Aaron Bolte ist Kopf von Plan A & Partner.

Viele predigen dieser Tage, wie unvernünftig es ist, Digitalisierung zu verschlafen. Dem stimme ich zu. Doch es ist genauso unvernünftig sie zu starten ohne eine solide Risikoabschätzung. Was Risiken der Digitalisierung besonders auszeichnet, ist, dass sie
immer in den strategischen und technischen Details versteckt sind. Mangels Expertise entscheiden sich viele Betriebe nach Gesprächen mit Dienstleistern aus dem Bauch heraus für einen Weg und finden erst unterwegs heraus, ob es der richtige war. So eine Digitalisierung ins Blaue hinein kann ähnlich risikoreich sein, wie gar nicht erst loszugehen.

Unternehmen werden sich darüber zunehmend bewusst. Wir erhalten stetig mehr Anfragen von Marketing-Kunden, die zunächst Ressourcen in eine Detail- Abklärung investieren möchten, um den Weg wirklich zu kennen, bevor er gegangen wird. Hier ist ein Umdenken bei den Betrieben spürbar und es wirkt. Marketingprojekte, denen eine intensive Orientierungsund und Abklärungsphase voranging, sind deutlich erfolgreicher und nachhaltiger.

Respekt vor dem Teufel im digitalen Detail ist angebracht. Beinahe jede Firma hat schon einmal fehlinvestiert in Onlinewerbung, Websites oder Softwarelösungen. Jedes Unternehmen hat schon frustrierende Reibungsverluste durch neue Technologien
hinnehmen müssen.

Betriebe können die Tragweite von angebotenen Digitalisierungsmassnahmen nur selten in der Tiefe überblicken. Bei der Entscheidung für einen Weg geht es daher immer um Vertrauen und das kann nicht in ausreichendem Masse entstehen, wenn Dienstleister
oder Technologieanbieter sich einfach nur freundlich beim Kunden vorstellen und Offerten für digitale Pakete unterbreiten. Hinreichendes Vertrauen kann auch nicht durch Versprechungen entstehen. Vertrauen entsteht aus der Gewissheit über individuelle
Details.

Die grössten Schmerzpunkte in Digitalisierungsvorhaben liegen nicht im Bereich der investierten Zeiten oder Gelder, die vorab in den Offerten erkennbar sind. Die grösste Pein der Digitalisierung liegt in der Änderung gewohnter Abläufe und im Umgang mit unerwarteten, digitalen Problemen.

Neue Softwareprodukte bringen immer ein eigenes Set von Herausforderungen und Schwächen mit sich, die die Anwender auch weit hinter der Lernkurve noch auf Trab halten. Wenn die Videokonferenz- App bei einem der Gesprächsteilnehmer nicht richtig
funktioniert, wenn die Cloud wieder einmal spinnt, wenn die Telefonanlage streikt, wenn Datenschutz-Schwächen sich rächen, dann sind die Reibungsverluste immens. Denn in solchen Situationen gilt es, Handbücher zu lesen, Fehler einzugrenzen, online zu recherchieren und Support-Hotlines oder Anwälte anzurufen. Auch diese Aktivitäten gehören zum digitalisierten Arbeitsalltag dazu.

Noch schmerzhafter wird es, wenn die neu gebaute digitale Infrastruktur sich im laufenden
Betrieb als gänzlich untauglich erweist. Die Anzahl der Digitalisierungsprojekte, die sich als komplette Blindgänger herausstellen, ist erheblich. Wenn Anforderungen vorab nicht klar bestimmt und die Tauglichkeit  der einzelnen Komponenten vorab nicht überprüft wurden, treffen digitale Theorie und Praxis mitunter hart aufeinander.

Wie können also die Details und deren Risiken vorab sinnvoll eingeschätzt werden? Wie kann genug Gewissheit geschaffen werden, um den Digitalisierungsprozess zum Erfolg zu führen?

Entscheidend ist, den Einkaufsprozess mit Dienstleistern und Technologieanbietern schrittweise zu gestalten und dem Reflex zu widerstehen, sofort ein grosses Komplettpaket einzukaufen. Es braucht eine Phase der detaillierten Routenplanung, die frei ist vom Druck,  umfangreiche Massnahmen zu beauftragen. Wenn das stattfinden kann, entsteht die gemeinsame Gewissheit, sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Das ist zunächst  ungewohnt, ist aber Balsam für den Prozess und für den Return on Invest.

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