Auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona präsentierte Lenovo im März eine Neuheit, die einen Paradigmenwechsel in der Branche einläutet: reparierbare Laptops. Lenovo erarbeitete das Konzept mit dem spezialisierten US-Unternehmen iFixit. Wir hatten die Gelegenheit, mit Christoph Blindenbacher am US-Hauptsitz in Morrisville im Bundesstaat North Carolina über diese Neuheit zu sprechen.

PRESTIGE BUSINESS: Herr Blindenbacher, warum muss man einen Laptop überhaupt reparieren können?
Christoph Blindenbacher: Um den CO2-Fussabdruck zu reduzieren, muss man Geräte viel länger benutzen können. Dazu müssen sie reparier- und vor allem aufrüstbar sein. Unsere Hauptkunden – Firmen – wollen ihre ThinkPads nicht nach drei Jahren wegwerfen. Das ist ein Kostenfaktor. Die ThinkPads kann jetzt jeder Laie selber mit zusätzlichen RAM aufrüsten, den Storage-Speicher tauschen oder von 4G auf 5G nachrüsten. Und natürlich den Akku wechseln. Ein simpler Kreuzschraubenzieher genügt. Einzigartig ist: Das Keyboard lässt sich ersetzen. Das ist wichtig, wenn ein Gerät an einen neuen Mitarbeiter weitergegeben wird. Ein Keyboard hat schnell Gebrauchsspuren – einfach austauschen und der Computer ist wie neu.

Warum macht Lenovo das?
Wegen der Nachhaltigkeit – unserer eigenen und der unserer Kunden. Die nachlassende
Leistung des Akkus ist der meistgenannte Grund, warum diese ein neues Gerät anschaffen müssen. Nach drei Jahren bringt er nicht mehr die volle Leistung – nicht weil wir einen schlechten Akku verbauen, sondern weil die Laptops ständig am Strom angeschlossen sind. Die Batterie sollte regelmässig unter 20Prozent fallen, dann hätte sie eine viel längere Lebensdauer.

Eine Firma muss Geld verdienen. Wie rentieren sich reparable Devices?
Jede Firma möchte, ja muss mittlerweile in Richtung CO2-Neutralität gehen. Wir helfen unseren Kunden, indem wir ihnen statt schöner Worte etwas Konkretes, Vorzeigbares in die Hand geben. Dass wir es ernst meinen, zeigt der Umstand, dass wir die Reparierbarkeit nicht in einem Nischenprodukt, sondern in unseren meistverkauften Serien implementiert haben.

Ist Nachhaltigkeit ein entscheidendes Verkaufsargument?
Wir sind die Nummer eins im Markt, wir wollen die Kundenbedürfnisse erfüllen. Früher gewann das dünnste, leichteste Gerät zum besten Preis eine Ausschreibung. Heute wird Nachhaltigkeit sehr stark gewichtet. Wer da nicht punktet, wird in Zukunft schlicht keine lukrativen Geschäfte mehr abschliessen können.

Welchen Einfluss hat das neue EU-Gesetz über das Recht auf Reparatur?
Es diktiert den Trend für alle Unternehmen, die in Europa Geschäfte machen wollen. Wir agieren vorausschauend, nicht erst, wenn neue Gesetze kommen.

Gibt es Punkte, die heikel sind, wenn jeder an seinem Laptop herumschrauben darf?
Lithium-Batterien können Feuer fangen, wenn sie verletzt werden. Darum haben wir sie mit einer Metallplatte und einem Plastikmantel geschützt. Wir haben zusammen mit iFixit jedes Detail und jede Eventualität genau durchdacht. Jetzt ist es narrensicher, denn würde ein Gerät Feuer fangen, wäre Lenovo haftbar.

Gingen Sie darum vor zwei Jahren eine strategische Partnerschaft mit iFixit ein?
Wir wollten eine externe Expertise. Cracks, die uns aufzeigen, welche Bedürfnisse ein Laie hat. Gemeinsam entwickelten wir einen Repair Guide und Anleitungsvideos, die man auf YouTube anschauen kann.

iFixit bewertet die Reparierbarkeit von elektronischen Geräten. Sie stehen gut da.
Die Lenovo-L-Serie erreicht zehn von zehn möglichen Punkten, die T-Serie neun von zehn. Lenovo ist der erste Hersteller, der seine Geräte von einem unabhängigen Unternehmen testen liess. Wir wollen einen neuen Standard setzen und hoffen, dass die ganze Branche mitzieht. Sonst müssen wir alle aufhören, von Nachhaltigkeit zu reden.

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