Bei einem genauen Vergleich sind Kaufpreise heute kein Argument mehr gegen Elektromobilität.

Elektromobilität ist ein zentraler Baustein für die neue Energiewelt, die erneuerbar, dezentral und digital sein wird. laut Wood mac Kenzie werden 2040 rund 280 Millionen Elektroautos auf den Strassen weltweit fahren – im Vergleich dazu: ende 2018 waren es noch knapp sechs Millionen E-Fahrzeuge. Elektromobilität wird sich also zunehmend zum Massenmarkt entwickeln. Auch für kleine und mittlere Unternehmen sind elektrofahrzeuge heute schon eine attraktive Alternative.

Noch sieht die Situation in Europa für Elektromobilität sehr unterschiedlich aus. In Norwegen ist fast jeder dritte Neuwagen ein Elektroauto. In der Schweiz liegt der Anteil bei um die zwei Prozent, allerdings mit steigender Tendenz. Das ist auch im Nachbarland so. Schon 2020 könnte es in Deutschland rund 700‘000 E-Firmenfahrzeuge geben.

Ein Blick auf die künftige Entwicklung der Elektromobilität zeigt: Elektrische Gewerbeflotten werden in Unternehmen die erste Wahl sein. Denn laut einer Studie der DEKRA und des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) sollen die Gesamtkosten eines Elektroautos inklusive Anschaffung, Strom, Wartung und Reparatur weiter sinken und 2020 sogar ohne zusätzliche staatliche Subventionen um 3.2 Prozent unter den Kosten eines Autos mit Verbrennungsmotor liegen. Der Grund: Bei E-Autos fallen weniger Servicearbeiten an.
Der Kaufpreis ist also heute kaum noch ein Argument für Verbrenner. Vor allem Nutzfahrzeuge, die im Leasing betrieben und steuerlich geltend gemacht werden, sind in der Elektro-Variante günstiger. Für die sinkenden Preise verantwortlich sind neben höheren Produktions- und Absatzvolumina technologische Weiterentwicklungen und staatliche Förderungen. Beispiel Batteriekosten: 2010 kostete eine Kilowattstunde Speicherkapazität noch rund 1 000 US-Dollar. Laut dem Beratungsunternehmen Bloomberg New Energy Finance lag der Preis 2018 bei nur noch 176 US-Dollar und könnte bis 2024 auf durchschnittlich 94 US-Dollar fallen.

Alternative für Nutzfahrzeuge
In Deutschland gibt es rund eine Million Handwerksbetriebe, etwa 100’000 Architekten und mehrere Zehntausend Ingenieurbüros. Die meisten haben ihren Wirkungskreis in einem Radius von 50 bis 100 Kilometern – in Städten oft in noch geringeren Distanzen. In der Schweiz sieht dieser Radius nicht anders aus. Das ist ideal für den Betrieb von E-Flotten, zumal dank verbesserter Batterietechnologie auch grössere Strecken von 300 bis 600 Kilometer zurückgelegt werden können. Selbst mit geringerer Reichweite eignet sich die Elektromobilität für das Handwerk, die Altenpflege, für kommunale und private Rettungsdienste sowie Entsorgungsbetriebe oder für den Fuhrpark kommunaler Energieversorger. Finanziell sehr attraktiv ist auch der Kauf von gebrauchten, überarbeiteten und nachträglich mit einem Elektromotor ausgerüsteten Lkws oder Bussen. Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge senkt nicht nur die Kosten und erlaubt freie Zufahrt auch bei Innenstädten mit Dieselfahrverbot. Die nachhaltige und saubere Energieversorgung und -nutzung ist dazu noch ein wichtiger Beitrag für die Energiezukunft.

