Neue Lebenswelten für Kundinnen und Kunden entwickeln.

Eine optimale Innenarchitektur, die zu den Gebäuden und Menschen passt, braucht eine Vielzahl an handwerklichen Kenntnissen, Design-Kompetenz und psychologisches Fingerspitzengefühl. Nur dann füllen sich Schlagworte wie High-End-Innenarchitektur mit Leben. Die Kombination der Wünsche von Kundinnen und Kunden und eine professionelle Beratung kommen bei Barbara Martinuzzi inspirierend zusammen. Luxus kann hier gleichzeitig zurückhaltend und ikonisch sein. Vor allem spürt man ihn aber mit all seinen Sinnen.

Seit über 15 Jahren arbeiten Sie mit Immobilien und im Bereich Innenarchitektur. Das Leben in den eigenen vier Wänden hat sich im Laufe der Jahre sicherlich ebenso verändert wie Immobilienpreise und Trends. Wo gab es Ihrer Meinung nach den grössten Wandel?
Meine Kundinnen und Kunden wollen ihre Häuser schöner, bequemer und atmosphärisch überzeugender gestalten. Lifestyle oder das Savoir-vivre sind hier nicht nur Schlagworte. Es geht immer darum, Räume individuell und optimal zu gestalten und auszustatten. Zeitlose Qualität steht im Vordergrund. Das hektische Leben, das einen so oder so umspült, braucht Rahmen
und Ruhepole.

Aber es gibt da ja in Ihrer Branche Trends, beispielsweise in Richtung der leichten und nüchternen skandinavischen Designschule oder, um den anderen Pol zu erwähnen, einen üppigen Landhausstil. Welchen Einfluss haben diese Trends auf Ihre Arbeit?
Ja, es gibt Moden und Trends, die aber weder für meine Kundinnen und Kunden noch für mich die zentrale Rolle spielen. Trends sind oberflächlich und gehen wieder vorbei. Jede Kundin, jeder Kunde hat seine eigene Persönlichkeit und sein eigenes Wohnumfeld. Diese beiden Ankerpunkte gilt es, optimal miteinander zu verbinden. Daher ist jedes Projekt anders, aber nicht beliebig. Dafür stehe ich mit meinem Namen.

Früher hatten wir klare Funktionsräume wie Küche und Bad. Heute überlappen sich die Räumlichkeiten. So ist die Küche heute ein zentraler Kommunikationsraum. Wie sieht das heutige Wohnen aus?
Das Bad ist inzwischen ein privater Spa-Bereich. Sauna und Dampfbad sind in den oberen Preisregionen fast schon eine Selbstverständlichkeit.

Die Corona-Pandemie war und ist zudem ein Treiber für neue Räumlichkeiten, die bisher eher ausserhalb angesiedelt waren. Heute gibt es viele private Kinoräume und Fitnessstudios.

Spielt der vermehrte Einsatz von Technologie, beispielsweise im Rahmen des Smarthome, eine immer grössere Rolle?
Nur, wenn sich das Leben dadurch bequemer und besser gestalten lässt. Das Smarthome darf keine Spielwiese für Tech-Freaks sein. Es zählt nur echter Mehrwert. In Zeiten, in denen immer mehr über nachhaltige Lösungen nachgedacht wird, ist nicht jedes technologische Spielzeug, welches noch mehr Strom und Raum verbraucht, angesagt.

Gibt es Vorbilder für Ihren Werdegang?
Das Wohnen mit Stil und Harmonie habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie hatte immer eine Leidenschaft für Interieur-Themen gehabt. Sie hat sich für schöne Gegenstände und die Umgebung, in denen sie glänzen können, begeistert. Das Haus, in dem ich gross geworden bin, ist 200 Jahre alt. Meine Mutter hat dort ihrer Phantasie freien Lauf gelassen und ich habe Feuer gefangen. Design und Geschmack prägen seit dieser Zeit mein Leben.

Von der Tradition hat mich der griechische und römische Klassizismus sicher am meisten geprägt. Simple Formen und klare Strukturen liegen mir.

Und wie lässt sich die Philosophie Ihrer Handschrift zusammenfassen?
Ich würde meinen Stil als minimalistisches, zeitgenössisches, klassisches Design bezeichnen. Ein zeitgenössischer Dekorationsstil zeichnet sich durch Einfachheit, subtile Raffinesse und die bewusste Verwendung von Texturen und klaren Linien aus. Interieurs betonen den Raum und nicht die Dinge. Klassizismus, in seiner reinsten Form, ist eine ästhetische Haltung, die von Prinzipien abhängt, wie man sie vom antiken Griechenland und Rom her kennt, mit der Betonung auf Form, Einfachheit, Proportion, Klarheit der Struktur, Perfektion und emotionale Zurückhaltung. Das Konzept minimalistischer Architektur besteht darin, alles auf das Wesentliche zu reduzieren.

