Persönlich beschäftige ich mich seit einigen Jahren mit der Finanzierung von Jungunternehmen – ein oft zeitraubender und ineffizienter Prozess, bei welchem ich mich oft gefragt habe, ob man diesen mit Hilfe des Internets nicht effizienter gestalten könnte. Als ich dann zum ersten Mal von Crowdfunding gehört habe, sah ich darin eine mögliche Lösung für mein Problem. Im April 2011 habe ich zusammen mit meinen beiden Mitgründern c-crowd.com ins Leben gerufen, die damals erste Crowdfunding-Plattform der Schweiz. Heute fokussieren wir uns auf die Finanzierung von Unternehmen sowie kommerziellen Projekten, unterstützen aber auch einen wohltätigen Zweck. Mit der Plattform wollen wir eine Alternative zu den herkömmlichen Finanzierungswegen sowie Investitionsmöglichkeiten anbieten, welche nicht nur einen finanziellen, sondern auch einen emotionellen Return ermöglichen.

Vorteile und Einsatzmöglichkeiten

Die zunehmende Beliebtheit von Crowdfunding zeigt insbesondere auf, dass Kapitalgeber anfangen, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Macht es wirklich Sinn, mit den nächsten ersparten 5000 Franken zusätzliche Fondsanteile zu kaufen, an welchen in erster Linie die Bank Geld verdient, oder soll ich wirklich eine grosse Stiftung unterstützen, bei welcher ich nicht genau weiss, was mit meinem Geld passiert? Kapitalgeber wollen in der heutigen Zeit vermehrt ihr Geld gezielter einsetzen und sind diesbezüglich auch bereit, neue Wege zu gehen. Somit bekommen kleine wohltätige Projekte mit einem klaren Fokus, vielleicht sogar aus dem geografischen Umfeld des Kapitalgebers, Jungunternehmer mit einer tollen Idee oder lokale Künstler plötzlich einen anderen Stellenwert. Zudem leistet der Kapitalgeber meistens einen überschaubaren finanziellen Beitrag, was das Risiko kleiner hält.

Crowdfunding erlaubt dem Kapitalgeber, sein Geld emotionell einzusetzen, was bei einem Fondsanteil oder einer globalen Stiftung kaum möglich ist. Dieser kann, sofern gewünscht, den wohltätigen Zweck, Künstler oder Jungunternehmer mit persönlichen Kontakten und Ideen unterstützen und wird somit Teil des Projektes. Dies ist auch für den Projekt-Initiator von grossem Interesse, denn ein zufriedener Kapitalgeber spricht im persönlichen Umfeld gerne über «seine» Projekte, was wiederum einen Hebeleffekt bezüglich Visibilität und zusätzlichem Kapital auf das Projekt hat.

Schwieriger Start

Für Jungunternehmer ist es heutzutage immer schwieriger, an Investoren zu kommen, insbesondere wenn das bekannte «Friends, Family & Fools»-Netzwerk nicht oder kaum vorhanden ist. VC-Investoren scheuen zunehmend das Risiko und investieren selten in Unternehmen, welche ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen, eine Bankfinanzierung ist noch schwieriger. Hier bietet Crowdfunding den Jungunternehmern eine geeignete Plattform, auf welcher sie sich einer grossen Anzahl von möglichen Investoren präsentieren können. Eine Finanzierung via Crowdfunding zu erhalten, ist, neben der Alternative zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten, auch für Jungunternehmer ein spannender Test für deren Businessmodell. Sollte er es nicht schaffen, die Masse von seinem Vorhaben zu überzeugen, so sollte er sich vielleicht grundlegende Gedanken machen, ob er mit seiner Geschäftsidee überlebensfähig ist oder nicht.

Eine Eigenkapital-Finanzierung via Crowdfunding zu finden, ist leider nicht in allen Ländern möglich und hängt sehr stark von den lokalen Regularien ab. In der Schweiz können Unternehmer unter bestimmten Bedingungen (Aktiengesellschaft, Emissionsprospekt) Anteile an mögliche Investoren anbieten; unsere Plattform www.c-crowd.com hat diesbezüglich speziell ein Ruling der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA eingeholt, um sicherzustellen, dass unsere Aktivitäten ihr nicht unterstellt sind.

Seriöses Vorgehen

Mit unserer Plattform c-crowd.com glauben wir stark daran, dass sich Unternehmensfinanzierungen durch Crowdfunding längerfristig etablieren werden. In der heutigen Zeit sehen wir vor allem Projekte mit überschaubaren Finanzierungsvolumen (< CHF eine Million) im Vordergrund. Mit der steigenden Bekanntheit des Crowdfunding werden auch die Investitionssummen steigen. Wichtig ist natürlich, dass die steigende Bekanntheit durch erfolgreiche Projekte getragen wird. Aus diesem Grund legen wir bei c-crowd.com sehr viel Wert auf seriöse Projekte. Der Unternehmer muss eine ganz klar definierte Liste von Informationen einreichen, welche wir dann auf deren Plausibilität prüfen. Erst nachdem wir zusätzlich das Geschäftsmodell mit dem Unternehmer persönlich besprochen und hinterfragt haben, setzen wir das Projekt mit den gesamten Informationen auf unsere Plattform.

