In den letzten 20 Jahren hat die Kommunikation mit Telefonen umfassende Wandlungsprozesse erlebt. Im folgenden Interview skizzieren wir diese nach und fragen dann nach den heute richtigen strategischen Entscheidungen. 

«Geschäftsführer»: Beginnen wir mit einem Vergleich. Wo lagen die zentralen Her­aus­forderungen, wenn Sie vor 20 Jahren eine Telefonanlage in einem KMU installiert haben?
Vor 20 Jahren war die Telefonie innerhalb der Firmen in der Abteilung Technischer Dienst angesiedelt. Die Übertragungsprotokolle in dieser Zeit waren analog oder proprietäre digitale Protokolle einzelner Hersteller. Diese Systeme wurden über einen Lifecycle von ca. acht Jahren finanziert und anschliessend durch ein neues System ersetzt. Die Unterschiede der verschiedenen Anbieter bezogen sich meist auf den Funktionsumfang der Endgeräte.

Und dann kam ISDN?
Ja. Der Wechsel von Analog zu ISDN und anderen digitalen Protokollen stellte damals neue Anforderungen an die Inhouse-Verkabelung. Verbindungen zwischen verschiedenen Kommunikationssystemen waren Punkt-zu-Punkt-Verbindungen über Mietleitungen oder private Kupferkabel. Die Themen, welche so beachtet werden mussten, waren unter anderem Kabelqualität, Querschnitt und Leitungslängen.

Die Telefonsysteme waren Hardware-basierende Gehäuse oder Schränke, welche mit diversen Kabeln auf die Hauptverteilung einer Firma aufzuschalten waren. Die digitalen Protokolle unterstützten ebenfalls neue Funktionalitäten. Die ersten CTI-(Computer-Telefonie-Integration)-Anschaltungen zwischen PC und Telefon kamen auf den Markt. Diese sind in einer ersten Phase meist noch mit einer direkten Kabelverbindung zwischen Telefon und PC realisiert worden.

So starteten die ersten Client-Software-Installationen auf PC-Seite, welche die interne Informatik vor grosse Herausforderungen stellte.

Vor etwa 15 Jahren begann man auf VoIP zu wechseln. Gab es aber noch Kinderkrankheiten, die einigen noch heute in den Knochen stecken? Woran lag dies, und warum sind diese Zeiten heute vorbei?
Das Ethernet/IP-Protokoll war nicht für Sprachübertragung entwickelt worden. Die IP-Netze von vor zehn Jahren waren rein für Datenübertragung ausgelegt, fehlende Priorisierungsmechanismen (QoS) und limitierte Bandbreiten erschwerten die Adaption der Sprach- und Realtime-Übertragung. In der Anfangszeit wurden diese fehlenden Voraussetzungen der Netzwerkkomponenten durch Hilfskonstruktionen, zum Beispiel durch Komprimierung der Sprachübertragung (Compression), überbrückt. Dies war ein grosser Fehler, da die Qualität der IP-Sprachübertragung nicht mit der vorgängigen analogen oder digitalen Übertragung zu vergleichen war.

Diese Probleme sind heute nicht mehr existent. Moderne IP-Netzwerke sind bezüglich Bandbreite, Netzdesign, Redundanzen und Priorisierungsmechanismen heute in der Lage, Realtime-Sprach- und Videoübertragungen optimal routen zu können. Zusätzlich haben die Hersteller von «Unified Communication und Colaboration (UCC)»-Systemen ihre Komponenten bestens an die IP-Netzwerke angepasst.

Heute spricht man nicht mehr von Tele­fonen oder Telefonanalagen, sondern von einer IT-Infrastruktur. Ist das Kommunikations- und Informationstechnologie aus einer Hand?
Kommunikation ist heute ein IT-Service und keine dedizierte Anlage mehr. Wurde früher viel Hardware geliefert, kann ein modernes UCC-System heute komplett virtualisiert werden. Das UCC-System wird über offene Schnittstellen an die Business-Applikationen der Kunden adaptiert und muss sich an die unterschiedlichsten Topologien flexibel anpassen können.

