Der weltweit führende Futurologe Magnus Lindqvist (Foto: Markus Senn).

Was zeichnet einen guten Leader in Zukunft aus? Was erwartet die Generation Z von ihren Führungskräften? Wie können wir vom Transhumanismus zu einer selbstorganisierten Kultur finden, die auf alle relevanten Dimensionen – Mensch, Umwelt, Ökologie – einzahlt? Antworten auf brennende Fragen lieferte das Swiss Leadership Forum, welches am 21. November 2019 Führungskräfte quer durch alle Branchen bewegte und wachrüttelte.

450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Executives, Geschäftsführer und Kaderleute, warfen zusammen mit den Impulsgebern und Keynote-Referentinnen einen Blick in die digitale Zukunft, die es zu gestalten gilt. Denn «wenn wir nicht gestalten, werden wir gestaltet und müssen diverse Szenarien, wie sie sich anzubahnen scheinen, hinnehmen», so Gastgeber, Initiator und Geschäftsführer des Swiss Leadership Forums, Stephan Isenschmid.

Als freiwillige Mitglieder der weltweiten Datengesellschaft geniessen wir einerseits einen hohen Komfort, geben aber auch die Kontrolle aus der Hand. Davon rät Prof. Dr. Dirk Helbing, Professor für Computational Social Science an der ETH Zürich, dringend ab. Er plädierte in seiner Eröffnungs-Keynote für eine Neugestaltung der Gesellschaft und «digitales Empowerment»: «Mittels IoT in Verbindung mit Blockchain könnte man ein multidimensionales Echtzeit-Feedback realisieren, das Firmen und Menschen entsprechend den (umweltverträglichen) Zielsetzungen fördert. Daraus entsteht eine Kreislaufwirtschaft und eine Sharing Economy, welche kombinatorische Innovation zulässt, kollektive Intelligenz, welche die Demokratie stärkt und multidimensionales Echtzeit-Feedback, das die Natur rettet. Denn wir sind nicht zukunftsfähig wenn wir keine nachhaltige Wirtschaft betreiben.»

Wie uns unser Gedächtnis «betrügt»
Die Rechtspsychologin und Expertin für künstliche Intelligenz, Dr. Julia Shaw, demonstrierte eindrücklich, wie Erinnerungen manipuliert werden können. Selbst an Dinge, die nie stattgefunden haben, können wir uns erinnern. Schuld daran ist unser «False Memory»: «Erinnerungen sind eine persönliche Simulation. Deshalb empfehle ich, wichtige Dinge immer aufzuschreiben oder aufzuzeichnen, stets davon ausgehend, dass sie vergessen werden», so die Autorin von «Trügerisches Gedächtnis». Mit «digitaler Amnesie» habe das nichts zu tun. Zwar müssen wir heute nicht mehr so viele Dinge memorisieren, jedoch müssen wir vernetzter denken – auch eine grosse Gedächtnisleistung.

«Innovation passiert, wenn Ideen Sex haben»
Wie werden Leben, Gesellschaft und Wirtschaft in Zukunft aussehen? Und wie können wir uns darauf vorbereiten? Der führende Futurologe und «intellektuelle Akkupunkteur» Magnus Lindkvist empfiehlt in seinen 7 Zukunftsthesen nicht zu kopieren, sondern zu experimentieren, sich nicht auf seinem Erfolg auszuruhen, sondern Sinn zu suchen, eine «offene Beziehung» mit Regeln zu führen, Diversity im Unternehmen zu pflegen, nach kreativer Friktion zu suchen und nicht zu kapitulieren, wenn die ersten Versuche scheitern: «Selbst Unternehmen wie Nestlé, Twitter und Roomba mussten zu Beginn Fehlschläge hinnehmen.»

Weitere Highlights des Swiss Leadership Forum 2019
Der Jugendforscher Simon Schnetzer fand heraus, was junge Talente von ihrer Arbeit erwarten: Sinn, Spass und Sicherheit. Charlotte de Brabandt, 30 Under 30 Megawatt Supply Chain Star, teilte Insights, was einen guten Leader ausmacht: Ausgezeichnete Kommunikations- und Influence-Fähigkeiten, Soft Skills und Emotionale Intelligenz, Neugierde, Intuition, Change Management sowie ein agiler und kollaborativer Führungsstil. Für eine neue Führung weg von «Command and Control», hin zum authentischen, inspirierenden Leader mit Selbst-, Sozial- und Umsetzungskompetenz ermutigt der Autor von «Ein starkes WIR beginnt bei DIR», Jürgen Balhuber. Und dass die Vergangenheit noch nie eine so geringe Erfolgsbedeutung hatte wie heute, jedoch die oder der CEO einen enormen Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben, konnte der strategisch-empirische Forscher Dr. Andreas Bausch von der Justus-Liebig-Universität Giessen belegen.

In den Konferenzpausen sowie beim abschliessenden Stehdinner genossen die Teilnehmer den anregenden Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten, diskutierten die neuen Denkanstösse und liessen sich auf tiefgründige Gespräche ein. Die Partnerzone bot Gelegenheit für die Netzwerkpflege und inspirierte Diskussionen. Einige mutige Teilnehmer hoben sogar ab und flogen mit dem Flugsimulator «Birdly», einer Kombination aus virtueller Realität, Robotik und Simulationstechnologie des Winterthurer Start-ups Windwerk, über die Dächer von Zürich.

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