Interview mit der Vorstandsvorsitzende des KADEM

Was hat KADEM nach den Erdbeben in 10 Provinzen zusammen mit Kahramanmaraş in erster Linie getan?
Als Stiftung Frauen und Demokratie (KADEM) haben wir uns schnell zusammengefunden und vom ersten Moment an, als wir von dem Erdbeben erfahren haben, eine Lagebeurteilung vorgenommen. Unmittelbar nach unseren Treffen mit AFAD und dem Roten Halbmond haben wir einen Hilferuf getätigt, und riefen über unsere sozialen Medien-Konten für Blutspenden und dringende Bedürfnisse auf. In erster Linie haben wir dicke Winterkleidung wie Decken, Schlafdecken, Pullover, Fleece Pullover, Windeln, Babynahrung und Hygienesets für Frauen in die Region geschickt. Auch schickten wir koordiniert Treibstoff in die Region, da der Treibstoffbedarf sich vom ersten Tag an als notwendig herausstellte. In den folgenden Tagen haben wir gemäß den Informationen, die wir aus der Region erhalten haben, die Materialien, die den Bedarf der Region decken, mit Spenden von KADEM besorgt, sie mit dem hingebungsvollen Einsatz unserer Mitglieder und Freiwilligen verpackt, auf Lastwagen geladen und in die Region geliefert. In diesem Sinne haben wir mit all unseren Vertretungen, Mitgliedern, Freiwilligen und Spendern ein großes solidarisches Netzwerk geschaffen.

Können Sie die Erdbebenstudien und die Arbeitsweise von KADEM kurz zusammenfassen?
Wir sind im Wesentlichen eine Stiftung, die sich mit Interessenvertretung und akademischen Studien im Bereich der Frauen beschäftigt. Als unser Land jedoch vor einer so großen Katastrophe stand, war unsere Priorität natürlich alle Opfer, die das Erdbeben erlebt haben, und wir organisierten uns wie eine Wohltätigkeitsorganisation.

Gleich nach dem Erdbeben reisten unsere Vorsitzende des Stifterrats Sümeyye Erdoğan Bayraktar, unsere Vizepräsidenten und ein Team des Vorstands in die Region und besuchten die Erdbebenopfer. Wir teilten ihren Schmerz und gaben ihnen das Gefühl, dass sie nicht allein waren, und verteilten unsere Geschenkpakete an die Familien und die Spielzeuge an die Kinder. Wir haben ihre Bedürfnisse erfahren, indem wir sie persönlich gefragt haben. Darüber hinaus informieren uns unsere Provinzvertreter von KADEM jeden Moment weiterhin über die Situation in der Region.

Gleichwohl haben wir spezielle Studien für Erdbebenopfer, insbesondere für Frauen und Kinder gestartet. In diesem Zusammenhang konnten wir mit den großen Anstrengungen unserer Mitglieder und Freiwilligen ernsthafte Hilfe für die Region leisten und gleichzeitig mobile Frauenhilfezentren für die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Kindern schaffen. In unseren mobilen Zentren leisten Sozialarbeiter, Psychologen und KADEM-Freiwillige nicht nur psychologische Unterstützung für Erdbebenopfer, sondern begleiten sie auch dabei, ihre vom Staat und Organisationen gewährten Rechte zu erreichen.

