Die Schmohl AG vertreibt die exklusivsten Fahrzeuge der Welt

Seit bald 100 Jahren gehört die Schmohl AG in Zürich zu den Adressen für Luxusfahrzeuge der Marken Bentley, Bugatti, Rolls-Royce und McLaren. Starke Motoren, edelste Materialien und exklusive Raritäten gehören hier zum Alltag. Doch wie sieht die Zukunft aus? Roderick Pike, Managing Director der Schmohl AG, im Interview über Elektrifizierung, Carsharing, nachhaltigen Luxus und die schönen Dinge des Lebens.

Interviewpartner: Roderick Pike

PRESTIGE Business: Herr Pike, Sie haben am 1. Mai 2022 die operative Führung der Schmohl AG übernommen. Welche Zukunftsstrategie verfolgen Sie?
Roderick Pike: Die Strategie der Schmohl AG ist eng mit den Plänen unserer Hersteller verbunden. Diese geben vor, welche Modelle und Antriebskonzepte wir in Zukunft verkaufen werden. Wir haben das Glück, dass wir mit Bentley, Bugatti, McLaren und Rolls-Royce sehr starke Partner an unserer Seite haben. Betrachtet man die Schmohl AG isoliert als Garagenbetrieb, so ist es meine Aufgabe, den Betrieb auf die künftigen Veränderungen vorzubereiten. Es bedarf grosser Investitionen in die Infrastruktur und das Personal muss entsprechend geschult und vorbereitet werden. Der Wandel in der Branche hat an Fahrt aufgenommen und es wichtig, dass man als Unternehmen den Anschluss nicht verpasst. Die Schmohl AG feiert im nächsten Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Wir wollen auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber sein und weiterhin zu den bedeutendsten Händlern in Europa gehören.
Die Schmohl AG zählt zu den ältesten Autogaragen im Raum Zürich. Sie vertreten die exklusivsten Automarken der Welt und stehen für Luxus und PS-Stärken – Attribute, die für viele nicht unbedingt zukunftsfähig und nachhaltig sind …
Luxusgüter sind aktuell gefragter denn je und die PS-Zahlen
werden mit der Elektrifizierung nur noch weiter steigen. Ich bin überzeugt, dass Qualitätsprodukte immer eine Zukunft haben und aufgrund der Langlebigkeit auch nachhaltiger sind.
Aber die dröhnenden Motoren und dieser unverkennbare Sound – das gehört doch einfach zu diesen exklusiven Luxus-Automarken. Verlieren diese Marken nicht ein wenig ihre Seele durch die Elektrifizierung?
Das Loslassen vom Verbrennungsmotor fällt heute vielen noch
schwer. Aber die neuen Technologien haben durchaus grosse Vorteile: volles Drehmoment aus dem Stand, eine verbesserte Fahrdynamik aufgrund der präzisen Kraftverteilung auf die Räder. Auch die futuristische Geräuschkulisse der E-Motoren hat ihren Reiz. Der Begriff «Emotionen» muss einfach neu definiert werden. Und die Bereitschaft, diese neuen Technologien anzunehmen, sehe ich auch bei unserer Kundschaft.
Für viele ist die Mobilität der Zukunft elektrisch und nachhaltig. Wie nachhaltig sind Bugatti, McLaren, Rolls-Royce und Bentley?
In Sachen Elektromobilität sind unsere Marken weiter, als man
vielleicht denkt. Rolls-Royce wird im nächsten Jahr mit dem Spectre sein erstes rein elektrisches Modell auf den Markt bringen und danach werden nur noch vollelektrische Modelle folgen. Auch wenn der eine oder andere den Verbrennungsmotor vermissen wird, so sind Rolls-Royce und die Elektrifizierung ein perfekter Match. Ein Rolls-Royce schwebt förmlich über den Asphalt und durch einen Elektroantrieb ohne Zugkraftunterbrechung wird dieses Gefühl des Gleitens nur noch besser. Auch bei Bentley wird die Elektrifizierung Einzug halten. Bentley gehört zum Volkswagen-Konzern, einem Unternehmen, das sich voll und ganz der nachhaltigen, rein elektrischen Zukunft verschrieben hat.
Und wie sieht es bei Bugatti und McLaren aus?
Bugatti wurde im letzten Jahr von Rimac übernommen. Ri
mac ist bekannt für seine Pionierarbeit bei elektrischen Supersportwagen und ich bin mir sicher, dass Bugatti künftig von der Entwicklung neuster Technologien aus dem Hause Rimac profitieren wird – vielleicht nicht gleich vollelektrisch, aber möglicherweise in einer hybriden Form. McLaren gehört zu den Technologieführern der Automobilbranche. McLaren ist der Hauptlieferant für zahlreiche Komponenten, die in der Formel E zum Einsatz kommen, dementsprechend ist auch bei McLaren sehr viel Know-how vorhanden.
Wie denken Sie über das geplante Verbrennerverbot der EU ab 2035?
Ich blicke positiv in die Zukunft. Ich finde die aktuellen Ent
wicklungen in der Automobilbranche sehr spannend und bin auch persönlich überzeugt, dass es diesen Wandel braucht. Natürlich dauert es noch ein paar Jahre, bis es so weit ist, aber wenn ich sehe, wie sich unsere Hersteller für den künftigen Mobilitätswandel aufstellen, bin ich sehr zuversichtlich.
Luxusmodelle gelten auch gern als Statussymbole. Man hört jedoch immer wieder, dass das Auto in Zukunft nicht mehr Statussymbol, sondern nur noch Mittel zum Zweck sein wird. Was halten Sie von dieser Aussage?
