Familienunternehmen sollten in die digitale Zukunft investieren.

Eines macht Covid-19 uns allen klar: Die Nutzung digitaler Technologie ist nicht länger eine optionale Möglichkeit für Unternehmen – digitale Tools und Geschäftsmodelle sind zu zentralen Bausteinen zukunftsfähiger Firmen geworden. Familienunternehmen tun sich schwer damit, sich einer veränderten Marktsituation anzupassen und in die digitale Zukunft zu investieren. Eine hohe Digitalkompetenz in den Aufsichts- und Verwaltungsräten spielt eine Schlüsselrolle.

Die Weltwirtschaft hat während der Pandemie gelernt, mit nie dagewesener
Geschwindigkeit neue digitale Lösungen zu implementieren. Es zeigte sich
zudem, dass bereits vorhandene digitale Kompetenzen einem Unternehmen helfen
können, leichter durch Krisenzeiten zu kommen: Während der weltweite Aktienmarkt im März 2020 um rund 30 Prozent abstürzte, verloren Tech-Aktien durchschnittlich weniger und schnitten auch später deutlich besser ab, als die Kurse wieder anzogen.

Ausgelöst durch die Erfahrungen in Zeiten von Covid-19 sind eine stärkere Technologieorientierung und eine gewisse Abhängigkeit von digitalen Lösungen zur neuen Realität geworden. Man könnte die schnell nötig gewordene Umstellung
auch als «Zwangsdigitalisierung» bezeichnen, die in den vergangenen Monaten
weltweit über verschiedenste Branchen und Märkte hinweg stattgefunden hat. Diese Entwicklung ist für Unternehmen jedoch nicht nur während der aktuellen Pandemie von entscheidender Bedeutung, denn technologiegetriebene Geschäftsmodelle werden in Zukunft immer relevanter werden. «Digital first», lautet also die Devise, auch – und vielleicht insbesondere – für traditionelle
Familienunternehmen.

Neue Generation im Familienunternehmen
In den kommenden 20 Jahren wird die Weltwirtschaft den grössten  Vermögensund Eigentumsübergang erleben, den es je gegeben hat – von der aktuellen auf die nächste Generation1.

Die Bewältigung dieser neuen Realität und der Umgang mit der «Zwangsdigitalisierung » bei gleichzeitiger Regelung der Generationen-Nachfolge auf Eigentümer- und Geschäftsführungsebene wird in den kommenden Jahren zu einer epochalen Herausforderung für die Familienunternehmen. Die Besetzung mit kompetenten Nachfolgern für Schlüsselpositionen in der Geschäftsführung ist ein entscheidender Faktor für das langfristige Überleben und den Erfolg von familiengeführten Unternehmen. Wenn er richtig angegangen wird, bietet der Generationenwechsel eine beispiellose Chance. Wenn diese Chance jedoch  verpasst wird, entsteht ein enormes Risiko. Denn wo es zum Beispiel an Digitalkompetenz mangelt, können falsche Entscheidungen getroffen werden, oder es kommt zu einer verfehlten Kapital-Allokation, und die Chancen, die die neue Realität bieten, werden verpasst und das Unternehmen wird ein Opfer der Umstände. Dies liegt primär in der Verantwortung der Geschäftsführung, aber in der Regel ist es der Beirat, der die langfristige Eigentümerperspektive  repräsentiert. Um die Zukunftsfähigkeit der Firma zu sichern, muss er ausserdem den digitalen Transformationsprozess nicht nur in Gang bringen, sondern auch seine konsequente Umsetzung sicherstellen.

Professionelle Anforderungen
Nur wenige Aufsichtsgremien in Familienunternehmen sind hinreichend auf die
anstehenden Herausforderungen vorbereitet. Viele Firmen entwickeln sich nur
langsam von inhabergeführten hin zu inhabergesteuerten Strukturen und von
analogen hin zu digitalen Geschäftsmodellen. Die Geschwindigkeit des Wandels
und der Anpassungsdruck nehmen im heutigen volatilen, unsicheren, komplexen
und ambivalenten Kontext ständig zu («VUCA», kurz für Volatility, Uncertainty,
Complexity, Ambiguity). In solchen Zeiten müssen die Eigentümer ganz besonders
ihrer Verantwortung nachkommen und zukunftsorientierte Veränderungen
proaktiv fördern. Dies beginnt in der Regel auf der Beiratsebene. Was  familiengeführten beziehungsweise familiengesteuerten mittelständischen Unternehmen bei der Durchführung der manchmal erforderlichen tiefgreifenden Veränderungen oftmals im Wege steht, ist ein mit Freunden und Familienmitgliedern besetzter «Verwaltungsrat der alten Schule». Die Mitglieder wurden als Ausdruck einer Ehrerbietung oder aus einer familiären Verpflichtung
in dieses Amt berufen anstatt aufgrund ihrer Kompetenz, ein Unternehmen sicher in das digitale Zeitalter zu führen. Ein wirklich professionelles Aufsichtsgremium muss ein eingespieltes Team bilden, deshalb ist dessen Zusammensetzung von entscheidender Bedeutung. So haben diverse Studien sogar einen  Zusammenhang zwischen der Diversität in der Teamkonstellation von Verwaltungsräten und einer besonders starken Unternehmens-Performance gezeigt1.

Technik und Digitalisierung verbinden
Für den deutschen Mittelstand und für Familienunternehmen in ganz Europa ist es
unerlässlich, sich auf eine digitale Transformationsreise zu begeben. In der durch Covid-19 ausgelösten neuen Realität ist dies noch wichtiger und dringender geworden.

Dabei gilt es, eine Brücke zu bauen zwischen mittelständischer Tradition aus Ingenieurskunst und Innovationskraft einerseits und dem Digitalisierungspotenzial europäischer Tech-Talente andererseits. In einem ersten Schritt sollten digitale Unternehmer deshalb traditionelle Familienunternehmen und ihre Aufsichtsgremien über die Grundlagen der digitalen Transformation aufklären.
In einem zweiten Schritt sollten «Digital Natives» ganz klar eine neue Generation an Beiratsmitgliedern in europäischen Familienunternehmen verkörpern. Denn nur so kann Europa sein enormes Innovationspotenzial ausschöpfen. Denn eines steht fest: Die Firmen, die sich in einem von sich wandelnden Märkten und Regularien geprägten Europa behaupten, erfüllen die besten Voraussetzungen, auch international erfolgreich zu sein.

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