Daniel Bachofner ist Country Manager Schweiz bei NetApp. Bei der IT stehen neue strategische Ansätze auf der Agenda.

2022 wird das Jahr der Digitalisierung. Obwohl aktuell von der Pandemie getrieben, erkennen Unternehmen zunehmend den Nutzen für Umwelt, Mitarbeiter, Kunden und den Geschäftserfolg und treiben diese aus eigener Motivation voran. 

COVID-19 ist ein wahrer Beschleuniger in Sachen digitaler Innovation. Zunehmend erkennen auch die Chefetagen den Nutzen für den Kunden und Mitarbeiter, und damit das Unternehmen, und priorisieren die Digitalisierung. Davon profitiert auch die Umwelt, denn die Digitalinvestitionen zum Zwecken der Nachhaltigkeit steigen stetig. Diese Entwicklung wird sich im kommenden Jahr fortsetzen. Zumal sich aktuelle Probleme wie Lieferkettenverzögerungen zumindest im Infrastrukturbereich mittels Digitalisierung minimieren lassen – Dienste aus der Cloud können hier ein vollwertiger Ersatz sein. Eine stärkere Digitalisierung verlangt allerdings Rechtssicherheit. 2022 werden deshalb eine offene, innovationsfördernde und vertrauenswürdige Datenwirtschaft und End-to-End ein grosses Thema sein. Sicherheit ist mit Beginn der Pandemie ein präsentes Thema geworden, bietet die Digitalisierung doch eine wachsende Angriffsfläche für Cyberkriminalität. Neben dem Schutz vor dieser wird die Minimierung der Folgen eines Angriffes wichtig. Hierbei werden auf künstliche Intelligenz basierende Mechanismen in Kombination mit stringenten Zero-Trust-Prinzipien und einer starken Data-Protection-Strategie an Bedeutung gewinnen.

Digitalisierung dominiert als Strategietrend
In Zeiten der Corona-Pandemie wird die IT für viele Branchen zum «Lebensretter». Der notwendige Aufbau digitaler Arbeitsmodelle und der zugrunde liegenden Prozesse geschieht schnell und wirkungsvoll. Es zeigt sich: Digitalisierung und Geschäftserfolg sind in der modernen Welt unmittelbar verbunden. Diese Entwicklung wird sich 2022 weiter beschleunigen.

Schon vor COVID-19 erkannten viele Unternehmen, dass Kunden und Nutzer positiv auf digitale Innovation reagieren. Sie möchten ihr Fahrzeug nicht für einfache Serviceleistungen in die Werkstatt bringen. Oder zur Kontoeröffnung einen Aktenberg zusammentragen. Dass es anders und besser geht, befeuert die schnell wachsende Priorisierung der Digitalisierung in den Chefetagen.

Im B2B-Umfeld entstehen nun ähnliche Erfolgsgeschichten. Die Cloud in Verbindung mit digitalen Zwillingen, Abbildern von Prozessen, Lösungen, Produkten oder Entscheidungen ermöglichen Analysen, die beispielsweise eine massgeschneiderte Kundenansprache mit Feedback-Mechanismen gestatten. Darüber hinaus legen sie den Grundstein für moderne Arbeitsformen und verkürzen Time-to-Market-Zyklen massiv. COVID-19 ist in diesem Sinne ein echter, nie zuvor dagewesener Beschleuniger in Sachen digitaler Innovation.

Neue Ansätze in der Cyber Security
Dass die Anzahl von Cyberangriffen, vor allem Ransomware, seit Beginn der Pandemie stark zunimmt, ist laut Sicherheitsexperten unbestritten. In Folge steigen die Ausgaben für IT-Sicherheit in vielen Unternehmen deutlich – Statista geht von 786 Millionen Schweizer Franken in diesem Jahr aus, was eine Steigung um 48 Prozent zum Vorjahr bedeutet1.

Bei den IT- und C-Level-Verantwortlichen gleichermassen muss Realismus Einzug halten: Viele in der IT-Sicherheit etablierten Prozesse und Protokolle eignen sich nur bedingt zur Abwehr von Ransomware – ganz einfach, weil sich unmöglich alle Angriffswege absichern lassen. Vor allem, wenn Kriminelle sich Methoden des Social Eningeerings bedienen.

Die Antwort liegt in KI-basierten Mechanismen in Kombination mit stringenten Zero-Trust-Prinzipien und einer starken Data-Protection-Strategie. Damit lassen sich Angriffe feinmaschig erkennen, stoppen und praktisch in Echtzeit zurücksetzen. Das neue Paradigma: Die Folgen solcher Angriffe hinfällig machen, vor allem die finanziellen Folgen. In der Praxis erkennen Suchroutinen auf Basis künstlicher Intelligenz die Manipulation von Daten in Echtzeit und ermöglichen es, verdächtige Nutzer zu blockieren. Der gefährliche Dateneingriff wird unmittelbar gestoppt und zeitgleich eine Datensicherung ausgelöst. Auf diesen sauberen Datenstand kann dann zurückgesetzt werden. Der Aufwand ist minimal und steht im Gegensatz zu möglichen Lösegeldforderungen und Aufwendungen für beispielsweise Versicherungsprämien, ganz zu schweigen von einem möglichen Imageschaden und Reputationsverlust.

