Michael Brunner setzt für die Firmenflotte von Energie 360° auf Biogas- und Elektrofahrzeuge.

Gas- und Elektroautos im Flottenmanagement sind noch eine Seltenheit – aber definitiv eine Alternative zu Benzin- und Dieselfahrzeugen. Im Interview spricht Michael Brunner, Leiter Einkauf von Energie 360°, über seine Erfahrungen mit alternativen Antrieben in der Firmenflotte. Am Ende gibt er acht Tipps zum Laden von Elektrofahrzeugen.

Nach welchem Grundsatz beschafft Energie 360° Firmenfahrzeuge?
Wir kaufen grundsätzlich Gas- und Elektrofahrzeuge. Die beiden Technologien ergänzen sich perfekt. Mit dieser Kombination können wir fast alle Einsatzzwecke optimal abdecken. Nur in einzelnen Fällen beschaffen wir aufgrund spezieller Anforderungen Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. Dann achten wir bei der Wahl besonders auf die Herstellerwerte bezüglich Emissionen.

Erdgas- und Elektroautos lassen sich mit mehr oder weniger ökologischem Treibstoff betanken. Für welche Qualität haben Sie sich entschieden?
Wir fahren mit erneuerbaren Energien. Unsere Gasautos betanken wir mit 100 Prozent Biogas; die Ladestationen für unsere Elektro­fahrzeuge betreiben wir mit 100 Prozent erneuerbarem Strom.

Wie schneiden Ihre Gas- und Elektrofahrzeuge bei der Wirtschaftlichkeit ab?
Die Gesamtkosten (TCO) eines gasbetriebenen Fahrzeugs liegen – über vier Jahre gerechnet – im Vergleich zu Benzin- und Dieselautos rund zehn Prozent tiefer. Bei den Elektrofahrzeugen fehlen uns noch verlässliche Vergleichswerte, weil sie noch nicht lange genug im Einsatz sind.

Welche Erfahrungen machen Sie bei den Gasfahrzeugen bezüglich des Wertverlusts?
Er ist mit jenem von Benzin- und Dieselautos vergleichbar. Wegen der beschränkten Auswahl an Erdgasfahrzeugen besteht zwar ein weniger dynamischer Gebrauchtwagenmarkt. Wir hatten jedoch noch nie Probleme, unsere Fahrzeuge wieder in den Umlauf zu bringen.

Wie bewähren sich die Fahrzeuge im Alltag?
Sehr gut. Die Unterschiede zu Benzin- und Dieselfahrzeugen fallen gering aus. An einer Gastankstelle oder einer Ladestation zu tanken, wird für die Mitarbeitenden schnell zur Gewohnheit und funktioniert genau­so einfach wie an einer konventionellen Tankstelle. Das inzwischen dichte Netz an Erdgas-/Biogas-Tankstellen und Ladestationen macht es leicht, bei Bedarf unterwegs zu tanken.

Wie haben sich durch Ihre Beschaffungs­strategie die CO2-Emissionen Ihrer Flotte entwickelt?
Der durchschnittliche CO2-Ausstoss sinkt kontinuierlich, zuletzt von 68.5 Gramm pro Kilometer im Jahr 2016 auf 65.4 Gramm im Jahr 2017. Gegenüber herkömmlichen Treibstoffen sparen wir pro Jahr mehr als 140 Tonnen CO2 ein.

Die Fahrzeugflotte von Energie 360°

  • Anzahl Fahrzeuge: 120 (Stand November 2018)
  • Anzahl Biogas-Fahrzeuge: 84
  • Anzahl Elektrofahrzeuge: 7
  • Anteil Fahrzeuge mit erneuerbarem Treibstoff: 76 Prozent
  • Jahresleistung der Flotte: 2.2 Millionen Kilometer (2017)
  • Durchschnittlicher CO2-Ausstoss: 65.4 g / km (2017)

Kostenloser Ratgeber
Zahlreiche nützliche Tipps rund um die Ladeinfrastruktur enthält der Ratgeber «Installation von Lade­systemen für eFahrzeuge», der kostenlos über eMobility Schweiz erhältlich ist. www.emobility-schweiz.ch

