Gemäss der Internationalen Energieagentur wurden im Jahr 2022 weltweit 34Prozent mehr Solaranlagen gebaut als im Vorjahr. In der Schweiz wurden laut «Statistik Sonnenenergie» gar 60Prozent mehr Photovoltaikmodule installiert. Andreas Thorsheim spricht über die Zukunft der Branche.

PRESTIGE BUSINESS: Herr Thorsheim, am aktuellen Fall Meyer Burger zeigt sich, wie schwer sich die Solarbranche angesichts des harten Wettbewerbs tut. Wie bewerten Sie dies als führender Solaranlagen-Anbieter?
Andreas Thorsheim: Die Solarenergie hat im Jahr 2023 in ganz Europa stark zugenommen, und die Schweiz lag über dem kontinentalen Durchschnittswachstum. Dank des Wachstums von Solar- und Windenergie und eines Aufschwungs bei anderen emissionsfreien Quellen sank der Verbrauch fossiler Brennstoffe für die Stromerzeugung um 210Terrawattstunden. Wir wollen den Ausbau von Solar- und Windenergie weiter vorantreiben und werden dabei auf Importe angewiesen sein. Aber wir müssen auch eine Widerstandsfähigkeit aufbauen, damit wir über Wertschöpfungsketten verfügen, die Europa in Zukunft unabhängiger tragen können.

Welche Massnahmen sind erforderlich?
China hat seine Solarindustrie jahrelang subventioniert, und es sind einige sehr starke Unternehmen entstanden. Die Schweiz und Europa müssen darüber nachdenken, wie sie ihre eigene Produktion von Modulen, Wechselrichtern und Batterien aufbauen können. Dazu sollten wir Anreize für den Kauf von in Europa hergestellten Produkten schaffen, um die derzeitige Kostenlücke zu schliessen.

Bis zum Jahr 2050 sollen laut dem Bundesamt für Energie über 40 Prozent des zukünftigen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden – aktuell liegt der Wert gemäss Swisssolar bei sechs Prozent. Wie treibt die Branche die Solartechnologie aktiv voran, um die Produktion zu steigern?
Wir sind ein aktives Mitglied von Swisssolar und werden vom Fachverband gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und den Regulierungsbehörden vertreten. Darüber hinaus können «Best Practices» aus anderen Ländern als Orientierung dienen: Die Niederlande profitieren heute von staatlichen Massnahmen aus dem Jahr 1990 und sind mit einem Rekordanteil von 25Prozent Solarenergie am Gesamtstromverbrauch eines der führenden Länder für grüne Energien in Europa. Die Niederlande haben im Jahr 2023 mehr Solarenergie auf Hausdächern installiert als die drei grössten Schweizer Wasserkraftwerke in Bieudron,
Limmern und Nant den Drance zusammen.

Bei all den Hürden: Wie positioniert sich Otovo gewinnbringend auf dem Schweizer Markt?
Wir sind Europas führender Marktplatz für Solar- und Batteriesysteme für Privathaushalte und in 13 europäischen Ländern aktiv. In den acht Jahren seit unserer Gründung haben wir bereits fast 30’000Photovoltaikprojekte mit lokalen Installateuren realisiert. Über unsere digitale Plattform erhalten die Kunden ein individuelles Angebot für eine Photovoltaikanlage. In Europa bieten wir den günstigsten Weg zum Solarstrom für Privathaushalte.

Wo liegt das grösste Potenzial im Solarumfeld?
Es zeichnet sich ein Wendepunkt ab: Die Hardwarepreise für Solarenergie sind enorm gesunken, sowohl für PV-Module als auch für Batterien, was wiederum die Amortisation verbessert. Dann werden die Regierungen aktiv. Ein gutes Beispiel: Seit September fördert die deutsche Regierung den Kauf einer PV-Anlage in Kombination mit einem Elektroauto und einer Batterie. Dann können auch private Haushalte durch umfassende Solarpakete mehr zu den grünen Zielen für Europa beitragen.

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