Nachhaltigkeit steht hoch im Kurs
In Zeiten der Weltklimakonferenz, dem Investitionspaket der Biden-Regierung in den USA oder der grünen Regierungsbeteiligung in Deutschland landen vermehrt Umweltthemen in den Schlagzeilen. Damit rücken sie auch stärker in den Fokus der Privatwirtschaft. Natürlich spielt zunehmende Regulierung in Sachen Kohlendioxidemissionen eine wichtige Rolle. Bereits heute verbrauchen Rechenzentren zwei Prozent der weltweiten Energie. Durch das wachsende Datenvolumen könnten es bis 2030 schon acht Prozent sein. Dabei zeigen Studien, dass 68 Prozent dieser Daten nie wieder benötigt werden2. Dennoch verbrauchen sie Speicherplatz und treiben dadurch den CO2-Ausstoss in die Höhe. Um in der Klimakrise entgegenzusteuern, müssen sich auch Rechenzentren wandeln – optimalerweise noch bevor Gesetzgeber Unternehmen dazu zwingen.

Die Unternehmen reagieren mit unterschiedlichen Massnahmen. Es werden entsprechende Teams berufen, das eigene Verhalten analysiert, und strategische Entscheidungen anhand ihrer ökonomischen Auswirkungen festgemacht. Diese Tendenzen sind in der Breite erkennbar, auch bei unseren Kunden. Nachhaltigkeit ist 2022 also kein reines Lippenbekenntnis mehr.

Zahlen von IDC zu steigenden Digitalinvestitionen zu Zwecken der Nachhaltigkeit unterstreichen dies3. Zukünftig sind Partnerschaften zwischen Service Provider, Energieerzeuger und der öffentlichen Hand denkbar. Investitionen in Rechenzentrumsstandorte könnten an den Aufbau nachhaltiger Stromquellen gebunden werden. Auf kleinerer Ebene, aber ebenso bedeutend, findet ein Umdenken in Personalabteilungen statt: Arbeitskräfte können theoretisch jederzeit von jedem Ort der Welt arbeiten. Personalakquise wird ortsunabhängig. Zusätzlich sparen die Firmen Ausgaben für Leerstand, Geschäftsreisen oder den regelmässigen Arbeitsweg.

Ein End-to-End-Regime
Stärkere Digitalisierung verlangt Rechtssicherheit, vor allem im internationalen System, in dem verschiedene Wirtschaftsmächte interagieren. Die Debatte über diese Rechtssicherheit nahm mit Einführung der DSGVO Fahrt auf. Sie betrifft vor allem den Austausch von Daten über Ländergrenzen hinweg. Nach dem Schutz personenbezogener Daten fällt das Augenmerk nun auf die zugrunde liegende Infrastruktur und die damit verbundenen Prozesse.

Das kürzlich vorgeschlagene Data-Governance-Gesetz der EU schlägt in solch eine Kerbe: Es reguliert, wie Daten von Behörden und Unternehmen Innovationen befeuern können – allerdings unter Berücksichtigung von Wettbewerbsregulierung und Datenschutz. Ziel ist es, digitale Daten sicher und effizient für beispielsweise medizinische oder KI-Forschung nutzbar zu machen. Ein positiver und durchaus gewünschter Nebeneffekt: Klare Regeln kurbeln die Datenwirtschaft an.

Wir sehen hier klar ein Bekenntnis zur Digitalisierung als Standortfaktor. Je eindeutiger sich die Regularien für Data Sovereignty abzeichnen, desto konstruktiver kann sich der diesbezügliche Austausch zwischen EU, USA und Asien entwickeln. Ziel ist eine offene, innovationsfördernde und vertrauenswürdige Datenwirtschaft End-to-End.

Die Cloud rettet über Lieferkettenprobleme hinweg
COVID-19 belastet die weltweite Lieferkette stark. Die Auswirkungen auf Transportwege zu Lande, im Wasser und in der Luft waren schwer vorhersehbar – auch, weil der absolute Nachfrageeinbruch nur kurz währte.

Wo möglich suchen Unternehmen nach Alternativen, die es im IT-Bereich glücklicherweise gibt. Kommt es beispielsweise zu Lieferverzögerungen im Infrastrukturbereich, können Dienste aus der Cloud oft ein vollwertiger Ersatz sein. Das hat im Jahr 2021 gut funktioniert. Auch dieser Trend wird sich demnach beschleunigen: Cloud-Dienste werden 2022 im B2C-, und B2B-Bereich vielfältiger.

Kleines Fazit
2022 wird das Jahr der Digitalisierung. Sie wird weiter von der Pandemie getrieben, Unternehmen erkennen aber zunehmend den Nutzen für Umwelt, Mitarbeiter, Kunden und den Geschäftserfolg und treiben diese aus eigener Motivation voran. Damit rücken Themen wie die Rechtssicherheit im internationalen Datenaustausch in den Vordergrund. Wir erwarten daher im neuen Jahr grosse Fortschritte in vielen IT-Bereichen, unter anderem der Cyber-Security und Cloud-Diensten.

Anmerkungen
[1] Statista, Marktvolumen für IT-Security-Services in der Schweiz, 2020
[2] Watts Innovating, A Yottabyte by 2030, 2021
[3] IDC, IDC FutureSape 2022 Predictions, 2021.

www.netapp.de