Was heisst dies übertragen auf ein konkretes Interieur?
Weniger ist mehr – Energie muss fliessen können. Man braucht Raum, um besser leben zu können, aber keine grosse Villa, die man mit möglichst vielen Gegenständen überfrachtet. Im Gegenteil, eine minimalistische Handschrift überzeugt viel mehr. Ausserdem braucht jedes Objekt seinen richtigen Ort. Die Einrichtung in einem Haus muss organisiert wirken.

Wie schafft man bei dieser Reduktion noch Wohnlichkeit?
In meinen Lösungen schaffe ich Atmosphäre und Emotionen durch reichhaltige Texturen und der Faktor Licht spielt eine sehr wichtige Rolle.

Da trifft die skandinavische Denkschule, die auf Zurückhaltung und Funktionalität setzt, auf die italienische Schule, die manchmal verspielt sein will und auch mal ikonische Zeichen setzt.
Ja, es geht in diese Richtung. Auf jeden Fall erkennt man meine Handschrift.

Wie bewegt sich Martinuzzi Interiors im Marktumfeld gegenüber den Mitbewerbern?
Ich will nicht in erster Linie Produkte verkaufen und damit Räume einrichten, sondern zunächst die Situation und die Bedürfnisse verstehen und dann Lösungen anbieten und diskutieren.

Dann sind Sie eher als Psychologin und nicht als Verkäuferin unterwegs?
Das Ziel ist, neue Realitäten für Kundinnen und Kunden zu entwickeln. Es gilt, in einem Kundengespräch zunächst tatsächlich die rohen Wünsche herauszulocken. Diese treffen dann auf unsere professionelle Erfahrung. Das spezielle Gefühl – und nicht nur die Nullachtfünfzehn-Kenntnis, welche Farben zusammenpassen – macht den Unterschied aus.

Diese Arbeit braucht viele unterschiedliche handwerkliche Kenntnisse. Haben Sie da ein Netzwerk für unterschiedliche Expertisen?
Ja, ein solches Netzwerk ist wichtig in der gesamten Wertschöpfungskette, um gleich hohe Qualität bieten zu können. Alles muss perfekt sein.

Wie viele Menschen arbeiten denn bei Martinuzzi Interiors?
Im Interior Design sind wir vier Frauen inklusive mir. Unser Team umfasst zusätzlich eine Buchhalterin und Office Managerin. An unserem Firmensitz entstehen alle Konzepte und Präsentationen. Wir realisieren zunächst ein Vorkonzept. Es geht um das Layout der Möblierung mit den Materialien, dem Lichtkonzept und vielen anderen Dingen. Dort gibt es dann aber auch sehr transparent ein klares Preisschild. Der Budgetrahmen wird immer thematisiert.

Früher waren kleinere Unternehmen sehr hierarchisch aufgestellt. Es gab einen Patron, der von oben nach unten agierte. Heute redet man von flachen Hierarchien. Jetzt stellt sich die Frage: Wie ist Ihr Haus betrieblich organisiert, damit man zu überzeugenden kreativen Lösungen kommen kann?
Ich versuche die Stärken, meiner einzelnen Teammitglieder in den Vordergrund zu stellen und zur Geltung zu bringen. So liegen die Stärken einer Mitarbeitern im Projektmanagement und die einer anderen in der Kundenberatung.

Wie definieren Sie Luxus?
Luxus entsteht nicht aus einer Situation der Opulenz. Luxus ist eher zurückhaltend, er blufft nicht, aber man spürt ihn. Luxus ist ein Gefühl. Es muss auch nicht immer zwingend teuer sein. Luxus harmonisiert mit der Natur, baut sich nicht im Gegensatz zu ihr auf, sondern dockt an. Luxus kann eine Prise Raffinesse gut vertragen. Schlussendlich ist er ein Ergebnis, ein Gesamtbild aus einigen positiven Gefühlen. Man fühlt sich gut.

Wir sollten noch ein konkretes Objekt mit Ihren Lösungen vorstellen. Sprechen wir über das Doppio Gusto.
Das Restaurant Doppio Gusto ist ein Restaurant, bei dem wir die Einrichtung gestaltet haben. Es war früher an einem anderen Ort eine kleinere Pizzeria und ein Investor wollte die Lokalität vergrössern. Das Design greift den Namen Doppio Gusto, sprich zwei Geschmacksrichtungen, auf. Das Restaurant besteht jetzt aus zwei Teilen. Der eine Teil versprüht eine elegante Atmosphäre, dort ist auch ein Weinkeller angeschlossen, in dessen Räumlichkeiten die Gäste auch sitzen können. Der andere Teil strahlt den Charme eines
spritzigen Bistros und einer familiengerechten Pizzeria aus.

Dann reden wir hier von zwei Welten?
Nein. Das Spannende sind hier nicht die Trennlinien, sondern die fliessenden Übergänge.

PREISTRÄGERIN
Nach Auszeichnungen bei den European Property Awards in vergangenen Jahren hat Martinuzzi Interiors für 2021 / 22 mit dem Projekt Uphill Residence wieder einen Preis in der Kategorie «Residential Interior Apartment» gewonnen.

www.martinuzzi.ch