Aber es gibt dabei weiter viele unterschiedliche Anwendungen. Es geht darum, Aussenstellen zu integrieren, für Sicherheit zu sorgen, die Einbindung von Netzwerk und Web gewährleisten … Sicher habe ich einiges übersehen. Da braucht es ja ein strategisches Vorgehen, ohne im Chaos zu landen. Wie gehen Sie solche Projekte in kleinen Unternehmen an?
Als Erstes müssen Strategie, Ziele, Prozesse und Anforderungen des Kunden verstanden werden. Aus diesen definiert sich dann ein Lösungsdesign. Gerade kleine Unternehmungen stehen oft vor dem Problem, dass die bestehende Infra­struktur nicht für die stetig steigenden Anforderungen verschiedenster Services an die Netzwerk- und Security-Infrastruktur ausgelegt ist. Deshalb ist es das Wichtigste, sich zuerst ein Gesamtbild über alle Services zu machen.

2017 sollen die Analog- und ISDN-Lösungen abgeschaltet werden. Sind einige Ihrer Kunden schon im Stress?
Strategische und ruhige Beratung steht hier ganz oben auf der Agenda. Stress hilft hier nicht weiter und ist auch definitiv nicht nötig. Mit unseren Lösungsansätzen können wir jeden Kunden mit individuellen Lösungen auf diesen Schritt vorbereiten. Ein Austausch der bestehenden Infra­struktur, um Carrier-seitig «All IP»-ready zu werden, ist nicht nötig. Die meisten Systeme sind heute bereits mit VoIP ausgestattet, und somit ist die Carrier-seitige «All IP»-Anschaltung ein kleiner Schritt. Auf TDM (Time Division Multiplexing) basierende Systeme, welche vielleicht aufgrund von Sicherheitsansprüchen des Kunden nicht auf VoIP migriert werden sollen, können mit IP / TDM Gateways ausgestattet werden.

Wichtig ist hierbei, für jeden Kunden individuell die richtige zukünftige Topologie anhand seiner Anforderungen designen zu können. Dies wird gerade für Unternehmen, die auf mehrere Standorte verteilt sind, viel komplexer, als es zuvor bei ISDN war.

Kommen wir zu den Kosten. Oft hat man diese auch in der IT nicht im Griff. Wie komme ich zu fixen Kosten, die ich bis auf jeden einzelnen Arbeitsplatz herunterrechnen kann?
Eine Kommunikations- oder UCC-Lösung ist heute eine IT-Applikation. Das bedeutet, dass das System nicht mehr nach einer gewissen Laufzeit durch ein anderes ersetzt, sondern regelmässig im Software Lifecycle nachgeführt wird. Mit jedem neuen Release kommen neue Möglichkeiten und Funktionalitäten hinzu.

Über Service Fees und Wartungsverträge können Kunden diese Lifecycle- Migrationen transparent gestalten und haben somit Planungssicherheit bei den Kosten. Ebenfalls bieten wir die Möglichkeit an, eine Anlage als Service, abgerechnet basierend auf einem Port-Preis, zu erwerben.

Heutige Lösungen sollten mit dem Unternehmen wachsen können, sprich skalierbar sein und klare Module umfassen. Wie ist Ihr Haus hier aufgestellt?
Hier haben sich die Telefonie-Anwendungen stark verändert. Ausbau- und Migrationspfade sind weitaus flexibler, als sie es früher waren. Zudem unterstützen flexible Finanzierungsmodelle und portbasierte Verrechnungsmodelle diesen Trend und die Ansprüche des Kunden. Es ist auch in der Telefonie «wolkig» geworden. «Wir gehen in die Cloud», lautet dazu der Schlüsselsatz.

Durch den weiten Fokus bei swisspro sind wir in der Lage, den Kunden vollumfänglich zu beraten und zu bedienen. Mit «vollumfänglich» meinen wir ein Beratungs-, Lösungs- und Produkteportfolio, welches in der Elektroinstallation anfängt, den Bogen über Gesundheits- und Hotellösungen spannt und in der IT-Integration mit eigenen Datacenter endet.

Heute verkauft man kein Produkt mehr von der Stange, sondern es braucht Beratung, Service, Wartung und damit professionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie sieht das bei Ihnen konkret aus?
Je nach Anforderung und Topologie des Kunden definieren wir ein massgeschneidertes Lösungsdesign und adaptieren mit unserem Engineering-Team zusätzlich individuelle Lösungen. Wir legen als Firma einen grossen Fokus auf das fundierte & ganzheitliche Know-how unserer Mitarbeiter. Dank dem breiten Portfolio der swisspro Gruppe kennen wir die Schnittstellen zu den involvierten Umsysteme und können so dem Kunden einen umfangreichen Service anbieten. Unser modular aufgebautes Service- und Wartungsportfolio ermöglicht es den Kunden, ihre Leistungen individuell nach seinen Bedürfnissen zusammenzustellen.

Weitere Informationen: www.swisspro.ch