Wie und in welchen Mengen hat KADEM bisher in die Region Hilfe geliefert?
Unsere Hilfsaktion, die wir vom ersten Tag an gleichzeitig in unseren 53 Vertretungen mit dem Slogan „Tag der Solidarität“ gestartet haben, fand in der ganzen Türkiye große Unterstützung. Dabei ist natürlich auch die Größe der Katastrophe sehr effektiv. Wie wir bereits gesagt haben, führen wir unsere Hilfe vom ersten Moment an in Abstimmung mit dem Präsidium für Katastrophen- und Notlagenmanagement (AFAD) und dem türkischen Roten Halbmond (Kızılay) durch. Wir decken die uns mitgeteilten Bedürfnisse auf dem schnellsten Weg mit der Bargeldhilfe unserer großzügigen Leute. Mit der bisher gesammelten Menge in der Höhe von ungefähr 12 Millionen TL haben wir 4 Lastwagen mit Nahrungsmitteln, 2 Lastwagen mit Wasser, 3 Lastwagen mit Treibstoff, 2 Lastwagen mit Windeln, Babykeksen, Feuchttüchern und Damenhygienesets, außerdem 3.500 Decken, 8.000 Schals, Baskenmützen und Handschuhen, 25.000 Hygienesets, 5.000 Regenmänteln; Frauen, Herren- und Kinderunterwäsche für 65.000 Personen, 22.000 Thermo-Sportanzüge für Damen, Herren und Kinder, 1.000 Power Banks, 2.000 Damenschals, 250 kleine Gas-Container, 30.000 Paar Socken, 110 Zelte und 110 Öfen in die Region geliefert. Wir beabsichtigen, unsere Hilfsaktion entsprechend den Bedürfnissen der Region regelmäßig fortzusetzen.

Abgesehen von lebenswichtigen Bedürfnissen der Frauen und ihrer Kinder, die vom Erdbeben betroffen sind, welche Art von Arbeit leisten oder planen Sie als eine Nichtregierungsorganisation, die sich für Frauenrechte einsetzt in Zukunft?
Natürlich ist es unser vorrangiges Ziel, dass Frauen in einer besseren Welt auf den Beinen stehen, im Frieden mit sich selbst, mit der Gesellschaft, in der sie leben, und mit dem Leben. Wie Sie jedoch wissen, wird unser Land derzeit mit einer Katastrophe getestet, die hinsichtlich ihrer Schwere, Dauer und Fläche als gewaltig bezeichnet werden kann. Unsere Anstrengungen und Gebete sind dafür, diese sehr schmerzhaften Tage so schnell wie möglich zu überwinden und unsere Wunden zu heilen, während wir unsere Verluste betrauern. Darauf richten wir jetzt unsere ganze Energie. Gegenwärtig werden die Grundbedürfnisse der von Erdbeben betroffenen Menschen weitgehend durch die Zusammenarbeit von Staat und Zivilgesellschaft gedeckt. Doch neben den dringenden Bedürfnissen wie Unterkunft und Nahrung brauchen die Menschen in der Region, die sehr schwierige Zeiten durchmachen, auch große psychologische Unterstützung. Unser Zentrum für Frauenunterstützung, das wir kürzlich in dem Istanbuler Stadtviertel Edirnekapı gegründet haben und in der Zeit in der ganzen Türkei eröffnen wollen, hat vom ersten Tag an mit der Arbeit an diesem Thema begonnen. Wir haben einen Fahrplan zur psychosozialen Unterstützung der von Erdbeben betroffenen Menschen erstellt. Im Rahmen dieses Fahrplans haben wir vor, die praxisorientierte psychologischen Erste-Hilfe-Maßnahmen unter Beteiligung unserer freiwilligen Mitarbeiter auszubauen und die Zahl unserer mobilen Frauenhilfestellen zu erhöhen. Gleichzeitig werden unsere Experten vor Ort sein, um soziologische Auswertungen im Erdbebengebiet vorzunehmen.

In diesem Sinne erwarten uns eine viel längere Arbeitszeit und lebhafte Tage. Unsere Hoffnung ist unsere Überzeugung, dass wir als Nichtregierungsorganisationen bei diesen Erdbeben eine große Prüfung überstanden haben und dies auch weiterhin tun werden. Ich möchte all unseren Mitgliedern und freiwilligen Mitarbeitern meinen Dank aussprechen, die an uns geglaubt und uns auf diesem langen Weg nicht allein gelassen haben.