Währungsrisiken beschäftigen Schweizer Unternehmen. Eine Aufwertung des Euros erwarten sie aber nicht.

Währungsschwankungen können einen erheblichen Einfluss auf das Geschäftsergebnis haben. Viele Unternehmen entscheiden sich deshalb für eine Währungsabsicherung. Anja Burford, Leiterin des FX Desk für KMU und Banken bei der Credit Suisse, spricht über Termingeschäfte und Derivate und zeigt auf, wie sich Kunden durch Hedging optimal absichern können.

Die anhaltende Stärke des Schweizer Frankens bereitet exportorientierten Firmenkunden Sorgen. Ein starker Franken wirkt sich direkt auf die Preisgestaltung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz aus. Unternehmen machen sich Gedanken über die Entwicklung der Devisenkurse und müssen sich aktiv um die strategische Absicherung ihrer Fremdwährungsrisiken kümmern. Den Kunden geht es typischerweise darum, eine möglichst grosse Planungssicherheit für die nächsten Monate zu erreichen. Deshalb braucht es verschiedene Ansätze und Lösungen im Umgang mit Fremdwährungen.

Anja Burford, gibt es die perfekte Währungsabsicherung für jeden Kunden?
Die perfekte Währungsabsicherung gibt es grundsätzlich nicht, weil jedes Unternehmen anders arbeitet und bei der Absicherung von Währungsrisiken unterschiedliche Erwartungen hat. Da die Produkte im Bereich des Devisenhandels individuell auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden können, existiert aber für jeden Fall eine geeignete Absicherung. Ausschlaggebend ist, welche Ziele der Kunde verfolgt. Nehmen wir das Beispiel eines Fremdwährungskäufers: Möchte sich der Kunde nur gegen steigende Kurse absichern? Oder möchte er Risiken auf sich nehmen und die Währung zu einem vorteilhaften Kurs kaufen?

Die Studie der Credit Suisse zur Devisenkursentwicklung hat gezeigt: Viele Kunden möchten zwar optimieren, aber nicht spekulieren. Wie schaffen Sie ein Gleichgewicht?
Genau hier liegt die Herausforderung. Eine reine Absicherung wie das Termingeschäft schützt die Kunden zwar vor allfälligen Währungsverlusten, ermöglicht es ihnen aber nicht, an vorteilhaften Marktbewegungen zu partizipieren. Absicherungsprodukte, die eine Partizipation ermöglichen, sind mit direkten oder indirekten Kosten verbunden. Gemäss unserer Erfahrung sind viele Unternehmen jedoch nicht bereit, eine Prämie zu zahlen. Eine Lösung für dieses Problem bieten andere Produkte, bei denen Kunden die Cashflows optimieren oder eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Absicherungssumme eingehen. Wir empfehlen grundsätzlich die Wahl verschiedener Produkte, um eine gewisse Diversifikation zu erhalten.

Wie setzen sich diese Produkte idealerweise zusammen?
Die optimale Strategie für Kunden ist aus meiner Sicht das Termingeschäft. Beim klassischen Termingeschäft kaufe ich zum Beispiel eine Fremdwährung – sagen wir Euro – zu einem bestimmten Fixkurs auf zwölf Monate. Termingeschäfte können durch den Einsatz von Derivaten ergänzt werden. Derivate wiederum sind eine gute Möglichkeit, um sich mittels Optionen abzusichern oder zu optimieren. Grundsätzlich dienen solche Optimierungen zur Ergänzung und sorgen für eine mögliche Extra-Performance. In erster Linie geht es aber immer darum, die Kunden zu schützen. Eine Optimierung kommt erst später infrage.

 

Warum setzen Sie gerne Derivate ein?
Wenn Sie ein klassisches Termingeschäft tätigen, müssen Sie praktisch bei jeder Fälligkeit liefern. Sie können nicht, sondern Sie müssen. Daher sind Sie in der Pflicht, die Kontrakte abzunehmen. Bei Derivaten besteht die Möglichkeit zu restrukturieren. Sie können also mittels einer Laufzeitverlängerung oder einer Volumenerhöhung das Derivat umstrukturieren. Die Kunden haben so mehr Spielraum als beim klassischen Termingeschäft.

