COP26 at Scottish Event Campus, Glasgow

Initiativen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von M.I.C.E.-Anbietern rund um den Globus

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt stetig an Bedeutung und gehört heutzutage zu fast jedem Anforderungsprofil an eine Veranstaltung. Wie lässt sich der CO2-Fußabdruck ermitteln, wie kontrollieren und bestenfalls reduzieren? Welche Möglichkeiten und kreativen Tools gibt es, die Eventplaner nutzen können, um den Emissionsausstoß von Veranstaltungen zu verringern oder zumindest zu kompensieren? Und welche Initiativen treiben Anbieter in der M.I.C.E.-Branche voran, um Schritt zu halten mit dem Bedarf an nachhaltigen Events? M.I.C.E.-Destinationen, Kongresszentren und DMCs rund um den Globus geben Einblick in ihre Best Practices.

Schottland zeigt Pioniergeist

Etwa 20 Prozent der Landmasse Schottlands besteht aus Torfmooren, die seltene Wild- und Pflanzenarten beheimaten und zugleich als Kohlenstoffspeicher der Natur fungieren. Geht es den Mooren schlecht – so wie in den vergangenen Jahrzehnten – setzen sie Kohlenstoff frei, anstatt ihn zu speichern. Das Edinburgh International Conference Centre (EICC) in der schottischen Hauptstadt unterstützt die Moorsanierungsarbeiten der Umweltorganisation RSPB Scotland: Im Rahmen der Partnerschaft stellt das Kongresszentrum pro Delegierten und Tag ein Pfund für die Renaturierungsarbeiten im Norden des Landes bereit. Das EICC implementiert auf vielen weiteren Ebenen Nachhaltigkeitskonzepte. So erstellt das Kongresszentrum für seine Kunden einen „Event Impact Report“, der die genauen Umweltauswirkungen jeder Veranstaltung im EICC dokumentiert und dabei mehrere Faktoren wie Plastikverbrauch, Energieverbrauch, Abfallmanagement und Reisemethoden analysiert. Zudem investiert das EICC massiv in die Abfallbewirtschaftung, damit Abfallstoffe recycelt oder einer anderen Verwendung zugeführt werden können. Der Erfolg des Kongresszentrums in diesem Bereich ist so groß, dass kein Abfall vom Veranstaltungsort mehr auf der Mülldeponie landet. Im Lebensmittelsegment haben sich das EICC und sein Partner Leiths mit Klimato zusammengetan – einem Experten zur Reduzierung der Klimaauswirkungen von Nahrungsmitteln. Mit Hilfe des CO2-Rechners von Klimato zeigt das EICC Veranstaltungsplanern den Emissionswert eines jeden Gerichts aus der Menüauswahl auf. Auch die Anreise vom Startpunkt der Teilnehmer bis zum EICC kann mittels des Reisetools You.Smart.Thing., das Alternativen zu CO2-intensiven Anreisemöglichkeiten aufzeigt, möglichst emissionsarm gestaltet werden.

Schottland – Moorsanierungsarbeiten bei Forsinard © EICC

Die Partnerschaft des DMCs Brook Green aus Edinburgh mit der Berechnungsplattform Path Net Zero erlaubt es dem schottischen Anbieter, die CO2-Auswirkungen seiner durchgeführten Veranstaltungen genau zu berechnen. Für wenige Pfund pro Delegierten (in der Regel zwischen ein und fünf Pfund pro Person, je nach Eventformat), die in Form von Emissionsgutschriften in zertifizierte Klimaschutzprojekte fließen, kann die CO2-Bilanz der gesamten Veranstaltung auf null Emissionen reduziert werden. Durch die Teilnahme am Programm leisten Kunden und DMC einen Emissionsausgleich und engagieren sich gleichzeitig für Gemeinden und Umwelt, beispielsweise durch Wiederaufforstungsprojekte, Wildtier-Projekte oder die Förderung von Öko-Initiativen für Gemeinden. Außerdem arbeitet der DMC schwerpunktmäßig mit lokalen Partnern zusammen, deren Angebote nachhaltig sind – sei es, dass diese über Solaranlagen grüne Energie erzeugen, über ein Kompostierungs- und Recyclingprogramm zur Reduzierung von Einwegplastik beitragen oder ihre Hotelzimmer mit Bettwäsche aus Bio-Baumwolle und Produkten aus der Region ausstatten.

