Rechenzentren beinhalten eine klimapolitisch noch nicht gelöste Herausforderung.

it-lösungen sind energiefresser. das betrifft klassische rechenzentren genauso wie das neue Schürfen von Kryptowährungen. erneuerbare energien können hier helfen. der folgende Beitrag belegt dies am wirtschaftsfaktor windkraft: co2-absorbierendes rechenzentrum in nordfriesland bietet neue Perspektiven für nachhaltige digitalisierung. in der Schweiz könnten mit wasserkraft ähnliche Beispiele entstehen.

Ende 2018 ging das weltweit erste CO2-freie Rechenzentrum mit neuer Leitung frisch an den Start. Mit Wirtschaftsingenieur Thomas Reimers und Energie- und Gebäudetechniker Wilfried Ritter an der Spitze wurden neue Strategien für eine nachhaltige Digitalisierung umgesetzt, Produkte wie die Managed Nextcloud weiterentwickelt und das Managementsystem Holokratie ins Unternehmen implementiert. Zudem konnten neue Kooperationspartner gewonnen werden und auch das Kundenportfolio wurde erweitert. Neben kleineren Industrieunternehmen setzen zunehmend öffentliche Gesellschaften auf die klimaneutrale Datenspeicherung. Auf internationalen Messen und Branchentreffs wie der Hannover Messe Industrie und der Husum Wind hat Reimers das Konzept von Windcloud vorgestellt und zudem aufgezeigt, wie Windkraftanlagen auch nach dem Ende der Förderung ab 2021 profitabel genutzt werden können.

Windkraft Wirtschaftlich nutzen
Dem Weltklimarat zufolge muss jetzt schnell und weitreichend gehandelt werden, um die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen. Ungeachtet dessen basiert der Grossteil der Industrieprozesse immer noch auf klimaschädlichen Energieträgern. Das gilt auch für Rechenzentren, die durch die rasante Verbreitung digitaler Technologien zu einem bedeutenden Faktor in der globalen Energie- und Klimabilanz geworden ist.

«Vielen ist es gar nicht bewusst: Die Digitalisierung ist wirtschaftlicher Wachstumsmotor, verursacht aber bereits jetzt mehr Kohlendioxid (CO2) als der Flugverkehr – mit deutlich steigender Tendenz», weiss Thomas Reimers, Geschäftsführer von Windcloud. «Es gibt Studien, zum Beispiel von Greenpeace, wonach bereits in zehn Jahren 20 Prozent des globalen Stromverbrauchs auf die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) entfallen werden. Gerade CloudRechenzentren verbrauchen viel Energie. Häufig wird Greenwashing durch den Kauf von Zertifikaten betrieben – das ist aber keine nachhaltige Alternative. Wir setzen auf eine erneuerbare Energieversorgung und nutzen zudem die Abwärme des Rechenzentrums.»

In der Schweiz bergen die grossen Seen ein enormes Energiepotenzial – und wären somit ein sicherer Hafen für Daten. Die Schweiz erlebt zudem einen Boom an Bau von Rechenzentren, und daher wäre solch ein Konzept hierzulande mit Wasserkraft als Energiequelle für die zukünftige grüne Direktversorgung durchaus realisierbar.

Nachhaltige Digitalisierung
Das nordfriesische Unternehmen betreibt CO2-neutrale Rechenzentren in ehemaligen Nato-Bunkern und nutzt ausschliesslich grüne Energie aus lokalen regenerativen Quellen, vor allem aus den heimischen Windparks, aber auch aus Photovoltaik, Wasserkraft und Biogas. Kleine und mittelgrosse Unternehmen sowie Rechenzentren können hier ihre Daten klimaneutral und sicher speichern. «Wir stellen fest, dass das Bewusstsein für nachhaltige Digitalisierung steigt», sagt Reimers. «Waren unsere Kunden zunächst überwiegend NGOs und Vereine sowie Unternehmen, die sich selbst auf umweltfreundliche Technologien spezialisiert haben, konnten wir in diesem Jahr unseren Kundenkreis deutlich öffnen.» So setzen immer mehr Institutionen der öffentlichen Hand, wie beispielsweise Versorgungsunternehmen, auf die Produkte von Windcloud. Sie können aus der gesamten Bandbreite der Datenspeicherung wählen: von ColocationLösungen in nahezu jeder Grössenordnung bis hin zu Multi-Bunker-Konzepten mit mehreren dedizierten Brandabschnitten. Besonders beliebt ist die Managed Nextcloud als nachhaltige und sichere Alternative zu Diensten wie Dropbox oder Onedrive. Sie wird im deutschen Rechenzen- trum gehostet und adressiert damit auch Anwender, für die Rechtssicherheit und Datenschutz essenziell sind, beispielsweise Ärzte oder Anwälte. Künftig kann dieser Service noch unkomplizierter genutzt werden, denn Windcloud plant, die Managed Nextcloud im kommenden Jahr als automatisiertes Produkt anzubieten.

Die Zukunft ist CO2-absorbierend
Im Frühjahr 2020 soll ein zweites Rechenzentrum auf dem Greentec Campus in Enge-Sande gebaut werden. Neben der Energieversorgung ist auch die Nutzung der Abwärme ein Merkmal, das Windcloud von anderen Rechenzentren unterscheidet. Hier sollen Kooperationen mit Industrieunternehmen weiter ausgebaut werden, beispielsweise das Algenfarming. Algen sind ein attraktives Wirtschaftsgut, ob in der Kosmetik oder als Lebensmittel. Ausserdem absorbieren Algen das CO2 aus ihrer Umgebung, sodass das Rechenzentrum durch diese Kooperation im laufenden Betrieb CO2 abbauen kann. Darüber hinaus sind auch Partnerschaften im Bereich Indoor-Farming und Fischzucht in Planung.

www.windcloud.org