Trotzdem optimieren viele Kunden lieber. Wieso dieser Drang zur Optimierung in der Schweiz?
Optimierungen ermöglichen den Kunden, eine Währung zu einem sehr vorteilhaften Kurs zu kaufen oder zu verkaufen. Wir sehen hauptsächlich zwei Fälle: einerseits Kunden, die sich frühzeitig mit dem Thema Absicherung und Optimierung beschäftigen und mit einer Optimierung versuchen, einen Mehrwert zu generieren. Andererseits gibt es Kunden, die nach einer grösseren Bewegung reagieren müssen, da sie ihren Budgetkurs verpasst haben. Eine Optimierung birgt aber auch Risiken und bietet keinen Schutz, da sie verfallen kann. Wir empfehlen grundsätzlich immer eine frühzeitige Planung und eine Kombination von Produkten. Idealerweise wird eine Absicherung mit einer Optimierung kombiniert.

Wann machen denn Optimierungen für ein Unternehmen Sinn? 
Optimierungen machen in der Regel in ruhigeren Märkten Sinn und können für Kunden sehr attraktiv sein. Jedoch darf das Risiko einer Optimierung nicht unterschätzt werden. Denn eine Optimierung ist keine Absicherung. Wichtig ist, dass Kunden eine Optimierung an die Strategie des Unternehmens anpassen. Wir empfehlen in der Regel eine Optimierung nur für einen Teil des Bedarfs. Somit kommen vor allem Unternehmen infrage, die einen genügend grossen Bedarf an Fremdwährungen oder an Schweizer Franken haben.

Wie sollten Unternehmen bei der Währungsabsicherung vorgehen? 
Eine frühzeitige Planung und Analyse der Cashflows ist zentral. In einem ersten Schritt steht die Identifikation der Währungsrisiken im Vordergrund. Anschliessend muss sich das Unternehmen fragen, ob und in welchem Umfang die Risiken abgesichert werden sollen. Bevor dann eine Absicherung getätigt werden kann, stellt sich zudem die Frage nach dem Timing, sprich, wann fallen die Cashflows an und über welchen Zeitraum sollen die Währungsrisiken abgesichert werden. Die Fragen zu Bedarf, Volumen und Zeitpunkt müssen also zwingend geklärt werden. Denn je besser Kunden wissen, was sie brauchen, desto eher können wir von der Bank auch die richtige Lösung anbieten.

Sind diese Punkte geklärt, wo setzt dann die Beratung an? 
Nach der Klärung des Absicherungsbedarfs ist es wichtig, die Markterwartung des Kunden zu kennen. Je nach Markterwartung gibt es dann unterschiedliche Produkte, die infrage kommen. Das Termingeschäft ist nach wie vor das beliebteste Produkt. Aber auch andere Produkte können Sinn machen. Deshalb sollte der Kunde die verschiedenen Szenarien und Risiken verstehen. Dies ist vor allem bei komplexeren Absicherungen oder Optimierungen elementar. Viele verdrängen die Risiken. Aber es ist wichtig, dass sich Kunden über diese bereits in der Planungsphase ihrer Absicherungsstrategie bewusst sind.

Wie können Kunden Risiken mindern? 
Leider suchen Kunden das Gespräch mit der Bank oft erst dann, wenn es schon zu spät ist. Kunden sind heute sowohl über politische Ereignisse wie auch über Veränderungen am Markt viel besser informiert. Sie sind deutlich mehr am Puls der Märkte – jedoch nur operativ, nicht strategisch. Mit der Bank sollten sie deshalb regelmässig einen strategischen Dialog führen. Denn Märkte können sich mittlerweile sehr schnell verändern. Daher ist es wichtig, periodisch die Veränderungen am Markt und die eigene Strategie zu besprechen. Je früher und öfter Kunden diese strategischen Dialoge mit der Bank führen, desto erfolgreicher sind sie mit der eigenen Währungsabsicherung.

Bei manchen Schweizer KMU machen Fremdwährungen nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus. Können Firmen auf Währungsabsicherung verzichten? 
Eine Währungsabsicherung lohnt sich für jedes Unternehmen, unabhängig von dessen Grösse. Auch kleine Beträge können problemlos abgesichert werden. Komplexere Absicherungsstrategien oder Optimierungen machen jedoch erst ab einer gewissen Grösse Sinn. Neben den Währungsabsicherungen gibt es aber auch andere spannende Produkte wie zum Beispiel die Doppelwährungsanlage, die im Bereich des Cash Management eingesetzt werden kann. Der regionale Ansatz mit unseren Zweigstellen in den verschiedenen Regionen ermöglicht es uns, nahe an den Kunden zu sein und die verschiedenen Möglichkeiten zu besprechen. Devisenspezialisten beraten an fünf Standorten in der Schweiz.

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