Das Kongresszentrum Scottish Event Campus (SEC) in der schottischen Metropole Glasgow war in der Vergangenheit Austragungsort einiger der wichtigsten Konferenzen rund um die globale Klimakrise, so beispielsweise Gastgeber der UN-Klimakonferenz 2021 (COP 26) und des Weltkongresses der Bodenwissenschaften 2022. Hier fanden wegweisende Gespräche rund um den Klimawandel statt, und im Rahmen der Planung der Konferenzen hat das SEC viele Initiativen zur Schaffung nachhaltigerer Veranstaltungen vorangetrieben. „Die UN-Klimakonferenz war der Katalysator für unser Engagement, bis 2030 Netto-Null zu erreichen“, erklärt Kathleen Warden, Director of Conference Sales beim SEC, „und – was noch wichtiger ist – sie war der Motor für die Schaffung der ‚Net Zero Carbon Events‘-Initiative, die eine nachhaltigere Zukunft für die Veranstaltungsbranche weltweit schafft.“ Zu den Bemühungen des SEC gehören im Food-Bereich beispielsweise ein Fokus auf lokale Lebensmittel, die Reduzierung von Lebensmittelmeilen und die Befürwortung pflanzlicher Menüs.

Österreichs Vorzeigeinitiative

Oesterreich-Kaernten-Ausblick-vom-Katschberg-auf-die-Katschberghoehe-und-das-Aineck-©-Tourismusregion-Katschberg

Die Kärntner Tourismusregion Katschberg stellt sich als weltweit erste Tourismusregion das Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu sein und den Tourismus ganzheitlich nachhaltig zu gestalten. Mit der Initiative „Klimaberg Katschberg“ der Greenovation GmbH setzt die Region Impulse in den Bereichen nachhaltiger Tourismus, Umweltschutz und der Einsparung von Treibgasemissionen. So profitieren auch Unternehmen und Tagungsgäste durch klimafreundliche Mobilitätskonzepte wie dem Verleih von E-Autos, E-Bikes und E-Scootern oder 50 Euro Zuschuss für alle Bahnreisenden. Viele Unterkünfte mit Tagungsräumlichkeiten sind bereits mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert und tragen mit regionaler, saisonaler Küche, dem Berechnen des CO2-Fußabdrucks sowie dem Betrieb mit 100 Prozent Ökostrom zum verantwortungsvollen Tagen bei. Zur CO2-Kompensation setzen alle Mitgliedsbetriebe auf Klima-Hochbeete – das Wahrzeichen der Region Klimaberg Katschberg – deren speziell entwickelte Klima-Erde Kohlenstoffdioxid aus der Luft filtert, bindet und für mehrere 100 Jahre speichert. Im Rahmen von Incentives können Hochbeete errichtet oder Koch- und Backkurse gebucht werden, die zeigen, wie man schmackhafte Speisen zubereitet, die einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.

Blick nach Korea

Korea-Windpark-an-der-Kueste-der-Insel-Jeju-©-Korea-Tourism-Organization

In Korea wurde im Zuge der Hilfspakete während der Corona-Pandemie eigens der Fond „Green New Deal“ ins Leben gerufen, um nachhaltige Projekte besonders zu fördern. Ein Paradebeispiel zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks im ostasiatischen Land stellt die Insel Jeju südlich des Festlandes dar. Hier haben es sich Entscheider unter dem Motto „We Green Jeju“ zum Ziel gesetzt, Jeju zur nachhaltigsten M.I.C.E.-Destination Asiens zu entwickeln und eine umfassende grüne Infrastruktur bereitzustellen. Zahlreiche Locations sind auf Nachhaltigkeit bedacht, darunter beispielsweise das größte Kongresszentrum der Insel ICC Jeju. Es verfügt über eine Solarstrom-Anlage und seine Fenster sind mit einer speziellen Folie beschichtet sind, die durch ihre isolierende Wirkung den Energieverlust durch die große Glasfassade des Gebäudes vermindert. Außerdem haben M.I.C.E.-Gruppen die Möglichkeit, an „Forest Healing“-Programmen auf der Insel teilzunehmen und werden im „Green M.I.C.E.-Manual“ der Destination über sämtliche nachhaltige Initiativen informiert und so beispielsweise dazu angehalten, auf der Insel ein E-Auto anzumieten und Strecken innerhalb eines bestimmten Radius zu Fuß zurückzulegen.

Titelbild: Schottland-Scottish-Event-Campus-UN-Klimakonferenz-©-Peter-Sandground