Der 22-Jährige ist Porsche Middle East Champion 2015/16, belegte 2015 den dritten Gesamtrang im Porsche Carrera Cup Deutschland – mit Siegen auf dem Hockenheim und dem Redbullring – klassierte sich auf dem 3. Platz im Porsche Carrera Cup Deutschland oder erreichte 2014 mehrere Podiumsplatzierungen im Porsche Carrera Cup wie auch im Porsche Supercup, dessen Rookie-Wertung er 2014 auf dem dritten Gesamtrang abschloss. Bevor Jeffrey Schmidt durch die Einladung zur weltweiten Porsche-Junioren-Sichtung, welche er als Drittbester abschloss, 2013 in den Tourenwagensport wechselte, erreichte er in den zwei vorangehenden Jahren in den ADAC Formel Masters mehrere Pole-Positions und Podiums- sowie Spitzenplatzierungen und unternahm auch Formel-3-Tests mit Lotus.

Bereits mit sechs Jahren hat Jeffrey Schmidt auf einem Kart seine Rennfahrerkarriere begonnen. Dem Kartsport ist er heute noch verbunden. In seiner langen Karriere als Kartfahrer hat er als Spitzenpilot an Weltmeisterschaften und Europameisterschaften teilgenommen sowie zahlreiche Podiumsplatzierungen an internationalen und nationalen Rennen, inklusive Schweizer-Meister-Titel, erzielt. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» gibt Jeffrey Schmidt Einblicke in sein schnelles und vielfältiges Leben. Beeindruckend dabei ist, wie ein junger Mann das Schicksal in die eigenen Hände nimmt und seine Ziele pragmatisch mit grossem Einsatz verfolgt.

«Geschäftsführer»: Autorennfahrer wollen viele werden, aber die wenigsten schaffen es – wie Sie –, Spitzenpilot zu werden. Wie wird man denn ein erfolgreicher Rennfahrer?
Jeffrey Schmidt:
Ich weiss nicht, ob es ein allgemeingültiges Rezept gibt, aber sicher braucht man eine gehörige Portion Benzin im Blut und Talent. Bei mir war es so, dass ich schon als kleiner Bub vom Motorsport fasziniert war, da mein Vater ein guter Motocrossfahrer war. Deshalb war es eigentlich folgerichtig, dass ich bereits mit sechs Jahren begann, Kart zu fahren. Der Kartsport ist ein idealer Einstieg in den Automobilrennsport. Dort lernt man auf fast spielerische Weise all das, was ein Rennfahrer braucht. Entscheidend war sicher, dass meine Eltern sowie mein Umfeld mich immer unterstützt und gefördert haben. Dies allein aber garantiert den Erfolg noch lange nicht. Meine Entwicklung erfolgte schrittweise, ich wuchs in jeder Phase dieser Entwicklung und wurde immer besser und auch erfolgreicher, bis ich dann vom Kart in die Formel-Klasse wechseln konnte. Mit 15 Jahren war ich als Kartfahrer Weltklasse, und mein Talent sprach sich herum.

Zeichnet sich so ein typischer Karriereweg in Richtung Formel 1 ab?

Könnte man meinen, aber meine Erfahrung ist, je höher man in den Formel-Klassen steigt, desto unwichtiger wird das Talent, relativ im Verhältnis zu den anderen Einflussgrössen. Stattdessen werden Faktoren wie Geld, Sponsoren, Politik oder Nationalität immer ausschlaggebender.

Gilt dann der Umkehrschluss, dass in der Formel 1 gar nicht die besten und talentiertesten Piloten fahren?
So strikt darf man das sicher nicht formulieren, auch wenn Kollegen, mit denen ich bis vor Kurzem noch auf Augenhöhe gefahren bin, heute in der Formel 1 angekommen sind. Aber man muss sich einfach vergegenwärtigen, dass die grossen Werkteams global auf die grossen Automobilmärkte als Absatzmärkte fokussiert und die privaten Teams von Sponsorgeldern, welche auch von den Fahrern mitgebracht werden, abhängig sind. Ich komme aus der kleinen Schweiz, welche als Absatzmarkt zumindest mengenmässig keine grosse Rolle spielt und die ja auch als Formel-1-Rennstandort nicht existent ist und bringe auch keine Sponsor-Millionen mit, mit denen ich mich in ein Team einkaufen könnte.

Das heisst, die Chance, Sie einmal in der Formel 1 zu sehen, ist gering?
Wahrscheinlich! Ich habe dies relativ früh erkannt und bin deswegen in den Tourenrennsport eingestiegen. Deshalb ist es mein Ziel, so bald als möglich bei der DTM mitzufahren und mich auch bei den Langstreckenrennen zu etablieren.

Aber auch dafür sind doch beträchtliche finanzielle Mittel notwendig?
Rennsport ist per se nicht billig, und ich muss ja auch von irgendetwas
leben, aber die Aufwändungen bei der DTM und im Tourenrennsport generell sind natürlich überschaubarer. Ich habe bereits vor rund fünf Jahren begonnen, meine geschäftlichen Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, und habe meine eigene Firma, die Schmidt Sport & Marketing GmbH, gegründet. Ich manage sowie vermarkte mich selbst und suche auch die Sponsoren. Autorennen zu fahren ist physisch eine äusserst anforderungsreiche Angelegenheit, aber Sponsoren zu finden, das ist Knochenarbeit! Ich wende deshalb einen Grossteil meiner Zeit auf, um mit potenziellen Sponsoren zu reden, organisiere Sponsoring-Events, biete Unternehmen Fahrtrainings für ihre Mitarbeitenden oder Mitarbeiter-Anlässe an den Strecken während der Rennwochenenden an, um meinen Sport zu finanzieren.

Zusätzlich studieren Sie noch Wirtschaftswissenschaften an der Uni Basel – wie bekommen Sie da alle Ihre Aktivitäten unter einen Hut?
Meine Agenda ist in der Tat mehr als randvoll. Ich muss mich sehr gut organisieren und meine Zeit einteilen, da ich viel reise. Dabei nutze ich jede freie Minute, um den Lehrstoff der Universität zu büffeln. Mit dem Wirtschaftsstudium schaffe ich die Basis für meine berufliche Zukunft. Unter dem Strich bin ich überzeugt, dass sich dieser immense Aufwand lohnt, denn irgendwann wird die Zeit kommen, wo ich nicht mehr Rennen fahre, und dann werde ich enorm von all den Fähigkeiten und Erfahrungen profitieren, die ich mir rund um meine Leidenschaft, Autorennen zu fahren, angeeignet habe. Diese Perspektive lasse ich nicht aus den Augen, auch wenn meine erste Priorität im Moment ist, mich als einer der besten Tourenwagen-Fahrer der Welt zu etablieren.

www.jeffreyschmidt.ch