Fahrzeuge, um von A nach B zu gelangen, werden in Zukunft
immer austauschbarer. Wir verkaufen aber nicht Mobilität, sondern individuellen Luxus. Unsere Kundschaft braucht niemandem mehr etwas zu beweisen. Es geht vielmehr darum, sich selbst etwas zu gönnen, um die schönen Dinge des Lebens zu geniessen.
Spricht man über nachhaltige Mobilität, spielen auch Abo-Modelle und Carsharing eine Rolle. Werden sich Kunden künftig einen Rolls-Royce teilen?
In gewissen Segmenten und zu bestimmten Zwecken macht ein
Abo-Modell oder Carsharing absolut Sinn. Aktuell kann ich mir aber nicht vorstellen, dass wir unsere Modelle im Sharing anbieten werden. Vielleicht wäre es im Bereich der Sportwagen eine Option, wenn man sich ein Modell für ein Wochenende ausleihen möchte. In unserer Preisklasse ist das aber weniger ein Thema.
Zahlreiche Hersteller bauen um ihre Marke ein ganzes Ökosysteme auf, das die Kunden dementsprechend bedienen soll. Wie sieht das bei Ihren Marken aus?
Unsere Marken gehören zu Grosskonzernen, welche solche
Ökosysteme bereits bei ihren anderen Marken einsetzen. Diese Technologien müssen sich erst langfristig durchsetzen und einen echten Mehrwert für den Kunden bieten, bevor sie bei unseren Marken zum Einsatz kommen. Bei diesen Ökosystemen steckt oft nur viel Marketing dahinter.
Für die Mobilität der Zukunft spielt das autonome Fahren eine wichtige Rolle. Aber bestimmte Modelle fährt man doch immer noch lieber selbst, oder?
Ich freue mich schon sehr auf die Zukunft mit
selbstfahrenden Autos. Ich kann mir kaum etwas Schöneres vorstellen, als nach einem schönen Abendessen von einem Rolls-Royce autonom nach Hause gefahren zu werden. Aber man muss auch realistisch sein: Bis es so weit ist, dass man komplett autonom unterwegs sein kann, ist es noch ein weiter Weg. Ich habe auch keine Angst, dass wir uns in Zukunft nicht mehr selbst hinter das Steuer setzen werden – vielleicht nur nicht mehr im öffentlichen Verkehr. Mit McLaren sind wir bereits seit vielen Jahren sehr aktiv im Bereich Motorsport und betreuen Kunden bei Track-Days und anderen Fahrveranstaltungen auf den Rennstrecken Europas. Dieser Bereich wird für uns in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen.
Zahlreiche Hersteller leiden aktuell unter dem Chipmangel und Lieferverzögerungen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Bei uns sind zum Glück alle Modelle und Optionen lieferbar,
die Verzögerungen halten sich sehr in Grenzen.
Wie wichtig ist der Schweizer Markt für Bugatti, Bentley, Rolls-Royce und McLaren?
Innerhalb Europas ist die Schweiz schon ein sehr wichtiger Markt
für unsere Hersteller – und dies, obwohl unser Segment weniger als ein Prozent des Schweizer Automobilmarkts ausmacht. Die Wohlstandsdichte und die soziale Akzeptanz für solche Fahrzeuge sind in unserem Land nach wie vor sehr hoch.
Welche Luxusmarke steht in Zukunft für welche Werte?
Rolls-Royce hat sich klar der Elektrifizierung verschrieben und
bleibt sich auch mit den technischen Neuerungen beim Antrieb treu. Jeder Rolls-Royce ist ein Unikat, welches in aufwendiger Handarbeit mit besten Materialien nach Kundenwunsch gefertigt wird. Wohin die Reise bei Bugatti geht, wissen wir noch nicht. Bugatti bleibt auch in Zukunft die exklusivste Automarke der Welt, technologisch wird sich so schnell nichts ändern. Durch die Übernahme durch Rimac könnten aber durchaus interessante neue Ideen entstehen. Bei Bentley mit seiner breiten Modellpalette ist die Richtung ebenfalls klar. Bentley hat wie Rolls-Royce eine lange Tradition, wenn es um individuelle Fahrzeuge und Exklusivität geht – diese Werte wird man auch in Zukunft hochhalten. Technisch ist bei Bentley die Hybridisierung bereits weit fortgeschritten, vollelektrische Modelle folgen in den kommenden Jahren. McLarens Wurzeln liegen in der Formel 1 und im Rennsport und das merkt man auch bei der Entwicklung eines jeden neuen Modells. McLaren wird weiterhin puristische Sportwagen auf höchstem Niveau entwickeln, die aber auch dem künftigen Mobilitätswandel Rechnung tragen werden. Das beste Beispiel dafür ist der McLaren Artura, ein Hybrid-Sportwagen, der Ende dieses Jahres auf den Markt kommen wird.
Und wie sieht es mit einem vollelektrischen Supersportwagen von McLaren aus? Tut sich da vielleicht etwas am Hauptsitz von McLaren im britischen Woking?
McLaren wird bei der Technologie keine Kompromisse ein
gehen. Die aktuellen Akkus sind leider noch nicht in der Lage, den Ansprüchen eines Supersportwagen in Bezug auf Leistung und Gewicht gerecht zu werden. Es gibt aber spannende neue Entwicklungen bei der Feststoff-Batterie, welche sicher auch von McLaren beobachtet werden. Bei diesen Fahrzeugen geht es darum, die richtige Technologie zum richtigen Zeitpunkt anzuwenden.