anlegern hat sie aber auch Sorgen über die Überbewertung von Immobilienobjekten sowie über Verlustrisiken ge­weckt. Folglich sind die Einstiegsbewer­tungen über verschiedene Sektoren und Standorte hinweg bereits um fünf bis 15 Prozent gesunken.

Grosse Zentralbanken haben einen kon­zentrierten und aggressiven Zinsanhe­bungszyklus eingeleitet, der die Eurozone in eine technische Rezession stürzt und die USA möglicherweise auf einen ähnlichen Kurs drängt. Obwohl mit einer Abschwä­chung der Inflation gerechnet wird, wird befürchtet, dass sie sich bei etwa drei bis vier Prozent einpendeln könnte. Das könnte die Zentralbanken dazu veranlas­sen, bis weit ins Jahr 2024 hinein Spitzenzinssätze beizubehalten. Vor diesem Hin­tergrund zeigten sich Immobilien als eine der ersten Anlageklassen, die mit den Aus­wirkungen der Unsicherheiten im gesamten Wirtschaftsspektrum konfrontiert wur­den. Mit Widerständen verschiedenster Art kämpfend, sind sie unter Druck geraten.

Darüber hinaus hat die Entwicklung hin zu einem Umfeld erhöhter Zinsen auch die Finanzierungskosten für Immobilien­darlehen in die Höhe getrieben. Der damit verbundene Anstieg der Rückzahlungsbe­träge hat viele Immobilienentwickler auf dem falschen Fuss erwischt, da sie sich während des vergangenen Jahrzehnts an rekordtiefe Zinsen gewöhnt hatten. Infol­gedessen müssen Bauträger nun dringend Kapital freisetzen, um ihre Finanzlage zu verbessern und Vertragsbrüche zu vermei­den. Diese Notlage wird durch steigende Rohstoffpreise und den Arbeitskräfte­mangel noch verschärft, was die Branche zusätzlich unter Druck setzt.

Zu guter Letzt haben schwindende Immo­bilienwerte und wirtschaftliche Unge­wissheit traditionelle Kreditgeber wie etwa Banken vorsichtiger werden lassen. Strengere Kreditvergabestandards und eine selektive Kreditvergabepraxis sind zur Norm geworden. Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil der Schulden in den kommenden Jahren refinanziert werden muss, was die Kreditnehmer vor weitere Herausforderungen stellt.

In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Fällen, in denen Immobilienentwickler trotz gesunder Bilanzen nicht in der Lage waren, genügend Kapital zu beschaffen, um von stark verbilligten, aber in guten Lagen bedeutender Städte Europas gelegenen Projekten zu profitieren.

© Ares, Federal Reserve Board, Goldman Sachs Global Investment Research

Gestiegene Fremdkapitalkosten und knapper gewordene Finanzierungsmöglichkeiten gepaart mit sinkenden Immo­bilienvermögenswerten und Überschuldung haben einige Kreditnehmer in eine schwierige Lage gebracht. Es gibt zahl­reiche Fälle von Immobilienfonds, Immo­bilienentwicklern, Family Offices und Privateigentümern, die unter der Last ihres massiven Engagements einen Ausweg in Form des Verkaufs ihrer Immobilien trotz wachsender Abschläge suchen.

Trotz all dieser Herausforderungen gibt es für Investoren mit genügend finanziellen Mitteln einen Silberstreif am Horizont. Die Zunahme von in Not geratenen Ver­käufern sorgt für gute Anlagegelegenheiten. Diesen Trend haben Vermögensverwalter erkannt. Sie haben neue Investmentvehikel aufgelegt, die speziell darauf zugeschnitten sind, diese Chancen zu nutzen. Diese Vehikel haben eine Laufzeit von vier bis sechs Jahren und zielen darauf ab, ver­billigte Immobilien zu erwerben. Solche Objekte werden anschliessend saniert und zu einem höheren Marktwert ver­kauft oder einer Aufwertung unterzogen, beispielsweise durch Aufstockung oder Umwandlung von gewerblichen Flächen in Wohnraum. Projekte dieser Art haben in der Regel einen Lebenszyklus von zwölf bis 30 Monaten und bieten relativ sichere Ausstiegsmöglichkeiten, insbe­sondere in Topstädten und stark gefragten Touristenregionen.

Zu Beginn des zweiten Halbjahrs 2023 ist es für Akteure des Immobilienmarkts von entscheidender Bedeutung, sich ab­zeichnende Trends genau zu beobachten und ihre Strategien entsprechend anzu­passen. Der Übergang zu Desinflation deutet auf eine Veränderung der Markt­dynamik hin, die Käufern neue Möglich­keiten eröffnet und Verkäufer zum Über­denken ihrer Preisstrategien anregt. Investoren müssen ihre Anlageansätze an­gesichts dieser voranschreitenden Dynamik neu bewerten. Indem sie gut informiert und reaktionsfähig bleiben, können die Akteure der Branche die Veränderungen des Umfelds bewältigen und in den kom­menden Monaten fundierte Entschei­dungen treffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Immobilienmarkt 2023 zwar vor Herausforderungen steht, aber auch Chancen für versierte Investoren bietet. Anpassungsfähige und gut informierte Anleger können in wertverfallenen Immo­bilienobjekten versteckte Perlen entdecken und von der sich verändernden Markt­dynamik profitieren. Es ist an der Zeit, die Herausforderungen anzunehmen und darin künftige Chancen zu erkennen.

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