Dann liegt der Ball beim Investor, welcher die Informationen selber prüfen muss, bevor er seinen Investitionsentscheid fällt. Bei c-crowd.com geben wir keine Investitionsempfehlungen ab, die Verantwortung liegt voll und ganz beim Investor. Bei Interesse reicht der Investor über die Plattform eine rechtlich nicht verbindliche Investitionszusage ein. Wenn der Unternehmer sein Finanzierungsziel erreicht, so kontaktiert er alle Investoren mit dem Zeichnungsschein sowie Aktionärsbindungsvertrag. Nach erfolgter Unterschrift überweist der Investor das Geld auf das Kapitaleinzahlungskonto des Unternehmens, welches dann die Kapitalerhöhung ganz normal durchführt. Somit werden die Investoren direkte Aktionäre des Unternehmens und können so ihre Investition unterstützen und hoffentlich zum Erfolg führen.

Obwohl der Unternehmer mit Crowdfunding eine grosse Anzahl von neuen Aktionären gewinnt, behält er mit dieser Art von Finanzierung die Kontrolle über den Prozess. Die Bewertung seines Unternehmens legt der Unternehmer fest, sie ist im Crowdfunding-Prozess nicht verhandelbar, genauso wie die Anzahl der neuen Investoren, welche er durch eine Mindestinvestition pro Person festlegt. Somit ist der Machtverlust für den Unternehmer kontrollierbar und genau abschätzbar. Zusätzliche «Ordnung» kann auch erreicht werden, indem die Stimmen der neuen Crowdfunding-Aktionäre zum Beispiel vertraglich gebündelt und durch einen Crowdfunding-Aktionär vertreten werden.

Beispiele und ihre Helfer

Als konkrete Beispiele möchte ich hier zwei Unternehmen erwähnen, welche über c-crowd.com finanziert wurden. Einerseits die Firma SuitArt AG, welche eine Kapitalerhöhung von CHF 550›000.– über c-crowd finanziert hat. Diese Finanzierung dauerte vier Monate und wurde von 24 Investoren getragen. Andererseits die Design Thinking Startup AG, ein Spin-off der HSG St. Gallen, welche das Gründungskapital von CHF 110›000.– innerhalb von zwei Monaten bei 56 Investoren gefunden hat.

Je mehr Aktionäre ein Jungunternehmer hat, desto mehr «Helfer» hat er. Jede Person, welche via Crowdfunding in ein Jungunternehmen investiert, hat das Interesse, «sein» Unternehmen nach vorne zu bringen, und wird seine Investition sowie deren Produkt/Dienstleistung aktiv im eigenen Kontaktnetzwerk verbreiten. Natürlich ist hier auch der Unternehmer gefragt, denn es ist wichtig, mit seinen Aktionären ein gutes Verhältnis zu haben und diese kontinuierlich über den Fortschritt zu informieren. Diese Informationspflicht des Unternehmers ist auf c-crowd.com Standard und vertraglich geregelt.

Ein einfaches Beispiel: Ein Jungunternehmer sucht Geld für ein neues Produkt, welches er produzieren und verkaufen möchte. Durch Crowdfunding hat er 100 neue Aktionäre gefunden und kann somit das Produkt herstellen. Diese 100 Aktionäre werden nicht nur sein Produkt kaufen, sondern werden auch mit ihren zehn engsten Kontakten darüber sprechen. Somit kennen bereits 1000 mögliche Kunden das Produkt, dies nur wegen der Finanzierung durch Crowdfunding.

Brücke zwischen den Generationen

Firmen, welche sich über Crowdfunding finanzieren lassen, haben bereits eine Unternehmenskultur, geprägt durch Offenheit gegenüber neuen Finanzierungsmöglichkeiten, Transparenz und grössere Aktionärskreise. Diese Unternehmen suchen allerdings auch (noch) nicht Investorengelder in Millionenhöhe. Je länger sich aber Crowdfunding im Markt als erfolgreiche Finanzierungsmöglichkeit behauptet, umso mehr wird der Markt die Firmenkultur eines Crowdfunding-Unternehmens bestimmen. Dasselbe gilt auch für die Investoren, die heute wohl eher jünger und innovativ sind, aber in Zukunft genauso gut älter und traditionell sein können. Diesbezüglich versucht c-crowd die Brücke zwischen den Generationen zu schlagen, indem wir spannende Events organisieren, an welchen sich die Unternehmen präsentieren, und somit den physischen Kontakt zu den diversen Investoren zu pflegen.

Philipp Steinberger ist Geschäftsführer der c-crowd AG

www.c-crowd.com

Die Masse in Bewegung ist der entscheidende Hebel bei Crowdfunding.

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