Dr. Claude Meier, Leiter der Fachstelle Wirtschaftsmethodik an der HWZ.

Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben Schweizer Unternehmen erkannt, dass kein Weg an der Digitalisierung vorbei führt. Aber: Nur gut die Hälfte aller betroffenen Unternehmen arbeitet derzeit an digitalen Projekten, ein Fünftel tätigt keinerlei organisationale Massnahmen zur Steuerung der Digitalisierung. Dies ist das Ergebnis des «Digital Leadership Barometers»2020 der HWZ. Diese Studie, an welcher Führungspersonen von über 200 Unternehmen in der Schweiz teilnahmen, zeigt aber auch, dass trotz feststellbarer Lücken die Digitalisierung immer stärker in den Unternehmen ankommt. Der Weg ist noch lang und die Potenziale nicht ausgeschöpft. Der «Digital Leadership Barometer» untersucht und bewertet regelmässig das digitale Führungsverständnis der Schweizer Unternehmen.

Der Digital Leadership Barometer wurde 2018 gegründet und 2020 zum zweiten Mal durchgeführt. Er wird von verschiedenen Partnern unterstützt. Dazu gehören unter anderem der Schweizer Baumeisterverband (SBV), Raiffeisen Unternehmenszentrum (RUZ), SUPSI’s Dipartimento tecnologie innovative (DPI) oder auch HWZ Alumni. 205 Personen haben den Fragebogen 2020 vollständig ausgefüllt. Knapp 70 Prozent der Teilnehmenden gehörten dem mittleren oder oberen Kader an. Studienautoren sind Dr. Urs Jäckli und Dr. Claude Meier.

 Lücke zwischen Theorie und Praxis
«Die strategische Bedeutung der Digitalisierung schätzen die Befragten mit 81 von 100 möglichen Punkten als sehr hoch ein. In der Umsetzung der Digitalisierung sehen sich die Unternehmen jedoch weniger weit», sagt Dr. Claude Meier, Co-Autor der Studie und Leiter der Fachstelle Wirtschaftsmethodik an der HWZ. Sein Co-Autor, Dr. Urs Jäckli, Studien- und Projektleiter an der HWZ ergänzt: «Die aktuelle Studie zeigt einen positiven Einfluss digitaler Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Digitalisierungsfortschritt in den Unternehmen.»

Was die Strukturen zur Steuerung digitaler Aktivitäten in Schweizer Unternehmen angeht, so wurde in allen Bereichen eine markante Zunahme mit Schwergewicht digitaler Projekte festgestellt. Noch 2018 hatten rund 33 Prozent der teilnehmenden Unternehmen keinerlei solcher Strukturen, heute sind es noch rund 22 Prozent. 55 Prozent arbeiten heute an digitalen Projekten, was einem Anstieg von acht Prozentpunkten gegenüber 2018 entspricht. In den Ergebnissen von 2020 öfter genannte weitere Strukturen zur Steuerung der digitalen Aktivität sind etwa Austauschgruppen über Abteilungen hinweg sowie Ausschüsse.

Die strategische Wichtigkeit der Digitalisierung in Unternehmen ist von 2018 bis 2020 leicht angestiegen. Dies gilt auch für den digitalen Fortschritt in den Unternehmen. Zwischen dem wahrgenommenen Fortschritt der Digitalisierung im eigenen Unternehmen und der strategischen Relevanz, welche dem Thema Digitalisierung zugesprochen wird, gibt es allerdings nach wie vor noch eine Diskrepanz, die jedoch kleiner wird.

Fortschritt dank digitaler Bildung
In der HWZ Studie zu Digital Leadership wurde ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Digitalisierungsfortschritt eines Unternehmens und Digitaler Bildung (Digital Literacy) festgestellt. Insbesondere diejenigen Unternehmen entwickeln sich positiv, die ihren Mitarbeitenden Ressourcen und Weiterbildungen zur Verfügung stellen, ihnen den Umgang mit digitalen Applikationen und Arbeitsweisen vertraut machen und damit den eigenen Stand der Digitalisierung deutlich steigern.

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