Wir alle kennen hier in der Schweiz das Möbelhaus Pfister. Die F. G. Pfister Holding AG ist jedoch nicht unbedingt ein Begriff. Wenn es, wie im Rahmen dieses Schwerpunkts, um das Thema Nachfolge und Umstrukturierung von Unternehmen geht, sollte sich dies aber ändern. Eine Stiftung, die hinter der Holding steht, kann beispielsweise in längeren Zeithorizonten und anderen Wertekategorien denken und handeln. Wir führten dazu ein Interview mit Rudolf Obrecht, dem Executive Chairman der F. G. Pfister Holding AG.
Wie unterscheidet sich die F. G. Pfister Holding AG von einer klassisch aufgestellten Investorengruppe?
Viele Generationen in der Schweiz haben bei Möbel Pfister eingekauft und es somit
zu einem grossen Unternehmen gemacht. Nun wollen wir mit unseren Investitionen etwas zurückgeben. Durch die F. G. Pfister Beteiligungen AG ist die F. G. Pfister Holding AG als langfristig orientierter Investor tätig. Wir investieren in Unternehmen aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor und streben eine Diversifikation von verschiedenen Branchen
und Segmenten an. Ziel ist, über Beteiligungen den Werkplatz Schweiz nachhaltig zu stärken. Kriterien für Beteiligungen an Schweizer Unternehmen sind unter anderem der Fokus auf Modelle der Kreislaufwirtschaft und der Erhaltung und Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Schweiz.
Gibt es auch Ausschlusskriterien?
Ja, die F. G. Pfister Holding AG investiert grundsätzlich nicht in Unternehmen mit Restrukturierungs- oder Sanierungsbedarf. Zudem kann man zu den gerade gemachten positiven Ausführungen auch die Kehrseite ausbuchstabieren. Die F. G. Pfister Holding AG investiert nicht in Firmen, Services und Produkte, welche eine grosse Belastung für künftige Generationen, für Mensch und Tier und die Umwelt darstellen.
Gibt es klare Rahmenbedingungen bei den Anlagestrategien?
Nebst den ökonomischen Kriterien wie Rendite, Volatilität, Liquidität oder Nachhaltigkeit
spielen bei den Anlagestrategien der F. G. Pfister Holding AG Ökologie, Soziales, Ethik und Unternehmensführung eine wichtige Rolle. Die F. G. Pfister Holding AG orientiert sich bei nachhaltigen Anlagen nach international etablierten ESG-Kriterien. ESG steht für Environment, Social und Governance.
Der Rahmen bildet eine Stiftung. Welche Ziele verfolgt sie?
Die F. G. Pfister Holding AG ist zu 100 Prozent im Besitz der F. G. Pfister Stiftung ist. Alle generierten Erträge der Holding tragen dazu bei, den Stiftungszweck der F. G. Pfister
Stiftung zu erfüllen. Dieser sieht in erster Linie vor, alle Mitarbeitenden, deren Angehörigen
sowie ehemaligen Mitarbeitenden der verkauften Pfister-Unternehmen in Notlagen wie Krankheit, Unfall und Arbeitslosigkeit zu unterstützen. Ein weiteres Ziel ist die Förderung von Innovation zum Nutzen der Schweizer Wirtschaft. Wir fühlen uns der Schweiz verpflichtet. Das ist das oberste Credo unserer Philosophie.
Und hier kommt das Thema Nachfolgeregelungen ins Spiel?
Das hört sich locker an. Das Thema Nachfolgeregelungen ist aber bei Schweizer
KMU-Verantwortlichen eine der grössten Herausforderungen. Gerne wird das Thema verdrängt und auch unterschätzt. Das betrifft sowohl die Zeiträume als auch die
Stolpersteine. Der Beginn eines Unternehmens und das Ende eines Unternehmens sind meist die kritischsten Phasen. Dafür kann es unterschiedliche Gründe haben: eine zu späte Planung, fehlende Nachfolgenden bis hin zu mangelnden Innovationen. Eine Unternehmensbeteiligung kann dann eine gute Voraussetzung von Nachfolgelösungen
sein. Mit unserer Stiftungsstruktur und unserem Stiftungsziel sind wir für KMU-Verantwortliche ein wirklich attraktiver Partner.
Dabei geht es nicht nur um ökonomische Kennzahlen?
Das Thema Nachfolge ist für einen Unternehmer ein sehr persönlicher Vorgang, der mit viel Emotionen verbunden ist. Zudem kann man einen solchen Schritt nicht üben. Man macht es ohne Erfahrung aus der Vergangenheit – ohne Netz und doppelten Boden. Die Verantwortlichen werden sich ihrer unternehmerischen Endlichkeit bewusst. Gleichzeitig möchten alle Beteiligten dem Unternehmen die besten Chancen für die Zukunft geben. Die Unternehmerin oder der Unternehmer gibt sozusagen das Kind in fremde Hände. Das ist oft nicht eine Frage des Geldes. Es geht um das Lebenswerk eines Menschen und um das Verstehen der Werte, die dahinterstehen.
Welche Ziele haben Sie sich hier mittelfristig in den nächsten beiden Jahren
gesetzt?
Wir wollen Unternehmen bei uns integrieren, die unsere Philosophie teilen. Die Investments
werden nur in Unternehmen getätigt, welche mit den Werten der F. G. Pfister Stiftung
vereinbar sind. Da haben wir klare Kriterien. Die erfolgreiche Firmenentwicklung, die Verankerung und Produktion vor Ort sowie der unternehmerische Mut, ambitionierte Ziele zu verfolgen, sind wichtige Faktoren für unsere Beteiligung. Nachhaltigkeit und Ethik sind in diesem Prozess immer unsere Leitplanken. In der Qualität muss es passen. Wir investieren, kaufen, entwickeln und behalten. Bei der F. G. Pfister Holding und bei unseren Beteiligungen denken wir in langen Zeitzyklen. Wir denken in Generationen. Den nötigen Rückhalt dafür haben wir aus der Stiftungsgeschichte. Wenn Investments getätigt werden, wollen wir gleichzeitig aktiven Einfluss auf die Unternehmensleitung und -gestaltung
ausüben und beanspruchen Mitwirkung im Verwaltungsrat.
Können Sie uns am Schluss noch ein Erfolgsbeispiel verraten?
Im September wurde eine Beteiligung von 49 Prozent an der Zesar.ch AG erworben. Das Schweizer Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden am Firmenhauptsitz in Tavannes entwickelt, produziert und verkauft ergonomische Möbel für die Bildungsbranche und die Industrie. Die Zesar.ch AG weist seit zehn Jahren ein kontinuierliches Wachstum aus und hat sich in dieser Periode eine hervorragende Marktposition erarbeitet. Es setzt auf Kreislaufwirtschaft, lokale Produktion sowie Sicherung lokaler und regionaler Arbeitsplätze.
Als F. G. Pfister Holding AG möchten wir Schweizer KMU-Verantwortliche bei der Nachfolgeregelung unterstützen. Die Beteiligung an der Zesar.ch AG war seitens des Inhabers und CEO Roland Zaugg ein vorausschauender strategischer Schritt, um eine langfristige Nachfolgeregelung sicherzustellen. Diese Lösung ist ein Vorzeigebeispiel, wie solche bei KMU früh gelöst werden können.