Es gibt wenige Bücher, die phantasievolle Geschichten mit trockenen Unternehmenskennzahlen zusammenbringen. «Mobility Moves Minds» ist ein Beispiel dafür.

Zugegeben, wer als Redaktor wieder ein Management-Beratungsbuch auf den Schreibtisch bekommt, ist oft schlicht ermüdet. Natürlich geht es immer um Innovation und einige andere Schlagwörter wie Disruption oder digitale Transformation. Diese werden dann in Form eines «Use Case» auf die Praxis heruntergebrochen. Drum herum stricken die Autorinnen und Autoren einen zusammenfassenden Kranz, der dann mit bedeutungsschwangeren Begriffen wie «Advocacy Consulting» oder «Real Time Strategic Change» gefüllt werden. Oft geht es aber nur um viel heisse Luft.

Barbara Flügge wählt einen ganz anderen Ansatz. In ihrem neuen Buch «Mobility Moves Minds» will die Autorin Geschichten erzählen, aus denen wir lernen können. «Alle Geschichten verdienen eine Zuhörerschaft. Denn es sind die Geschichten, die uns Werte vermitteln, die wir im Alltag anwenden, in der Gemeinschaft, im Business, und die uns durchhalten lassen. Ohne Geschichten sind wir nichts.» Das ist Flügges Ausgangspunkt und Motivationsbooster. Es kommt zunächst weniger auf technische Fähigkeiten an, sondern es geht um eine neue Kultur des Denkens. Das erinnert an das berühmte Zitat von Antoine de Saint-Exupéry: «Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.»

Flügge fasst ihr zentrales Ziel, was mit dem Buch erreicht werden soll, so zusammen: Es geht darum, «die Komplexität rund um die Mobilität in Systemen zu entschlüsseln». Mobilität ist für sie nicht nur ein Begriff aus der Verkehrspolitik. Sie findet in modernen Handlungen statt. Wir haben nun die Werkzeuge und Mittel, Tickets online zu buchen. Unternehmen sind in der Lage, Mobilitätsdienste kontextbezogen für völlig unterschiedliche Zielgruppen wie Forschende, Reisende oder Kinder zu entwickeln und anzubieten. Das Schlagwort digitale Transformation bekommt so Fleisch an den Knochen.

Geschichten und Reputation

Das Buch «Mobility Moves Minds» erzählt Geschichten, stellt aber auch vor, wie diese in der Realität umgesetzt werden. Das braucht, gerade auch vor dem Hintergrund der Pandemie, eine gehörige Portion Resilienz. Diese braucht man auch bei der komplizierten Reise durch Unternehmensstrukturen. Da stösst nicht nur Barbara Flügge auf einige Schattengewächse und undurchsichtige Dschungellandschaften. Um hier durchzukommen braucht man viel Reputation im Gepäck. Flügge ist Gründerin und Geschäftsführerin der digital value creators (DVC). DVC konzentriert sich auf den Schwerpunkt Service-Transformation für produktbasierte Unternehmen unter Einsatz der Corporate Mobility. Darunter versteht sie die physische, digitale und mentale Mobilität eines Unternehmens.

Barbara Flügge entwirft für Unternehmen Services unter Anwendung eigener Tools und testet sie mit Vertreterinnen und Vertretern aus Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Sie bewertet Positionswechsel für Unternehmen und den Marktumstieg und nutzt dazu eigene über Jahre entwickelte Analyse-Methoden. Im Kern geht es um den Zusammenhang unternehmerischer und individueller Resilienz. Dabei bringt sie viel Erfahrung mit. Für Ariba baute sie das europäische Beratungsgeschäft mit auf und prägte unterschiedliche Vorhaben von ABB, BMW, Volkswagen und Aventis.

Auch bei Flügge geht es am Ende um Tools und Werkzeuge: «Mobility Moves Minds wird zu Ihrem Power-Tool.» Im ersten Teil des Buches bekommen die Leserinnen und Leser Einblicke in die Resilienz. Dann geht es um Blicke hinter die Kulissen und das Schärfen von Erkenntnissen. Auch Flügge schaut nach vorne, wenn es um die Ökosystems geht, die ihre Kundinnen und Kunden sowie Leserinnen und Leser erobern wollen. Last, but not least stehen die Lebenslinien des unternehmerischen Wachstums im Fokus. Ein zentrales Stilelement ist der Einbezug unterschiedlichster Persönlichkeiten in den verschiedenen Kapiteln. Das verleiht dem Buch eine Lebendigkeit, die man sonst nur aus guten Interviews kennt.