Laurene Descamps ist Projektkoordinatorin bei Circular Economy Transition und Impact Hub Zürich.

Der Ausbruch des Coronavirus war beispiellos und unerwartet, mit tragischen Folgen, die sich durch unsere Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin spüren lassen. Mit dem Klimawandel ist es anders: wir wissen was auf uns zukommt. Und wir können es uns nicht leisten, unvorbereitet zu sein.

Was heisst das konkret? 2020 muss der Start einer Dekade für die nachhaltige Transition unserer Wirtschaft sein – ansonsten wird es keine nächste normale Dekade geben. Die Covid-19 Krise präsentiert sich daher als ein entscheidender Wendepunkt und stellt unserer Gesellschaft nach dem «Lockdown» folgende zentrale Frage: Was kommt jetzt? Zurück zum «business as usual» oder nutzen wir den Schwung und schlagen den Weg einer lebenswerten Zukunft im Einklang mit Natur und Mensch ein?

Wir setzen ganz klar auf die zweite Option. Und einen Funken Hoffnung gibt es bereits, wenn auf allen Ebenen angesetzt wird: die Politik hat in den letzten Monaten gezeigt, dass drastische Massnahmen möglich sind. Unternehmen haben Kreativität gezeigt und teilweise ihre Geschäftsmodelle innovativ angepasst. Viele Menschen haben in dieser Phase mit dem Nötigen auskommen müssen, und dabei gewisse Aspekte der Limitierung eventuell geniessen können – zum Beispiel haben viele das Kochen neu entdeckt. Das Potenzial dieser Veränderungen für eine nachhaltige Entwicklung ist gross.

Entscheidend ist jetzt, die richtigen Massnahmen zu ergreifen und den richtigen Rahmen für diese nachhaltige Transition zu setzen. Ein besonders grosses Potenzial sehen wir im Konzept der Kreislaufwirtschaft: Seit 2018 fördern wir (die Schweizer Impact Hubs, mit der Unterstützung von der MAVA Stiftung) im Rahmen der Initiative «Circular Economy Transition» Projekte, die eine Transition der schweizer Wirtschaft zu einer kreislauffähigeren Wirtschaft ermöglichen. Im Unterschied zur bisher vorherrschenden Linearwirtschaft setzt die Kreislaufwirtschaft auf Wiederverwendung, Reparatur, Wiederverkauf und Wiederaufbereitung von Produkten und Materialien. Negative Auswirkungen unserer Produktions- und Konsummuster auf das Klima können so minimiert werden.

Trotz der herausfordernden Umstände mit Covid-19 arbeiten aktuell 27 Schweizer Startups im Rahmen des «CE Incubators»Förderprogramms weiter an ihren Lösungen und einige von ihnen sahen sich in den letzten Monaten sogar mit einer steigenden Nachfrage nach ihren Dienstleistungen konfrontiert. Es scheint also, dass gewisse Merkmale der Projekte, zum Beispiel der Fokus auf lokale Lieferketten und auf Dienstleistungen anstelle von Produkten, in der heutigen Zeit wirtschaftlich vorteilhaft und langfristig auch ökologisch wünschenswert sind. Für uns wird also klar: Die Zukunft wird denjenigen gehören, die ihre Wertschöpfungsketten lokal aufbauen, Qualität über Quantität präferieren, ressourcenschonend und den Menschen-nah wirtschaften.

Eine zu schnelle Rückkehr zum «business as usual» wird in Erwartung einer zweiten Infektionswelle von vielen abgelehnt. Was aber auf uns zukommen wird, wenn wir weiterhin die Ziele nachhaltiger Entwicklung ignorieren und nicht sofort den Impuls nutzen, um unsere Wirtschaft zukunftstauglich neu aufzubauen, ist keine Welle. Es wäre ein Tsunami.

Lasst uns also die Schritte der nachhaltigen Transition einschlagen und für eine sozialen und nachhaltigen Post-Corona Welt handeln. Die Zeit ist reif.

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