Erfolgskritisch für die Umstellung sind die Mitarbeiter. Ohne entsprechende Infrastruktur werden sie nur bedingt mitmachen. Laden muss für sie an den Unternehmensstandorten und zu Hause mit individuellen Ladelösungen möglich sein. Wer das noch mit eigener Ökostromerzeugung durch eine PV-Anlage auf dem Firmengelände verbindet, gestaltet die Umstellung noch nachhaltiger und wirtschaftlicher. Entsprechend dynamisch wächst das Angebot bei Ladesystemen – von Wallboxen über Ladesäulen bis hin zu Schnellladern oder auch Ladestationen, die mit Batteriespeichern oder einer Kraft-WärmeKopplung gekoppelt werden. Das zeigte erst kürzlich die zweite Auflage der «Marktübersicht Ladesysteme» der Power2Drive Europe, der internationalen Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität, die kostenlos online verfügbar ist und 74 Anbieter mit 122 Produkten und Lösungen zu Ladesystemen, Solar-Carports sowie Apps und Software aufführt.

Elektromobilität rechnet sich
Ein wichtiger Faktor für den Fahrzeugeinsatz sind die Kilometerkosten. Heute kommt beispielsweise der e-Golf schon besser weg als sein Verbrenner-Pendant,
wie ein Kostenvergleich des ADAC schon Anfang 2018 zeigte: Der e-Golf kostet bei einer Laufleistung von 10‘000 Kilometern im Jahr 63.2 Cent pro Kilometer. Im Vergleich: Die Benziner-Variante ist bei gleicher Laufleistung um 0.3 Cent teurer, in der Dieselversion muss der Verbraucher 5.7 Cent mehr zahlen. Stellt man TeslaModelle aus der X- und S-Reihe entsprechenden BMW-, Audi- und Mercedes-Verbrennungsmodellen gegenüber, ist auch hier die Elektro-Variante günstiger: Beispielsweise ist der Tesla S 75D bei einer Laufleistung von 10.000 Kilometern mit 144.2 Cent pro Jahr 28.5 Cent günstiger als der BMW 640i (172.7). Die positive Kostenentwicklung bekommt noch einen weiteren Schub, wenn die Autos mit selbst erzeugtem Strom geladen werden. Mit einer eigenen PV-Anlage gibt es den sauberen Strom bereits für unter zehn Cent pro Kilowattstunde.

Mobile Batterie Speicher
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der für Elektrofahrzeuge spricht und den die meisten Unternehmen bisher wenig beachtet haben, nämlich die Nutzung der Fahrzeuge als Batteriespeicher. Dies funktioniert ganz einfach durch eine intelligente Kopplung von Elektromobilität mit der eigenen solaren Stromerzeugung. Ein beeindruckendes Beispiel lieferte dabei The Mobility House auf der Insel Porto Santo bei Madeira. Sie ist nach Aussage von CEO Thomas Raffainer die erste Insel weltweit, die durch Elektrofahrzeuge mit Strom versorgt wird. Dort sind rund 200 Elektroautos über bidirektionale Ladesäulen, ein intelligentes Lademanagement sowie eine Aggregationsplattform in das Stromnetz der Insel eingebunden, das durch eine zwei MW starke Photovoltaikanlage sowie eine Windkraftanlage mit 1.1 MW gespeist wird. Die Batterie-Akkus der E-Autos speichern in Ergänzung zu stationären Stromspeichern aus sogenannten Second-Life-Batterien (Autobatterien, die in Fahrzeugen bereits ausgedient haben) temporär überschüssigen Strom und speisen ihn wieder ins Inselnetz ein (Vehicle-toGrid), wenn der Bedarf hoch ist. Dieses Speichersystem lässt sich auch bei Unternehmen zum Beispiel an Tagen mit wetterbedingt hoher erneuerbarer Stromproduktion gewinnbringend umsetzen.

Wer die ungeheure Marktdynamik der Elektromobilität und weitere Beispiele für den Einsatz von E-Fahrzeugen erleben möchte, sollte den Messetermin für die nächste Power2Drive Europe in München fest einplanen. Die internationale Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität öffnet ihre Tore vom 17. bis 19. Juni 2020. Die Aussteller präsentieren Ladelösungen und Technologien für alle Arten von Elektrofahrzeugen sowie Lösungen, die für jedes KMU einfach, schnell und kostengünstig umzusetzen sind. Interessant sind auch Booster für Schnellladestationen, neue und architektonisch ansprechende Solar-Carports sowie skalierbare Ladelösungen von Einzelparkplätzen bis zu Firmenparkplätzen oder Parkhäusern.

www.swiss-emobility.ch

www.powertodrive.de