Tipps zum Laden von Elektroautos
Rund um das Thema Laden und Ladeinfrastruktur gibt es immer noch viele Bedenken – oftmals ein Grund, nicht auf Elektroautos umzustellen. Deswegen gibt Michael Brunner acht Tipps rund ums Laden:

  1. Privates und öffentliches Laden kom­binieren: Am günstigsten laden Flot­tenbetreiber ihre Elektroautos mit der eigenen Ladeinfrastruktur. Für tiefe Betriebskosten sollten daher die meisten Ladungen hier erfolgen. Gleichzeitig empfiehlt es sich, in jedes Fahrzeug eine Ladekarte für öffentliche Ladestationen zu legen – etwa die Ladekarte von Energie 360°. Sie ermöglicht, bei Bedarf unterwegs zu laden.
  2. Ladeinfrastruktur auf Einsatz der Elektroautos abstimmen: Die passende eigene Ladeinfrastruktur hängt von den eingesetzten Elektrofahr­zeugen und dem Einsatzzweck ab. Sind die Fahr­zeuge täglich nur kurz im Einsatz oder für mehrere Fahrten den ganzen Tag über? Das beeinflusst ­die benötigte Ladeleistung und somit die Wahl der Ladestation. Bei Fahr­zeugen im Dauereinsatz lassen sich zusätzlich öffentliche Schnelllade­stationen wie jene von GOFAST ins Ladekonzept einbeziehen.
  3. Beim Laden auf Nummer sicher gehen: Die in der Schweiz üblichen Steck­dosen (T13) eignen sich aus Sicherheitsgründen nicht zum regelmässigen und längeren Laden von Elektroautos. Eine sichere Lösung sind Wallboxen – ­spezielle Ladestationen für das private Laden. Bei ihnen sind die Schutzvorrichtungen gleich eingebaut.
  4. Angebote für Ladeinfrastruktur vergleichen: Für das private Laden gibt es immer mehr Angebote, weshalb sich ein sorgfältiger Vergleich von Dienstleistungen und Preisen lohnt. Einige Anbieter übernehmen sogar die Finanzierung der Ladein­frastruktur. Flottenbetreiber sollten sich daher überlegen, ob sie selbst eine Investition tätigen oder monatliche Kosten für die Ladeinfrastruktur bezahlen möchten.
  5. Den richtigen Ort wählen: Bei der privaten Ladeinfrastruktur kostet meist nicht die Ladestation selbst am meisten, sondern das Installieren. Dabei gilt die Faustregel: Je näher beim Stromzähler die Ladestation montiert wird, desto geringer sind die Kosten. Das gilt es zu berücksichtigen, wenn die Parkplätze der Elektroautos bestimmt werden.
  6. An die Zukunft denken: Die private Ladeinfrastruktur sollte von Anfang an so ausgelegt sein, dass die Ladeleistung auch für zusätzliche Elektroautos ausreicht oder sich zu geringen Kosten erhöhen lässt.
  7. Flexibel laden: Jede Liegenschaft verfügt beim Stromanschluss nur ­über eine begrenzte Kapazität. Muss diese Anschlussleistung wegen der Elektro­autos erhöht werden, ent­stehen meist hohe Kosten. Die günstigere Lösung kann ein Lastmanagementsystem sein. Es teilt die maximale Kapazität nach den vorge­gebenen Prioritäten auf. Elektro­autos werden nur dann geladen, wenn die Leistung dafür ausreicht.
  8. Professionellen Partner wählen: Gerade bei der Ladeinfrastruktur für Firmenflotten geht es um weit mehr als die Installation von Ladestationen. Genauso wichtig sind etwa die richtigen Lösungen für den Zugang – wann und zu welchem Preis sind Mitarbeitende, Gäste und Dritte zum Laden berechtigt – sowie fürs Abrechnen der Ladevorgänge. Deshalb empfiehlt es sich, mit einem Mobilitätsanbieter wie Energie 360° zusammenzuarbeiten, der sich um alle Anliegen kümmert: von der Erstberatung zur Elektromobilität über die Entwicklung und Realisierung der individuellen Ladelösung bis hin zu Betrieb und Störungsbehebung.

www.energie360.ch

Michael Brunner ist Leiter Einkauf von Energie 360°.